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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gesprächspartner und überlegte, ob er mit einem Wichtigtuer konfrontiert worden war, oder ob es sich tatsächlich um einen profunden Kenner des Energiesektors handelte. Er entschied sich für Letzteres, zumal ihm der Name Taler aus Zeitungsartikeln in positiver Erinnerung geblieben war.
    »Wir haben einen Fehler gemacht«, räumte Taler ein und ließ es etwas zurückhaltender klingen. »Wir haben diese Drohbriefe nicht ernst genommen. Das lässt sich nicht mehr ändern – doch im Moment halten wir es für geboten, alles, was uns wichtig erscheint, voll und ganz aufzudecken.«
    »Davon bin ich eigentlich bisher ausgegangen«, knurrte Häberle.
    »Davon konnten Sie auch ausgehen«, entgegnete Taler schnell. »Aber jetzt, nachdem Frau Rothfuß verschwunden ist, sollten Sie vielleicht ein paar Dinge wissen, die möglicherweise nur peripher von Bedeutung sind. Vielleicht auch gar nicht.«
    »Woher wissen Sie, dass Frau Rothfuß verschwunden ist?«, hakte der Chefermittler nach.
    Taler stutzte. »Herr Bodling hat mich angerufen und es erzählt.«
    Häberle nickte verständnisvoll. »Man hat ihre Wohnung verwüstet, vermutlich etwas gesucht.«
    »Und auch gefunden, nehm ich an?«, fragte Taler vorsichtig nach.
    »Das wissen wir noch nicht – vor allem wissen wir es deshalb nicht, weil wir keine Ahnung haben, wonach gesucht worden ist. Wissen Sie es?«
    Taler zuckte mit den Schultern und fühlte sich auf dem hölzernen Besucherstuhl sichtlich unwohl. Er war wohl Besseres gewohnt. »Es fällt schwer, sich etwas vorzustellen. Frau Rothfuß ist in keine Entscheidungsprozesse eingebunden und nur eine Aushilfskraft, auch wenn sie relativ oft gerufen wird.«
    »Sie ist Aushilfssekretärin«, stellte Häberle fest. »Zwar hat sie keine Entscheidungsbefugnis, das ist klar, aber sicherlich Einblicke in wichtige Geschäftsvorgänge.«
    »Davon kann man ausgehen. Und mit den heutigen technischen Möglichkeiten lassen sich gigantische Datenmengen ruckzuck kopieren und auf einem winzigen Speicherstick im Tanga versteckt nach Hause tragen.« Er deutete ein Grinsen an. Häberle fragte sich, weshalb er vermutete, der Speicherstick könnte ausgerechnet in einem solchen Kleidungsstück aus dem Büro geschmuggelt worden sein.
    »Was mir durch den Kopf gegangen ist, als ich erfahren habe, dass man sie gekidnappt hat …«
    »Gekidnappt?«, unterbrach ihn Häberle verwundert. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nun ja«, gab sich Taler wie gewohnt locker. »Eine junge Frau verschwindet, man verwüstet ihre Wohnung, wie Sie sagen – da liegt es doch nahe, dass sie jemand gekidnappt hat.«
    »Und Lösegeld fordert?«
    »Nicht unbedingt. Man könnte statt Lösegeld etwas anderes fordern. Denken Sie an die Drohbriefe. Aber«, er wollte sich von seinen Überlegungen nicht abbringen lassen, »es könnte doch sein, dass Frau Rothfuß rein privat in etwas hineingeraten ist, das ihr jetzt zum Verhängnis geworden ist.«
    »Sie meinen – Männer, Sex, Fremdgehen?« Häberle hatte bereits auf solche Theorien gewartet.
    »Für Frau Rothfuß war Fremdgehen kein Thema, wenn ich das mal so formulieren darf. Sie war Single. Aber sie war hübsch, jung, charmant. Damit hatte sie alle Chancen.«
    Häberle fragte dazwischen: »Was heißt da war? Wieso sprechen Sie in der Vergangenheitsform?«
    Taler war für einen Moment verlegen, was selten vorkam, hatte sich aber sofort wieder im Griff. »Dumm von mir. Sie haben recht. Ich wollte sagen, dass sie bei verheirateten Männern alle Chancen hat.«
    »Und dabei vielleicht Dinge erfahren hat, die sie nicht wissen sollte«, ergänzte Häberle etwas lustlos. Es waren immer wieder dieselben Verschwörungstheorien, die genau dann ihre Runde machten, wenn den Spekulationen Tür und Tor geöffnet wurden. »Haben Sie denn einen Grund für solche Vermutungen?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich gehe davon aus, dass Sie den Computer in ihrem Büro überprüfen werden. Da gibt es ein Foto, das sie ihrer Kollegin als Bildschirmschoner aufgespielt hat. Es wurde irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen, wo sie mit einem Bekannten gewesen ist.«
    »Ach?« Häberles Interesse stieg wieder. »Woher wissen Sie das denn?«
    »Hat sie mir selbst erzählt. Man muss nur mit den Leuten schwätzen.« Er fügte mit gewissem Stolz in der Stimme an: »Herr Bodling hat mich beauftragt, mich ein bisschen umzuhören. Wer was weiß und so weiter. Das hab ich getan. Und wie Sie sehen, erfolgreich getan.«
    »Und wer war dieser Bekannte, mit

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