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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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meine, irgendwelche Antipathien oder Animositäten zwischen Mitarbeitern?«
    »Wo gibt’s die nicht, Herr Linkohr? Was in den einzelnen Abteilungen läuft, darüber kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen. Ich weiß nur so viel, dass es bei unserer Abteilung wunderbar läuft.«
    »Und Kontakte, na, sagen wir mal, persönlicher Natur?«
    »Mit Büttner? Ich sagte Ihnen doch, dass es die zu ihm nicht gab. Und was Schweizer anbelangt, nun ja, der ist geschieden.« Wieder das Lächeln. »Der hat ganz andere Interessen, wenn man es so ausdrücken darf.«
    »Und Beziehungen innerhalb des Betriebs?«
    Wollek zögerte einen Augenblick. »Sie meinen Affären? Da dürfen Sie mich nicht fragen. Was da so untereinander läuft, wer mit wem? Das meinen Sie doch? Nein, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Früher hat man das noch mitgekriegt, wenn die Kollegen mal ein privates Telefongespräch geführt und angefangen haben zu flüstern. Flöten hat man dazu gesagt. Aber heutzutage hat jeder sein Handy, geht mal schnell raus und telefoniert oder man schickt sich still und heimlich Mails. Das merkt niemand mehr. Was glauben Sie, was da tagtäglich durchs Netz gejagt wird?«
    Ein Glück, dachte Linkohr, dass noch nicht alles auf virtueller Ebene möglich war.
    »Aber was Sie vielleicht interessieren könnte«, Wollek erweckte damit Linkohrs Aufmerksamkeit, »Kollegen von Ihnen haben, soweit ich das mitgekriegt habe, bei uns wegen einer Zählernummer nachgefragt. Man hat wohl so ein Gerät an dem See gefunden.«
    Linkohr erinnerte sich schlagartig. Möglich, dass der Sonderkommission die Antwort schon vorlag.
    »Den Zähler hat sich Herr Büttner geben lassen, irgendwann im Herbst«, fuhr Wollek fort. »Und inzwischen wissen wir, dass er auch noch eine alte Schaltuhr mitgenommen hat.«
    Linkohr versuchte, diese Hinweise einzuordnen. Aber was machte dies für einen Sinn, wenn Herr Büttner eines der Geräte anschließend ins Gelände geworfen hat? »Weiß man denn, wozu er das alles gebraucht hat?«
    Wollek zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Der Kollege Büttner war ein Tüftler, um es mal so auszudrücken.«
    »Wie muss man das verstehen?«, hakte Linkohr nach.
    »So ganz genau weiß ich das nicht. Aber gesprächsweise hab ich mitgekriegt, dass er sich wohl ein Film- und Tonstudio eingerichtet hat. Doch fragen Sie mich bitte nicht, ob er dafür einen Stromzähler und eine uralte Schaltuhr gebraucht hat. Die Schaltuhr müsste sich ja in seiner Wohnung finden.«
    Linkohr wollte nichts dazu sagen. Ihm fiel spontan der Speicherstick ein, den ein Feuerwehrmann vor einem Fenster von Büttners Haus gefunden hatte. »Könnten Sie sich vorstellen, dass er sich auch für die Natur interessiert hat?«
    Wollek hob eine Augenbraue. »Natur? Wie meinen Sie das?«
    »Nun ja, für Pflanzen, Tiere, Umwelt.« Linkohr wusste nicht so recht, wie er es möglichst unverfänglich formulieren sollte.
    »Wer tut das nicht – sich für die Natur interessieren?«, entgegnete Wollek zögernd.
    Linkohr entschied, einen Schritt weiter zu gehen: »Zum Beispiel für Tiere, die vom Aussterben bedroht sind.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Wollek ließ seine Arme über die Seitenlehne des Sessels baumeln. »Helfen Sie mir auf die Sprünge«, forderte er Linkohr auf und ergänzte: »Falls Sie wissen wollen, ob ich auch schon an diesem Weiherwiesensee war, muss ich Sie enttäuschen. Ich fühl mich zwar inzwischen an und auf der Schwäbischen Alb heimisch, aber mit der Flora und Fauna habe ich’s nicht so sehr. Mich interessieren eher die historischen Bauwerke.«
    »Kirchen und Schlösser?« Linkohr täuschte Neugier vor, obwohl ihm viel mehr eine andere Frage unter den Nägeln brannte.
    »Nein, nicht Kirchen und Schlösser, sondern zum Beispiel der Ödenturm.«
    Der Jungkriminalist, der sich die Empfehlung Häberles zu eigen gemacht hatte, die engere Heimat zu erkunden, wusste natürlich, was gemeint war: Der historische Buckelquader-Turm, der seit rund 800 Jahren am Albtrauf oberhalb Geislingens allen Stürmen trotzte und während der Sommermonate auch bestiegen werden konnte. »Darf ich fragen, was Sie mit dem Turm zu tun haben?«
    Wollek lächelte. »Nennen Sie mich Turmwächter.« Er bemerkte Linkohrs Verwunderung und erklärte weiter: »Ein paar Mal im Jahr schiebe ich dort oben Dienst. Sonntags. Vorletztes Jahr hat der Schwäbische Albverein, der den Turm betreut, Ehrenamtliche gesucht, die sich ein bisschen engagieren wollen – na ja,

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