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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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retten, deren Verantwortliche sich bereits vor ihren Villen in der Karibik sonnten.
    Susanne riss ihn wieder aus den düsteren Gedanken, die sich regelmäßig seiner bemächtigten, wenn Stichworte fielen, die in ihm sein Gerechtigkeitsgefühl weckten. »Da kann alles Mögliche dahinterstecken«, meinte sie. »Ich hab gelesen, das Albwerk feiert demnächst sein 100-jähriges Bestehen. Könnte das nicht ein Marketinggag sein?«
    »Was? Ein Marketinggag – die Drohung?« Er hatte an vieles gedacht, nur nicht an dieses.
    »Nun«, gab ihm Susanne zu bedenken. »Andere werben mit ›Geiz ist geil‹, da würde es sich doch gut machen, wenn ein Unternehmen wegen seiner niedrigen Preise erpresst wird. Das ließe sich doch genial vermarkten, oder?«
    Häberle wusste nicht so recht, ob er lachen sollte oder ob Susanne dies tatsächlich ernst meinte. »Und wie würden dann die beiden Toten in dieses Konzept passen?«, fragte er vorsichtig nach und ergänzte grinsend: »Doch wohl kaum, um die Ernsthaftigkeit des Marketinggags zu unterstreichen.«
    Susanne schlug ihm freundschaftlich auf den Oberarm. »Mensch, August, du sagst selbst immer, nichts sei unmöglich.« Es gefiel ihm, wenn sie ihn aufmuntern konnte. »Man muss querdenken, forderst du immer«, ergänzte sie. »Vielleicht haben die beiden Ermordeten die Drohbrief-Werbeaktion ersonnen und sind von der Konkurrenz ausgeschaltet worden.«
    »Ja, ja«, erwiderte er und lachte schallend. »Und der Werbespot mit einigen leichtgeschürzten Mädels war bereits in der Produktion. Sozusagen als Auflösung gedacht – nach dem Motto: Nackte Tatsachen zur Erpressung.«
    Seine Frau lachte laut und fügte an: »Oder: Unser Strom – voller Spannung.«

30
    »Okay, danke, Herr Kollege«, beendete Linkohr an diesem Mittwochvormittag ein Telefongespräch aus Mirow. Ein Ermittler der dortigen Polizei hatte ihm berichtet, dass ein Teil der in Mariottis Wohnung sichergestellten Videos gesichtet worden sei. Den Schilderungen zufolge handelte es sich um ähnliches oder gar identisches Material, wie es auch Büttner gespeichert hatte. Die beiden Herren schienen also in regem Kontakt gewesen zu sein. Jedenfalls war auch in Mariottis Daten der Aliasname Katimaus aufgetaucht. Und mit diesem Mäuschen hatte sich, wie Linkohr geläufig war, auch Büttner in Chatrooms getummelt.
    »Die Telefonverbindungsdaten Mariottis lassen keine Neuigkeiten erkennen«, stellte Linkohr fest, als Häberle den Lehrsaal betrat. Abgesehen von diversen Anrufen in den dortigen Nahbereich gab es in jüngster Vergangenheit nur Kontakte zur Leipziger Strombörse, also seinem Arbeitsplatz, und zu Büttner. Auffallend war eine Nummer, die den Kollegen in Mirow zufolge dem Leipziger Rotlichtmilieu zuzuordnen war. Linkohr hatte die Adresse notiert. »Scheint dieselbe zu sein, wie wir sie auch bei Büttner gefunden haben«, sagte er, um sich seinen Notizen zuzuwenden: »Aber das ist möglicherweise interessant. Er hat hin und wieder mit einem Uwe Wollek telefoniert.«
    »Wollek?«, staunte Häberle. »Uwe Wollek? Unser Wollek heißt doch anders …?«
    »Ja, unserer heißt Markus und wohnt in Breitingen. Dieser Uwe Wollek wohnt in der Nähe von Quedlinburg – eine kleine Stadt am Nordrand des Harzes. Sachsen-Anhalt.«
    Der Chefermittler zog ein nachdenkliches Gesicht. »Ein Verwandter unseres Markus?«
    Linkohr zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber so häufig kommt der Name sicher nicht vor. Ich hab versucht, dort anzurufen, aber es meldet sich nur die Mailbox mit dem Hinweis, dass er gerade Urlaub macht und nicht erreichbar ist.« Linkohr beeilte sich, seine weiteren Rechercheergebnisse mitzuteilen: »Unsere Kollegen in Quedlinburg haben sich erkundigt. Dieser Wollek wohnt allein in Westerhausen, ein kleines Nest, und ist in der Chemiebranche tätig. Irgendwas mit Öl, Gas und Energie, meinen sie.«
    Häberle ließ sich die Anschrift in Westerhausen geben und beschloss, während seiner geplanten Dienstreise dort vorbeizuschauen. »Und was wissen die sonst noch über Mariotti?«, hakte er nach.
    Linkohr war für einen Moment verwundert. Eigentlich hatte er für seine Ermittlungsarbeit ein Lob erwartet. Er bemühte sich, die Enttäuschung zu überspielen und erklärte, dass es bislang keine Erkenntnisse auf ein Handy Mariottis gebe. Der Mann hatte allein gelebt, stammte wohl auch aus Mirow und hatte sich eine kleine Wohnung in Leipzig gemietet, die er während der Woche benutzte. Bis jetzt war es der Polizei nicht

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