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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zeitung zusammen. »Seit eineinhalb Wochen. Sie kommen wegen dem Mann, der allein unterwegs ist?«
    »Es passiert nämlich nicht oft, dass man auf dem Campingplatz Alleinreisende trifft, die lange da bleiben«, gab die Frau zu bedenken. »Und wenn, dann sind es meist Einzelgänger, die eine Rundreise machen und am nächsten Tag wieder weg sind.«
    »War er denn den ganzen Tag über da – oder ist er geradelt?« Häberle besah sich die mit Sträuchern umgebenen Parzellen, während über ihnen ein tief fliegendes Sportflugzeug vermutlich in einen Landeanflug überging. Es gab also einen Flugplatz in der Nähe.
    »Wir sind nicht immer am Platz«, warf der Mann mit badischem Dialekt ein. »Und außerdem beobachten wir die Nachbarn nicht. Manche sind tageweise unterwegs, wenn sie von hier aus einen Ausflug machen.«
    »Diesen Herrn aus UL«, unterbrach ihn seine Frau, »also aus Ulm, den haben wir ein paar Tage nicht gesehen. Muss aber nichts zu bedeuten haben. Vielleicht hat er sich ein Fahrrad gemietet und ist die Elbe rauf- und runtergefahren.«
    In der Tat, dachte Häberle – es gab viele Möglichkeiten.
     
    *
     
    Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sich in der Hütte jemand befand. Das SEK war immer näher herangerückt – ganz so, wie sie es schon oft geübt hatten. Niemand, der das gesehen hätte, wäre auf die Idee gekommen, dass ein Großeinsatz unmittelbar bevorstand. Selbst eine radelnde Familie, die mit zwei Kindern wieder dem Uferweg entgegenstrebte, hatte nichts bemerkt.
    Ein Beobachtungsposten hatte das Donauufer von der anderen Seite im Visier und war in Funkkontakt mit dem Einsatzleiter, der in einem Zivilfahrzeug saß, an dessen Windschutzscheibe zur Tarnung das Schild ›Forst‹ angebracht war. Als er per Funk den letztendlichen Befehl zum Eingreifen gab, ging alles gleichzeitig und so schnell, dass Außenstehende wie gelähmt gewesen wären.
    Mehrere Männer, die olivgrüne Einsatzoveralls trugen, überwanden den Bachlauf, andere griffen vom Weg her an, gingen hinter den dicken Bäumen in Deckung, zogen ihre Maschinenpistolen und rannten nahezu lautlos an die Gebäudeecken. Eine weitere Gruppe war durchs dichte Gestrüpp aus Richtung Staustufe zur Eingangstür gestürmt, woraufhin sofort einer der Männer mit einem Spezialwerkzeug das Vorhängeschloss aufhebelte. Weil eine weitere Schließvorrichtung vorhanden war, steckten sie ein Brecheisen in den schmalen Spalt zwischen Türblatt und Rahmen und innerhalb weniger Sekunden krachte und splitterte das weiche Holz. Unterdessen sicherten weitere Kräfte die Szenerie mit vorgehaltenen Maschinenpistolen ab. Noch immer wurde kein Wort gesprochen.
    Die Männer wuchteten die aus den Fugen geratene Eingangstür vollends auf. Holzstücke brachen ab, das Metall des herausgesprungenen Schlosses schepperte. Tageslicht fiel in einen finstren Raum. Strenger Geruch nach Urin und Kot schlug ihnen entgegen.
    Einer der Männer ließ eine handliche Halogenlampe aufleuchten, während die anderen mit ihren Maschinenpistolen links und rechts der Tür Position bezogen. Weitere Einsatzkräfte drangen in den Raum vor, der nur wenige Quadratmeter maß und leer war.
    »Hilfe!« Eine schwache Stimme war zu vernehmen, zitternd, ängstlich – die Stimme einer Frau. Die Männer verharrten für den Bruchteil einer Sekunde, lauschten und sofort wurde ihnen klar, woher die Stimme kam. »Hilfe!«, hörten sie ein zweites Mal das Rufen. Es kam aus dem angrenzenden Raum, in den eine geschlossene Tür führte. Die Männer wussten, was zu tun war. Sie postierten sich links und rechts davon, die Waffen im Anschlag. Jetzt zeigte sich, wie gut ihr Team funktionierte: Der Wortführer zog sein kleines Funkgerät aus dem Overall und übermittelte den Kollegen draußen, dass der Zeitpunkt zum Aufbrechen des Fensterladens gekommen sei. Er zählte leise auf drei, sodass es sowohl durchs Funkgerät als auch für die Männer neben ihm hörbar war. Falls sich in dem Raum ein Täter aufhielt, würde er durch das zeitgleiche Vorgehen überrascht und kaum zu einem klaren Handeln fähig sein. Effekte dieser Art waren schon vielen Verbrechern zum Verhängnis geworden. Und wenn es sein musste, konnte das SEK eine ganze Palette von unliebsamen Schockmitteln aufweisen. Bis hin zu Blendgranaten und vorgetäuschten Explosionen.
    Hier jedoch, wo sich kein Täter bemerkbar gemacht hatte, schienen einfachere Methoden ausreichend zu sein. Aber rein vorsorglich hatte sich der Einsatzleiter trotzdem für einen

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