Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
Vom Netzwerk:
nachvollziehen», sagte ich, «sofern einen der andere zuvor unterrichtet hat. »
     
«Ein bisschen reichlich persönlich», sagte Jerry.
     
«Das Ganze ist sehr persönlich», sagte ich. «Jeder erzählt dem anderen seine privaten Dinge, erzählt ihm genau, was er macht, erzählt ihm alles. Mit allem Drum und Dran. Die ganze Routine von Anfang bis Ende. »
     
«Heiland! », sagte Jerry.
     
«Jeder der Männer», sagte ich, «muss eine neue Rolle lernen. Er muss ein wirklicher Schauspieler werden. Er muss den anderen verkörpern. »
     
«Nicht so einfach», sagte Jerry.
     
«Kein Problem, wenn ich meinem Freund glauben soll. Das einzige, worauf man achten muss, ist, dass man sich nicht fortreißen lässt und zu improvisieren beginnt. Man muss den Regieanweisungen ganz genau folgen und sich streng an sie halten. »
     
Jerry trank wieder einen Schluck aus seinem Glas. Und er warf auch wieder einen Blick auf die Terrasse, auf Mary. Dann lehnte er sich, das Glas in der Hand, im Sofa zurück.
     
«Man braucht schon Mumm dazu», sagte ich.
     
«Die Party ist zu Ende», sagte Jerry. «Sie gehen mit ihren gottverdammten Weibern endlich nach Hause. »
     
Ich sagte danach nichts mehr. Wir saßen noch ein paar Minuten da und nippten an unseren Drinks, während die Gäste zu der Tür hindrängten, die zur Diele hinausführte. Jerry runzelte die Stirn und starrte in sein Glas.
     
«Hat er gesagt, dass es Spaß gemacht hat, dieser Freund da von dir? », fragte er plötzlich.
     
«Er sagte, es war Spitze», antwortete ich. «Er sagte, das normale Vergnügen wird um hundert Prozent gesteigert, wegen der Gefahr. Er schwor, es sei die aufregendste Art der Welt zu bumsen, wenn man den Ehemann spielt, und die Frau weiß es nicht. »
     
In diesem Augenblick kam Mary mit Bob Swain durch die Flügeltür herein. Sie hatte in der einen Hand ein leeres Glas und i n der anderen eine feuerrote Azaleenblüte, die sie auf der Terrasse gefunden hatte.
     
«Ich habe dich beobachtet», sagte sie und richtete die Azalee wie eine Pistole auf mich. «Du hast die letzten zehn Minuten fast ununterbrochen geredet. Was hat er dir denn da bloß erzählt, Jerry? »
     
« Eine unständige Geschichte», sagte Jerry grinsend.
     
« Das tut er, wenn er trinkt», sagte Mary.
     
« Eine gute Geschichte», sagte Jerry. «Aber völlig unmöglich. Bring ihn dazu, dass er sie dir auch mal erzählt. »
     
«Ich mag keine unanständigen Geschichten», sagte Mary. «Komm, Vic. Es ist Zeit, dass wir gehen. »
     
«Geht noch nicht», sagte Jerry, die Augen auf ihren großartigen Busen gerichtet. «Trinken wir doch noch ein Glas. »
     
«Nein, danke», sagte Mary. «Die Kinder müssen noch ihr Abendessen bekommen. Ich habe mich glänzend amüsiert. »
     
«Kriege ich denn keinen Gutenachtkuss von dir? », fragte Jerry und stand vom Sofa auf. Er suchte ihren Mund, aber sie drehte schnell den Kopf zur Seite, so dass er nur den Rand ihrer Wange erwischte. «Geh, Jerry», sagte sie. «Du bist betrunken. »
     
«Nicht betrunken», sagte Jerry. «Nur geil. »
     
«Untersteh dich, bei mir geil zu sein, mein Junge», sagte Mary scharf. «Ich hasse solche Reden. » Sie marschierte quer durchs Zimmer fort, ihren Busen wie einen Rammbock vor sich her tragend.
     
«Auf Wiedersehen, Jerry», sagte ich. «War nett, die Party. »
     
Mary wartete mit finsterer Miene in der Diele auf mich. Auch Samantha stand dort, um sich von den letzten Gästen zu verabschieden. Samantha mit ihren geschickten Fingern und ihrer glatten Haut und ihren glatten, gefährlichen Schenkeln. «Na, Vic, warum so ernst? », sagte sie lächelnd zu mir, und ihre Zähne blitzten. Sie sah aus wie die Schöpfung selbst, der Beginn der Welt, wie der erste Morgen. «Gute Nacht, mein Lieber», sagte sie und bohrte mir ihre Finger in den Bauch. Ich verließ mit Mary das Haus.
     
«Ist was mit dir? », fragte Mary.
     
«Nein», sagte ich. «Warum? »
     
«Wenn man sieht, wie viel du trinkst, kann einem ganz schlecht werden», sagte sie.
     
Zwischen unserem und Jerrys Grundstück gab es eine struppige alte Hecke mit einer Lücke darin, die wir immer als Durchlass benutzten. Mary und ich durchschritten sie schweigend. Wir betraten das Haus, sie machte einen Berg Rührei mit Schinkenspeck, und wir aßen mit den Kindern zu Abend.
     
Nach dem Essen schlenderte ich nach draußen. Es war ein klarer, kühler Sommerabend, und da ich nichts anderes zu tun hatte, beschloss ich, den Rasen vor dem Haus zu

Weitere Kostenlose Bücher