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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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«Der Doktor hat gerade zu tun. Wie ist Ihr Name bitte? »
     
«Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass Anna Greenwood angerufen hat? »
     
«Wer? »
     
«Anna Greenwood.»
     
«Gern, Miss Greenwood. Möchten Sie einen Termin? »
     
«Nein, vielen Dank. »
     
«Kann ich sonst etwas für Sie tun? »
     
Anna nannte ihr Hotel und bat, die Adresse an Dr. Kreuger weiterzugeben.
     
«Das will ich gern tun», antwortete die Sekretärin. «Auf Wiederhören, Miss Greenwood. »
     
«Auf Wiederhören», sagte Anna. Sie fragte sich, ob Dr. Conrad P. Kreuger sich nach so vielen Jahren noch an ihren Namen erinnern würde. Ach ja, vermutlich doch. Sie legte sich wieder auf ihr Bett und versuchte sich vorzustellen, wie Conrad damals ausgesehen hatte. Überdurchschnittlich gut jedenfalls. Groß... schlank... mit breiten Schultern... beinahe pechschwarzem Haar... und einem fabelhaften Gesicht... einem starken, kraftvollen Gesicht... einem starken, kraftvollen Gesicht wie einer dieser griechischen Helden, Perseus oder auch Odysseus. Und vor allem war er sehr sanft gewesen, ein ernster, anständiger, ruhiger, sanfter Junge. Geküsst hatte er sie nicht sehr oft - nur, wenn sie sich abends verabschiedeten. Und für Knutschen hatte er im Gegensatz zu allen anderen auch nicht viel übrig gehabt. Wenn er sie am Samstagabend vom Kino nach Hause brachte, hielt er mit seinem alten Buick vor ihrem Haus, blieb neben ihr im Wagen sitzen und unterhielt sich mit ihr noch etwas - über die Zukunft, seine und ihre, und darüber, dass er später nach Dallas zurückkehren wollte, um dort ein berühmter Arzt zu werden. Dass er sich weigerte, sie zum Knutschen und all dem Drum und Dran zu verleiten, hatte sie tief beeindruckt. Er respektiert mich, hatte sie sich damals gesagt. Er liebt mich. Und damit hatte sie wohl auch recht gehabt. Auf jeden Fall war er ein netter, guter Kerl. Und wenn Ed Cooper nicht ein supernetter, superguter Kerl gewesen wäre, hätte sie ganz gewiss Conrad Kreuger geheiratet.
     
Das Telefon klingelte. Anna nahm den Hörer ab. «Ja? », meldete sie sich. «Hallo?»
     
«Anna Greenwood?»
     
«Conrad Kreuger!»
     
«Meine liebe Anna! Was für eine wunderschöne Überraschung! Mein Gott, nach all diesen Jahren... »
     
«Ja, Conrad, es ist lange her, nicht wahr? »
     
«Eine Ewigkeit. Deine Stimme klingt aber noch genauso wie früher. »
     
«Deine auch. »
     
«Und was führt dich in unsere schöne Stadt? Bleibst du länger? »
     
«Nein. Ich muss morgen schon zurück. Hoffentlich stört es dich nicht, dass ich dich angerufen habe. »
     
«Aber nein, Anna! Ich freue mich. Geht es dir gut? »
     
«Ja, mir geht es gut. Jetzt jedenfalls wieder. Eine Zeitlang ging es mir ziemlich schlecht. Nach Eds Tod... »
     
«Was? »
     
«Er ist vor zweieinhalb Jahren bei einem Autounfall umgekommen. »
     
«Mein Gott, Anna, das tut mir aber leid! Wie schrecklich... Ich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... »
     
«Sag lieber gar nichts. »
     
«Aber jetzt geht es dir gut? »
     
«Ja, danke. Ich schufte jetzt wie ein Sklave. »
     
«So ist es recht... »
     
«Wie... Wie geht es Araminty? »
     
«Ach, der geht es gut. »
     
«Habt ihr Kinder? »
     
«Eines», antwortete er. «Einen Jungen. Und du? »
     
«Ich habe drei. Zwei Mädchen und einen Jungen. »
     
«Sieh mal an! Hör mal, Anna... »
     
«Ich höre. »
     
«Ist es dir recht, wenn ich zu dir ins Hotel komme und dich auf einen Drink einlade? Du würdest mir eine sehr große Freude machen. Bestimmt hast du dich nicht im geringsten verändert. »
     
«Ich bin alt geworden, Conrad. »
     
«Das ist gelogen. »
     
«Und ich fühle mich auch alt. »
     
«Brauchst du vielleicht einen guten Arzt? »
     
«Ja. Das heißt, nein. Natürlich nicht. Ich will keine Ärzte mehr sehen. Alles, was ich brauche, ist jetzt... na ja... »
     
«Ja? »
     
«Diese Stadt macht mich nervös, Conrad. Mir fehlt jemand, mit dem ich reden kann. Das ist alles. »
     
«Na, ich bin ja schließlich auch noch da. Ich muss mir nur noch einen Patienten ansehen, dann bin ich frei. Ich erwarte dich unten in der Bar, im Soundso-Raum, ich habe vergessen, wie er heißt. Um sechs, in ungefähr einer halben Stunde. Passt dir das? »
     
«Ja», sagte sie, «natürlich. Und... danke, Conrad. » Sie legte den Hörer auf und begann sich anzukleiden.
     
Sie war leicht verwirrt. Seit Eds Tod war sie nie mehr ausgegangen und schon gar nicht mit einem Mann in eine Bar. Dr. Jacobs würde

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