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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zulächelte und ihn in das geräumige Büro führte.
    Rupert Bodling zeigte sich vom schnellen Erscheinen des Kommissars angetan und bot ihm einen Platz am Besprechungstisch an. »Wenn sich das bewahrheiten sollte, sind wir zutiefst betroffen«, begann er das Gespräch mit ernster Miene, um hinzuzufügen: »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Häberle lehnte dankend ab. »Wenn es sich um Ihren Mitarbeiter handelt, werden wir das schnell klären können.«
    »Ich geh natürlich davon aus, dass Sie unseren Hinweis zunächst vertraulich behandeln«, entgegnete Bodling und spielte mit einem blauen Kugelschreiber. »Denn es könnte ja sein – was wir noch immer hoffen –, dass wir uns irren. Allerdings …« Er suchte nach einer passenden Formulierung. »Allerdings sind sich seine direkten Kollegen ziemlich sicher, nachdem sie vorhin in den Radionachrichten die Personenbeschreibung gehört haben und Herr Büttner nicht zur Arbeit erschienen ist.«
    »Und Herr Büttner hätte heute arbeiten sollen?«, erkundigte sich Häberle und verschränkte die Arme, wie er dies immer tat, wenn er angestrengt einem Gespräch folgte.
    »Ja, wir waren schon heute Vormittag in Sorge. Er sollte uns von einer Informationsreise nach Leipzig berichten, wo er bis vergangenen Mittwoch war.«
    »Aber heute ist bereits Montag.«
    »Herr Büttner hatte den Brückentag als Urlaub angehängt und wollte heute wiederkommen.«
    »Leipzig?«, hakte der Kommissar nach.
    »Ja, Leipzig. Wegen der Strombörse.« Bodling wurde bewusst, dass der Kriminalist damit vermutlich wenig anfangen konnte. »Dort wird die elektrische Energie gehandelt.« Er stockte kurz. »Und der Preis gemacht.«
    Mit einem Schlag kam Häberle die Stromnachzahlung in Erinnerung, die ihn im Dezember geschockt hatte. Allerdings war für seinen Wohnort die EnBW zuständig, die Energieversorgung Baden-Württemberg. Das Albwerk hingegen, so glaubte er zu wissen, beschränkte sich auf den weiter südlich gelegenen Landstrich, war jedoch zusätzlich am Kaiserstuhl engagiert und seit Kurzem wohl auch am Bodensee. Die Firmengeflechte in Deutschland, diese Erfahrung hatte Häberle bei seinen vielfältigen Recherchen in Wirtschaftskreisen gemacht, erschienen dem Laien manchmal äußerst verworren und undurchsichtig.
    »Was genau macht Herr Büttner bei Ihnen?«
    »Herr Büttner gehört zu einem dreiköpfigen Team, das die Entwicklung an der Börse im Auge behält«, erklärte Bodling. »Dazu müssen Sie wissen, dass wir als regionales Versorgungsunternehmen von den Börsenpreisen abhängig sind. Je günstiger wir unseren Strom einkaufen, desto konkurrenzfähiger sind wir.«
    Häberle zögerte. »Und desto größer Ihr Gewinn.« Es klang provokativ.
    »Was heißt Gewinn, Herr Häberle?«, trug Bodling eine äußere Gelassenheit zur Schau. »Wir müssen uns am Markt orientieren. Seit sich jeder Verbraucher seinen Stromversorger selbst aussuchen kann und die Medien nahezu täglich reißerisch berichten, wer wieder angeblich der Günstigste sein soll, kann es sich kein Unternehmen mehr leisten, satte Gewinne einzustreichen.«
    Häberle wollte eine Grundsatzdiskussion vermeiden. Jedenfalls hatte er davon gehört, dass zumindest die Branchenriesen noch immer kräftig Kasse machten. Aber auch diese Genossenschaft, so schoss es ihm durch den Kopf, zahlte bisher alljährlich eine gute Dividende an ihre Mitglieder aus. Bis zu 20 Prozent sollten es in der Vergangenheit gewesen sein, doch waren die Anteile streng limitiert und auf 500 Euro begrenzt. Keiner der ›Genossen‹ konnte also von seiner Dividende reich werden.
    Häberles Feingefühl war ausgeprägt genug, um solche Themen im Moment nicht anzusprechen.
    »Was wissen Sie von Herrn Büttners persönlichem Umfeld?«, fragte er deshalb weiter.
    Bodling überlegte. »Nicht sehr viel – und manches auch nur vom Hörensagen. Herr Büttner ist ein außerordentlich gewissenhafter Mitarbeiter.«
    Häberle räusperte sich. »Sie können uns aber seine Wohnadresse sagen.«
    Bodling schlug einen Schnellhefter auf. »Ich habe mir die Daten geben lassen. Er wohnt am Kolpingweg.«
    Häberle schielte auf das Blatt und las Straßennamen und Hausnummer. Tolle Aussichtslage, dachte er. »Ist er verheiratet?«
    Über Bodlings Gesicht huschte der Ansatz eines Lächelns, das der Chefermittler nicht zu deuten vermochte. »Die Kollegen glauben zu wissen, dass er sich erst kürzlich von seiner Frau getrennt hat.«
    Häberle nickte. Eine Trennung war schließlich heutzutage

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