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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gerüchteküche nicht noch weiter anheizen, war seine Begründung gewesen, als ihn Linkohr heute früh im Albwerk telefonisch erreicht hatte.
    Der Jungkriminalist hatte eingewilligt, zumal es auch Häberles Ansinnen entsprach, die Menschen in ihrer gewohnten Umgebung aufzusuchen. Ein einziger Blick in ein Wohnzimmer sagte oftmals mehr über die Persönlichkeit und den Charakter aus als ein langes Gespräch.
    Linkohr hatte sich den Weg zu dem Einfamilienhaus schildern lassen und auch sogleich gefunden: vorbei an einer Firma für Gartengestaltung, dann noch ein paar Querstraßen weiter. Kaum war er dem Dienst-Polo entstiegen, kam ihm ein großer Mann entgegen, der einen Freizeitpullover trug. »Sie sind aber überpünktlich«, begrüßte ihn der Hausherr und ging wie selbstverständlich davon aus, dass es sich bei dem Besucher um Linkohr handelte. Sie schüttelten sich die Hände.
    »Pünktlichkeit ist der halbe Job«, erwiderte Linkohr, während er seinem Gesprächspartner durch die Diele in das Esszimmer folgte. Spielzeug auf dem Boden deutete auf Kinder hin, die jedoch nirgendwo zu hören oder zu sehen waren. Auch Frau Wollek war offenbar nicht daheim, dachte Linkohr und setzte sich auf den angebotenen Polsterstuhl dem Mann gegenüber.
    »Ich hab mich bereits gewundert, dass Sie nicht schon gestern auf mich zugekommen sind«, begann Wollek das Gespräch. Er war frisch rasiert und trug seine schwarzen Haare kurz und etwas nach hinten geföhnt. Ihren matten Glanz führte Linkohr auf etwas Gel zurück. So, wie viele der heutigen Manager frisiert sind, dachte er.
    »Wir müssen in solchen Fällen zuerst das direkte Umfeld abchecken«, erklärte Linkohr und knöpfte seine legere Freizeitjacke auf. »Danach sind uns allerdings oft die Arbeitskollegen eine wertvolle Hilfe.«
    »Ich werde versuchen, mein Möglichstes dazu beizutragen«, zeigte sich Wollek kooperativ. »Wie Sie bereits wissen, hatte ich Urlaub – und hab das streng genommen noch immer. Aber nachdem mich Herr Bodling gestern Nachmittag von dem schrecklichen Geschehen informiert hat, bin ich runtergefahren.« Damit meinte er den Weg nach Geislingen, das an den nördlichen Abhängen der Schwäbischen Alb in fünf Täler gebettet war.
    »Sie haben mit Herrn Büttner eng zusammengearbeitet«, begann Linkohr und verwarf den Gedanken, sich während des Gesprächs Notizen zu machen. Das hemmte, wenn er allein war, den Redefluss und irritierte das Gegenüber. Allerdings verlangte der Verzicht darauf äußerste Konzentration, um auch kleine Nuancen hinterher richtig protokollieren zu können.
    »Ich denke, Herr Bodling hat dies alles bereits gesagt«, gab sich Wollek gelassen. »Wir, also Herr Schweizer, Herr Büttner und ich, sind unter anderem hauptsächlich für den Stromeinkauf zuständig. Wie das funktioniert, brauch ich Ihnen wohl nicht im Detail zu erläutern.«
    Linkohr schüttelte den Kopf. Sie hatten sich in der Sonderkommission bereits ausführlich damit auseinandergesetzt. »Mich würde insbesondere etwas zu Herrn Büttners Persönlichkeit interessieren.«
    »Sehr behilflich kann ich Ihnen dabei nicht sein. Und dass sich seine Frau von ihm getrennt hat, dürfte Ihnen bekannt sein.« Er dachte nach. »Er hat unter dem Wegzug seiner Tochter nach Norwegen gelitten, das wissen Sie sicher auch. Ich schätze Herrn Büttner sehr – solange ich eben hier bin –, aber über das Geschäftliche hinaus sind so gut wie keine Kontakte zustande gekommen. Und um ehrlich zu sein, auch ich bin nach Geschäftsschluss gerne daheim, hier bei der Familie und auf dem Land.«
    »Das Stromgeschäft ist, so wie man hört, ziemlich hart geworden.« Linkohr wollte zunächst die geschäftliche Seite abklopfen.
    »Hart ist noch gelinde ausgedrückt, Herr Linkohr. Gnadenlos, würd ich mal sagen, ist es geworden. Gnadenlos. Und die Kleinen haben schwer zu kämpfen.«
    »Sie arbeiten aber trotzdem für einen Kleinen seit vier Jahren«, stellte Linkohr fest und glaubte, ein angedeutetes Lächeln in Wolleks Gesicht zu erkennen.
    »Wir wollten aufs Land. Außerdem hat meine Frau Verwandtschaft hier, in Günzburg und in Riedheim, ich weiß nicht, ob Sie das kennen. So ein kleines Nest im Donauried, mitten drin.«
    »Sie waren an der Strombörse in Leipzig tätig?«
    »Nur kurz. Ich wollte einfach mal reinschnuppern, damit man weiß, wie das dort funktioniert und wie die Mechanismen sind. Ich war nur ein knappes Jahr dort, aber diese Hektik ist nichts für mich. Junge Leute mögen das eine

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