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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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zusammen zu sein. Es war besonders nett, dass du mich angerufen hast. »
     
«Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Conrad. » Sie meinte es aufrichtig.
     
Er musterte ihr Glas. Sie hatte einen großen Schluck getrunken: das Glas war halb leer. «Trinkst du lieber Gin als Wodka? », fragte er.
     
«Ja», antwortete sie.
     
«Dann solltest du deine Gewohnheit ändern. »
     
«Warum? »
     
«Weil Gin nicht gut für Frauen ist. »
     
«Nicht gut? »
     
«Er schadet ihnen. »
     
«Dann schadet er Männern aber doch ebenso. »
     
«Nein, das tut er nicht. Für Männer ist er bei weitem nicht so schlecht wie für Frauen. »
     
«Und warum ist er für Frauen so schlecht? »
     
«Er ist es eben», sagte er. «Es hängt mit dem Organismus der Frauen zusammen. Was tust du denn beruflich, Anna? Und was hat dich hier herunter nach Dallas geführt? Erzähl mir doch ein bisschen von dir? »
     
«Warum ist Gin so schlecht für Frauen? », fragte sie noch einmal lächelnd.
     
Er schüttelte lächelnd den Kopf, antwortete aber nicht darauf.
     
«Also sag's schon», sagte sie.
     
«Nein, lassen wir das. »
     
«Du kannst mich doch nicht so abspeisen», sagte sie. «Das ist nicht recht. »
     
Nach einer kurzen Pause sagte er: «Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst... Gin enthält ein bestimmtes Öl, das aus Wacholderbeeren gepresst wird. Man benutzt es zum Aromatisieren. »
     
«Und was bewirkt dieses Öl? »
     
«Eine Menge. »
     
«Ja, aber was? »
     
«Schreckliche Sachen. »
     
«Conrad, du brauchst keine Hemmungen zu haben. Weißt du, ich bin inzwischen erwachsen. »
     
Er war doch immer noch der alte Conrad, dachte sie, noch immer so schüchtern, gewissenhaft und zurückhaltend wie früher. Deswegen mochte sie ihn ja auch. «Wenn dieser Drink mir wirklich so furchtbar schadet», meinte sie, «dann wäre es höchst unfreundlich von dir, mir nicht zu sagen, worin dieser Schaden besteht. »
     
Zögernd griff er mit dem rechten Daumen und Zeigefinger an sein linkes Ohrläppchen. Dann sagte er: «Nun, die Sache ist die, Anna: Das Wacholderbeerenöl übt eine unmittelbare Reizung auf den Uterus aus. »
     
«Ach, geh doch! »
     
«Nein im Ernst. »
     
«Mutters Verderben! », sagte sie. «Das ist doch ein Altweibermärchen. »
     
«Leider nicht. »
     
«Aber das bezieht sich doch sicher nur auf schwangere Frauen! »
     
«Nein, auf alle Frauen, Anna. » Jetzt lächelte er nicht mehr. Im Gegenteil, sein Ton war sehr ernst. Er schien tatsächlich um ihr Wohlergehen besorgt.
     
«Worauf hast du dich eigentlich spezialisiert? Das hast du mir noch gar nicht gesagt. »
     
«Gynäkologie und Geburtshilfe. »
     
«Aha! »
     
«Trinkst du schon sehr lange Gin? », fragte er.
     
«Ach, seit ungefähr zwanzig Jahren», antwortete Anna.
     
«Viel? »
     
«Mein Gott, Conrad, hör doch endlich auf, dir Sorgen um mein Innenleben zu machen! Ich möchte bitte noch einen Martini. »
     
«Aber gern. »
     
Er winkte dem Kellner. «Einen Wodka-Martini, bitte», sagte er.
     
«Nein», korrigierte Anna, «Gin. »
     
Seufzend schüttelte er den Kopf. «Auf seinen Arzt hört heutzutage wohl niemand mehr. »
     
«Du bist nicht mein Arzt. »
     
«Nein», pflichtete er ihr bei. «Ich bin dein Freund. »
     
«Sprechen wir lieber von deiner Frau», schlug Anna vor. «Ist sie noch immer so schön wie früher? »
     
Er zögerte. Nach einigen Augenblicken antwortete er: «Um die Wahrheit zu sagen, wir sind geschieden. »
     
«Nein! »
     
«Unsere Ehe dauerte nur ganze zwei Jahre. Und sie durchzustehen war sogar ziemlich schwer. »
     
Aus irgendeinem Grund erschreckte das Anna. «Und sie war so ein schönes Mädchen! », sagte sie. «Wie ist das denn nur gekommen? »
     
«Weil alles, aber auch wirklich alles mit uns beiden schief ging. »
     
«Und der Junge? »
     
«Den hat sie. Wie üblich. »Es klang verbittert. «Sie ist mit ihm nach New York zurückgekehrt. Einmal im Jahr, in den Sommerferien, darf er mich besuchen. Er ist jetzt zwanzig. Studiert in Princeton. »
     
«Ein netter Junge? »
     
«Ein großartiger Junge», sagte Conrad. «Aber ich kenne ihn kaum. Viel Spaß macht es nicht. »
     
«Und du hast nie wieder geheiratet? »
     
«Nein. Aber genug von mir. Sprechen wir lieber von dir. »
     
Langsam, vorsichtig erkundigte er sich nach ihrer Gesundheit und nach der schweren Zeit, die sie nach Eds Tod durchgemacht hatte. Sie stellte fest, dass es ihr nichts ausmachte, mit ihm darüber zu sprechen,

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