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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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fest.
    »Wir werden’s im Auge behalten«, munterte ihn Häberle auf. »Manchmal sind’s ja tatsächlich die kleinen Dinge, die plötzlich große Bedeutung haben.«
    Linkohr brachte zum Ausdruck, dass er nicht so schnell kapitulierte. »Vielleicht reißt Sie etwas anderes mehr vom Sitz«, begann er und musste ein Gähnen unterdrücken. »Telefonverbindungsdaten«, lautete dann sein Stichwort. »Büttner hat von seinem Festnetz aus rege mit der deutschen Energiewirtschaft telefoniert. Alle Großen finden sich unter seinen angerufenen Telefonnummern. E.ON, Vattenfall, EnBW, Estromag – sogar das Enel in Südtirol. Auch Wasserkraftwerke in Norwegen.«
    »Und sicher die Frau Vogeldings-Springinsfeld oder so ähnlich«, ergänzte der Chefermittler süffisant.
    »Verena Vogelsang-Klarsfeld«, stellte Linkohr richtig. »Die auch«, bestätigte er. »Vielleicht sollten wir ihr mal auf den Zahn fühlen.«
    »Ich weiß, das wär eine reizvolle Herausforderung für Sie«, frotzelte Häberle, was die Umstehenden mit Gelächter quittierten, »aber die Dienstreise dorthin habe ich mir vorgenommen. Und nachdem Sie sich so ausgezeichnet in die Materie vertieft haben, sind Sie der richtige Mann, um hier die Fäden in der Hand zu halten.« Er grinste seinen jungen Kollegen an, der nicht so recht wusste, was er darauf antworten sollte.
    Linkohr entschied sich deshalb, mit seinen Berichten fortzufahren: »Auch Büttners Handy, das unauffindbar ist, weist ähnliche Verbindungsdaten auf, viele zu seiner Exfrau und zu diesem Mariotti. Nichts Neues – nur eben eines …« Linkohr wartete auf eine Reaktion von Häberle, doch der hatte sich, wie üblich, mit verschränkten Armen zurückgelehnt, sodass die elastische Lehne des Stuhls weit nach hinten gedrückt wurde.
    »Und das macht stutzig«, kommentierte Linkohr bereits im Voraus das, was er anschließend erklärte: »Das Handy von Büttner ist noch in Betrieb, also nach wie vor am Netz. Zumindest zeitweilig ist es eingeloggt, sagt der Netzbetreiber.«
    »Ach«, wurde Häberles Interesse geweckt. »Und wo wird es eingeloggt?«
    »Es war am Montagmorgen ab 6.08 Uhr für knapp drei Minuten in der Funkzelle von Wesenberg eingeloggt – und drei Stunden später südlich von Berlin, auch nur für wenige Minuten.«
    »Wesenberg?«, griff Häberle den genannten Ortsnamen auf.
    »Liegt in Mecklenburg-Vorpommern – und nun kommt’s: Grenzt ziemlich dicht an diesen Peetschsee, aus dem sie den Mariotti gezogen haben.«
    Häberle grinste. »Sagen Sie’s ruhig«, forderte er seinen jungen Kollegen auf, der zunächst gar nicht begriff, worum es ging. »Jetzt, wo Sie Grund hätten, sich’s Blech weghauen zu lassen, sagen Sie’s nicht«, hielt ihm Häberle frotzelnd vor. »Was ist denn los? Wieder eine neue Flamme, die’s nicht hören will?«
    Linkohr musste schlagartig an die Vollwertkostfrau denken, die er seit Sonntag nicht mehr gesehen hatte. Aber immerhin waren einige SMS von ihr gekommen. »Ich wollte mir mein Erstaunen für die nächste Feststellung aufheben«, erwiderte er auf Häberles Vorwürfe. »Warum fragen Sie eigentlich nicht, wohin mit dem Handy telefoniert wurde?«
    »Weil ich davon ausgehe, dass Sie’s mir gleich berichten werden«, konterte Häberle zur Heiterkeit der anderen, die bereits wussten, was kommen würde.
    »Sowohl in Wesenberg als auch später in der Gegend von Berlin wurde eine Nummer angewählt, zu der beide Male keine Verbindung zustande kam. Aber wir wissen, wem sie gehört.«
    »Und?«, gab sich Häberle ungeduldig.
    »Eine Handynummer, angemeldet auf – und nun halten Sie sich fest – Verena Vogelsang-Klarsfeld.«

29
    Es war wieder eine kurze Nacht gewesen. Häberle hatte trotzdem Frühstück gemacht und seine Susanne damit überrascht. An Tagen wie diesen, wenn er erst spät nach Hause kam, wollte er wenigstens morgens die Gemeinsamkeit pflegen. Die Stunde, die sie beieinander saßen und plauderten, gab ihm Ruhe und Kraft. Und oft schon hatte ihn Susanne auf neue Ideen gebracht. Manchmal war es einfach sinnvoll, die Meinung eines Außenstehenden zu hören. Häberle wusste, wie schnell man betriebsblind werden konnte, wenn man sich mit vielen Kleinigkeiten befassen musste und den Blick fürs Wesentliche verlor.
    Besonders interessant fand Susanne seine Erzählungen zum scharfen S und dass die Schriftexperten dies für bemerkenswert erachteten. »Dann lass dir doch von all deinen Verdächtigen irgendwelche Schriftsätze oder Briefe zeigen, dann siehst du

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