Kuschelmuschel
und so erzählte sie ihm mehr oder weniger rückhaltlos alles.
«Warum ist dein Arzt aber der Ansicht, dass du noch immer nicht wieder ganz gesund bist? », fragte er. «Auf mich machst du nicht den Eindruck, als würdest du noch einmal einen Selbstmordversuch machen. »
«Das werde ich auch sicher nicht. Nur manchmal, weißt du, wenn ich deprimiert bin, dann habe ich das Gefühl, dass schon ein ganz kleiner Stoß genügen würde, um mich wieder umzuwerfen. »
«Und was ist dann? »
«Dann zieht es mich wieder zum Badezimmerschränkchen. »
«Was gibt es denn in deinem Badezimmerschränkchen? »
«Nicht viel. Aber unter anderem alles, was eine Frau braucht, um sich die Beine glatt zu rasieren. »
«Ach so. » Conrad musterte einen Moment lang aufmerksam ihr Gesicht. « Warst du in einer solchen Stimmung, als du mich vorhin angerufen hast? », fragte er.
«Nicht ganz. Aber ich hatte an Ed denken müssen, und das ist immer etwas gefährlich für mich. »
«Ich bin froh, dass du mich angerufen hast. »
«Ich auch», sagte sie.
Anna hatte ihren zweiten Martini beinahe ausgetrunken. Conrad wechselte das Thema und erzählte von seiner Praxis. Sie hörte ihm nicht recht zu, aber sie betrachtete ihn aufmerksam. Ersah so verdammt gut aus, dass es schwer fiel, ihn nicht zu betrachten. Sie steckte sich eine Zigarette in den Mund und bot Conrad auch eine an.
«Nein, danke», lehnte er ab. «Ich rauche nicht. » Er nahm ein Streichholzbriefchen vom Tisch, gab ihr Feuer und blies das Streichholz aus. «Sind das Mentholzigaretten? »
«Richtig. »
Sie inhalierte tief und blies den Rauch langsam in die Luft. «Und jetzt willst du mir sicher erzählen, dass das Rauchen meine Fortpflanzungsorgane zerstört», sagte sie.
Lachend schüttelte er den Kopf.
«Warum hast du mich dann gefragt? »
«Einfach aus Neugier, weiter nichts. »
«Du lügst. Das sehe ich dir an. Du wolltest mir gerade erzählen, wie häufig Lungenkrebs bei starken Rauchern vorkommt. »
«Lungenkrebs hat nichts mit Menthol zu tun, Anna. » Immer noch lächelnd trank er einen winzigen Schluck von seinem Martini, den er bisher kaum angerührt hatte. Dann stellte er das Glas behutsam auf den Tisch zurück. «Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du eigentlich machst», fuhr er fort, «und warum du nach Dallas gekommen bist. »
«Zuerst musst du mir mehr über Menthol erzählen. Auch wenn es nur halb so schädlich ist wie dieser Wacholderbeersaft, dann muss ich sofort darüber Bescheid wissen. »
Er lachte und schüttelte den Kopf.
«Bitte! », sagte sie.
«Nein, meine Dame. »
« Conrad, du kannst doch nicht immer solche Sachen aufs Tapet bringen und dich dann darüber ausschweigen. Das ist nun schon das zweite Mal innerhalb von fünf Minuten. »
«Ich will niemanden mit meiner Medizin langweilen. »
«Du langweilst mich aber nicht. Diese Dinge interessieren mich sehr. Komm, erzähl schon. Sei kein Spielverderber. »
Es war hübsch, leicht beschwingt von den beiden Martinis in der Hotelbar zu sitzen und mit diesem charmanten Mann zu plaudern, diesem ruhigen, angenehmen, charmanten Mann. Er war nicht gehemmt. Ganz und gar nicht. Er war lediglich von Natur aus bedachtsam.
«Ist es denn so schockant? », fragte sie.
«Nein, das kann man nicht sagen. »
«Dann erzähl doch schon. »
Er nahm das Zigarettenpäckchen, das vor ihr lag, in die Hand und las den Aufdruck. «Es geht um folgendes», erklärte er dann. «Wenn man Menthol inhaliert, wird es vom Blut aufgenommen. Und das ist ungesund, Anna. Es übt eine ganz bestimmte Wirkung auf das Zentralnervensystem aus. Gelegentlich wird es deswegen auch von Ärzten verschrieben. »
«Das weiß ich», unterbrach sie ihn. «Schnupfentropfen und Inhalierspray. »
«Das ist eines der weniger wichtigen Anwendungsgebiete. Kennst du die anderen auch? »
«Bei Erkältungen reibt man sich die Brust damit ein. »
«Das kann man natürlich tun, aber helfen würde es überhaupt nicht. »
«Man mengt es in Heilsalben für aufgesprungene Lippen. »
«Das ist Kampfer. »
«Ja, stimmt. »
Er wartete, als wollte er sie noch einmal raten lassen.
«Nun sag schon», verlangte sie.
«Es wird dich vielleicht etwas überraschen. »
«Ich lasse mich ausgesprochen gern überraschen. »
«Menthol», dozierte Conrad geduldig, «ist ein bekanntes Antiaphrodisiakum. »
«Ein was?
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