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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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mähen. Ich holte den Rasenmäher aus dem Schuppen und brachte ihn in Gang. Dann begann ich, wie gewohnt hinter ihm vor und zurück zu marschieren. Ich mähe gern Gras. Es ist eine beruhigende Tätigkeit, und von unserem vorderen Rasen aus konnte ich immer Samanthas Haus sehen, wenn ich in die eine Richtung ging, und wenn ich in die andere ging, konnte ich über sie nachdenken.
     
Ich war ungefähr seit zehn Minuten beim Mähen, als Jerry durch die Lücke in der Hecke spaziert kam. Er rauchte Pfeife und hatte die Hände in den Taschen. Am Rand des Rasens blieb er stehen und sah mir zu. Ich hielt mit dem Mäher bei ihm an, ließ den Motor aber weitertuckern.
     
«Hallo, Kumpel», sagte er. «Wie steht's denn so? »
     
«Ich bin in Ungnade gefallen», sagte ich. «Und du auch. »
     
«Deine kleine Frau», sagte er, «ist eben verdammt zimperlich und spröde, um ehrlich zu sein. »
     
«Da erzählst du mir nichts Neues. »
     
«Sie hat mich in meinem eigenen Haus runtergeputzt», sagte Jerry.
     
«Das war doch nicht so schlimm», sagte ich.
     
«Schlimm genug», sagte er lächelnd.
     
«Wirklich? »
     
«Na, jedenfalls genug, dass ich es ihr heimzahlen möchte. Was würdest du davon halten», sagte er, «wenn ich vorschlüge, dass wir auch mal ausprobieren, was dir dein Freund da beim Mittagessen erzählt hat? »
     
Als er das sagte, fühlte ich eine solche Welle der Erregung, dass mir ganz anders im Magen wurde. Ich packte die Griffe des Rasenmähers und brachte den Motor wieder auf Touren.
     
«Habe ich etwa was Falsches gesagt? », fragte Jerry.
     
Ich antwortete nicht.
     
«Hör zu», sagte er. «Wenn du findest, dass es eine miese Idee ist, will ich nichts gesagt haben. Du bist doch nicht etwa wütend auf mich, oder? »
     
«Ich bin nicht wütend auf dich, Jerry», sagte ich. «Nur ist mir nie der Gedanke in den Kopf gekommen, dass wir es machen sollten. »
     
«Aber in meinen», sagte er. «Der Schauplatz hier ist wie geschaffen dazu. Wir brauchen nicht einmal die Straße zu überqueren. » Sein Gesicht leuchtete plötzlich, und seine Augen glänzten wie zwei Sterne. «Also, was sagst du dazu, Vic? »
     
«Ich denke nach», sagte ich.
     
«Vielleicht liegt dir Samantha nicht. »
     
«Ich habe darüber nie nachgedacht. »
     
«Es macht Spaß mit ihr», sagte Jerry. «Das garantiere ich dir. »
     
In diesem Moment kam Mary auf die Veranda vor unserem Haus. «Da kommt Mary», sagte ich. «Sie sucht die Kinder. Lass uns morgen darüber sprechen. »
     
«Es ist also abgemacht? »
     
«Schon möglich, Jerry. Aber nur unter der Bedingung, dass wir nichts übereilen. Bevor wir anfangen, möchte ich absolut sicher sein, dass alles stimmt. Immerhin wäre es, verdammt noch mal, eine ganz neue Masche. »
     
«Das stimmt nicht», widersprach er. «Dein Freund hielt es für einen tollen Spaß. Er hat doch gesagt, es sei einfach, denke ich. »
     
«Na ja», sagte ich. «Mein Freund. Natürlich. Aber schließlich liegt jeder Fall anders. » Ich gab dem Rasenmäher Vollgas und ließ ihn über das
     
Gras dahinrattern. Als ich zum anderen Ende kam und wendete, war Jerry bereits durch die Lücke in der Hecke geschlüpft und ging auf sein Haus zu.
     
Die nächsten zwei Wochen waren für Jerry und mich eine Zeit der geheimen Verschwörung. Wir trafen uns unauffällig in Bars und Restaurants, um über unsere Strategie zu beraten, und manchmal kam er nach Feierabend in mein Büro, und wir hielten Kriegsrat hinter verschlossenen Türen. Immer, wenn wir an einen kritischen Punkt kamen, pflegte Jerry zu sagen: «Wie hat's denn dein Freund gemacht? » Und ich stellte mich dumm und sagte: «Ich werde ihn anrufen und ihn danach fragen. » Nach vielen Beratungen und viel Gerede einigten wir uns auf folgende Hauptpunkte:
     
1. Der Tag X sollte ein Samstag sein.
     
2. Am Abend dieses Tages wollten wir unsere Frauen zu einem gemeinsamen Essen ausführen.
     
3. Jerry und ich wollten in der Nacht zum Sonntag Punkt ein Uhr unsere Häuser verlassen und durch die Lücke in der Hecke schlüpfen.
     
4. Statt bis ein Uhr im Dunkeln im Bett zu liegen, sollten wir beide - sobald unsere Frauen eingeschlafen waren - leise in die Küche hinuntergehen und Kaffee trinken.
     
5. Im Notfall wollten wir zu dem Trick mit der Türklingel greifen.
     
6. Der Wildwechsel durch die Hecke war genau auf zwei Uhr morgens festgelegt.
     
7. Während des Aufenthalts im fremden Bett sollten Fragen der Frauen (falls welche gestellt wurden)

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