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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sichtbar erleichtert. »Da war irgendetwas an einem Isolator. Eine Kleinigkeit. Völlig unbedeutend.«
    Häberle nahm es kommentarlos zur Kenntnis und ging zur Tür. Noch bevor sie vom Hausherrn geöffnet werden konnte, fiel ihm etwas ein: »Kommen Ihnen eigentlich häufig Stromzähler abhanden?«
    Der Firmenchef blieb verwundert stehen und wusste nichts mit dieser Frage anzufangen. »Stromzähler?« Er zögerte. »Stromzähler aus Privathaushalten?«
    »Ja, diese schwarzen Kästen mit der rotierenden Scheibe.«
    Bodling konnte die Frage nicht zuordnen. »Hat das etwas mit dieser Geschichte zu tun?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern und lächelte gutmütig. »Wenn wir am Anfang eines Falles immer wüssten, was alles damit zu tun hat, wären wir froh. Wir haben halt so ein Ding gefunden, so einen Zähler.«
    »Bei der Leiche?«
    »Dort draußen am See. Deshalb die Frage: Kommen solche Zähler häufig abhanden?«
    »Müsste ich nachfragen. Aber diese schwarzen Kästen, von denen Sie sprechen, werden ohnehin nach und nach ausgemustert. Wir stellen auf digitale um. Müssen wir sogar. Denn künftig soll der Kunde ablesen können, wie viel Strom er augenblicklich verbraucht. Der Gesetzgeber will das so.« Er bemerkte, dass Häberle kein großes Interesse mehr an diesem Thema hatte. »Aber wenn der Diebstahl der alten Kästen ein großes Thema wäre, wüsste ich das«, kam Bodling wieder zur Sache. »Die ganze Zählersache liegt in der Kompetenz unserer Prüfstelle. Zähler sind zum Großteil unser Eigentum – es sei denn, es handelt sich um sogenannte private Unterzähler, wenn Hausbesitzer den Verbrauch einzelner Räume oder Gebäudeteile intern abrechnen wollen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Hauptzähler verschwindet.«
    »Von denen jeder sicher eine Nummer hat?«
    »Ja, natürlich. Nummer und Code. E steht für Elektrizität, A für Baden-Württemberg, 51 für unsere Prüfstelle und dann folgt das Jahr der letzten Prüfung. Wenn Sie uns das aufgefundene Gerät zur Verfügung stellen, können wir ziemlich schnell feststellen, ob es aus unserem Netzbereich stammt und wo es zuletzt installiert war.« Bodling griff nach der Klinke der Vorzimmertür. »Falls Sie die Themen Zähler und Stromabrechnung interessieren, kann ich Ihnen auch einen Gesprächspartner vermitteln. Sie können sich kaum vorstellen, was unsere Außendienstmitarbeiter von der Inkassoabteilung mitmachen und sich anhören müssen.«
    »Mit säumigen Zahlern, meinen Sie?«
    »Vor allem dann«, griff Bodling die Feststellung des Kommissars auf, »wenn’s so weit ist, dass der Strom abgestellt werden muss – was übrigens erst nach mehrmaligen Mahnungen der Fall ist. Da werden unseren Leuten schon mal Prügel angedroht.«
    »Herr Büttner hatte damit aber nichts zu tun?«
    »Nein, Herr Büttner ist bei seiner Tätigkeit nicht mit der Kundschaft in Berührung gekommen. Der …«, fügte Bodling an, »der hat es mit ganz anderen Kalibern zu tun. Mit ganz anderen. Die holen zwar keinen Prügel raus, sind aber nicht minder gefährlich.«
    Häberle ließ die Worte auf sich wirken.

12
    Sie fühlte sich schlapp, doch war sie darauf bedacht, gegenüber ihren Mitarbeiterinnen stets kraftvoll und energiegeladen zu wirken. Gaby Büttner wollte sich nicht eingestehen, dass ihr 50. Geburtstag mit Riesenschritten auf sie zukam. So sehr sie sich auch bemühte, die Zeit zu verlangsamen, umso mehr wurde ihr schmerzlich bewusst, dass es ein vergeblicher Kampf gegen die Naturgesetze war. Sobald derlei Gedanken aufkamen, stürzte sie sich noch heftiger in ihre Arbeit, um die Angst vor dem Älterwerden zu verdrängen. Inzwischen musste sie sich eingestehen, dass es eine sinnlose Flucht war.
    Seit sie vor acht Jahren Inhaberin dieser Zeitarbeitsfirma geworden war, blieb kaum noch Zeit für Privates. Dass ihr Mann kein Verständnis dafür aufgebracht hat, obwohl das Geschäft florierte, hatte sie nervlich nicht mehr verkraftet. Sie fühlte sich missverstanden und letztlich auch missachtet.
    Ihre Schmerzgrenze war zwar hoch gewesen, aber dass der Tag kommen und sie ihn verlassen würde, hatte sie längst gespürt. Übermorgen würde es vier Wochen her sein, stellte sie fest, als ihr Blick auf den Terminkalender fiel. Seither war viel geschehen. Sehr viel. War sie anfangs in tiefe Depressionen versunken, so gab es nun seit Kurzem einen Lichtblick. Wenn sie daran dachte, schien ihr Körper Glückshormone zu produzieren und einen sanften Teppich über die

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