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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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Praktiken und meinen im Tempo bestand. Aber was für ein Unterschied das war! Er ging in allem (falls seine Erklärungen stimmten) auf so lässige Art vor und verlängerte die Phasen in so ungewöhnlichem Ausmaß, dass ich mich insgeheim fragte, ob nicht seine Partnerin manchmal mittendrin einschlief. Es war jedoch nicht meine Aufgabe zu kritisieren, sondern zu imitieren, also sagte ich nichts.
     
Jerry war nicht so diskret. Nach meinem intimen Bericht hatte er die Frechheit zu fragen: «Machst du es wirklich so? »
     
«Was meinst du damit? », fragte ich zurück.
     
«Ich meine, ist das wirklich alles so schnell vorbei und erledigt? »
     
«Hör zu», sagte ich leicht gereizt. «Wir sitzen hier nicht zusammen, um einander Unterricht zu erteilen. Wir sind hier, um die Fakten zu erfahren. »
     
«Ich weiß schon», sagte er. «Aber ich komme mir ein bisschen blöd vor, wenn ich deinen Stil genau kopieren soll. Mein Gott, bei dir geht das ja wie bei einem Schnellzug, der durch einen Kleinstadtbahnhof saust! »
     
Ich starrte ihn mit offenem Munde an.
     
«Mach nicht ein so überraschtes Gesicht», sagte er. «So wie du es mir erklärt hast, würde jeder denken... »
     
«Was denken? », fragte ich.
     
«Ach, lassen wir das», sagte er.
     
«Sehr rücksichtsvoll! », sagte ich.
     
Ich war wütend. Denn es gibt zwei Dinge auf dieser Welt, von denen ich zufällig weiß, dass ich mich ausgezeichnet darauf verstehe. Das eine ist Autofahren, und das andere ist... na, Sie wissen schon, was. Also ansehen zu müssen, wie er da saß und mir erklärte, ich hätte meiner eigenen Frau gegenüber nicht die richtige Verhaltensweise, das war schon eine ungeheuerliche Beleidigung. Er war es, der nicht Bescheid wusste, nicht ich. Arme Samantha. Was hatte sie all die Jahre hindurch über sich ergehen lassen müssen.
     
«Es tut mir leid, dass ich das überhaupt angeschnitten habe», sagte Jerry.
     
Er füllte unsere Whiskygläser auf.
     
«Prost auf den großen Weibertausch», sagte er und hob sein Glas. «Wann soll's denn nun sein? »
     
«Heute ist Mittwoch», sagte ich. «Wie wäre es am kommenden Samstag? »
     
«Jesus», sagte Jerry nur.
     
«Wir sollten es tun, solange wir alles noch frisch im Gedächtnis haben», sagte ich. «Es sind so schrecklich viele Kleinigkeiten zu be-denken! »
     
Jerry trat ans Fenster und schaute auf den Straßenverkehr hinab. «Okay», sagte er und drehte sich um. «Samstag ist der Tag des Herrn! »
     
Dann fuhren wir jeder in seinem Wagen nach Hause.
     
«Jerry und ich wollen dich und Samantha am Samstagabend zum Essen ausführen», sagte ich zu Mary. Wir waren in der Küche, und sie briet Hacksteaks für die Kinder.
     
Mit der Bratpfanne in der einen und dem Löffel in der anderen Hand drehte sie sich zu mir um. Ihre Augen blickten fest in die meinen. «Mein Gott, Vic», sagte sie. «Wie nett. Aber was feiern wir eigentlich? »
     
Ich erwiderte ihren festen Blick und sagte beiläufig: «Ich dachte, wir sollten zur Abwechslung wieder einmal ein paar neue Gesichter sehen. Immer sind wir mit der gleichen Clique von Leuten in den gleichen Häusern beisammen. »
     
Sie kam zu mir und küsste mich auf die Wange. «Was für ein guter Mann du bistet», sagte sie. «Ich liebe dich. »
     
«Vergiss aber nicht, den Babysitter anzurufen. »
     
«Nein, ich mache es noch heute abend», sagte sie.
     
Donnerstag und Freitag vergingen sehr schnell, und plötzlich war es Samstag. Der Tag X war da! Schon beim Aufwachen war ich furchtbar aufgeregt. Nach dem Frühstück konnte ich nicht stillsitzen und beschloss daher, hinauszugehen und den Wagen zu waschen. Ich war mitten bei der Arbeit, als Jerry mit der Pfeife im Mundwinkel durch die Lücke in der Hecke herbeischlenderte.
     
«Hallo, Sportsfreund», sagte er, «heute ist der große Tag. »
     
«Ich weiß», sagte ich.
     
Ich hatte auch eine Pfeife im Mund und zwang mich, sie zu rauchen, aber ich hatte Mühe damit, sie in Brand zu halten, und der Rauch beizte mir die Zunge.
     
«Wie fühlst du dich? », fragte Jerry.
     
«Prächtig», sagte ich. «Und wie ist es mit dir? »
     
«Ich bin nervös», sagte er.
     
«Sei nicht nervös, Jerry. »
     
«Wir haben da ein ganz schönes Akrobatenstück vor», sagte er. «Ich hoffe, es gelingt uns. »
     
Ich polierte meine Windschutzscheibe. Noch nie hatte ich Jerry nervös erlebt. Sein Zustand beunruhigte mich etwas.
     
«Ich bin nur heilfroh, dass wir nicht die ersten sind, die diese

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