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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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einem bösen leisen Lächeln geduldig darauf, dass ich reagierte. Er war ein vollkommen amoralischer Mensch, das war mir klar, aber das war ich auch. Er war auch ein böser Mensch, und obwohl ich Bosheit bei aller Offenheit nicht zu meinen Tugenden zählen kann, finde ich sie bei anderen unwiderstehlich. Ein böser Mensch hat seinen eigenen Reiz. Und außerdem strahlt etwas Diabolisches von einer Person aus, die die Sexualgewohnheiten des zivilisierten Menschen um eine halbe Million Jahre zurückversetzen will.
     
Ja, er hatte mich an der Angel. Also machte ich Henri sofort, an Ort und Stelle, dort am Fluss im Garten der Dame aus der Provence, ein Angebot. Ich schlug ihm vor, seine jetzige Stellung sogleich aufzugeben und sich ein kleines Laboratorium einzurichten. Ich würde für sämtliche Kosten dieses kleinen Abenteuers aufkommen und ihm überdies ein gutes Gehalt zahlen. Es sollte ein Fünfjahresvertrag sein, und wir würden uns alles, was dabei etwa herauskam, zur Hälfte teilen.
     
Henri war hingerissen. «Wollen Sie das wirklich? », rief er. «Meinen Sie es ernst? »
     
Ich streckte meine Hand aus. Er packte sie mit beiden Händen und schüttelte sie heftig. Es war, als hätte man den Huf eines Ziegenbocks in der Hand. «Wir werden die Menschheit beherrschen! », sagte er. «Wir werden die neuen Götter dieser Welt sein! » Er schlang die Arme um mich, zog mich an sich und küsste mich erst auf die eine, dann auf die andere Wange. Oh, diese schreckliche gallische Küsserei! Henris Unterlippe fühlte sich auf meiner Haut wie der feuchte Unterleib einer Kröte an. «Wir wollen nicht zu früh feiern», sagte ich und tupfte mich mit meinem Batisttuch.
     
Henri Biotte verabschiedete sich bei der Gastgeberin unter Entschuldigungen und Ausreden und eilte noch in derselben Nacht nach Paris zurück. Binnen einer Woche hatte er seine alte Stellung aufgegeben und drei Räume gemietet, die ihm als Laboratorium dienen sollten. Sie befanden sich im dritten Stock eines Hauses auf der Rive gauche, in der rue de Cassette, ganz in der Nähe des Boulevard Raspaille. Er gab eine Menge von meinem Geld aus, um die Wohnung mit komplizierten Apparaten und Geräten auszurüsten, und er stellte auch einen großen Käfig auf, in den er zwei Affen steckte, ein Männchen und ein Weibchen. Er stellte ferner eine Assistentin ein, eine gescheite und einigermaßen präsentable junge Dame, die Jeanette hieß. Und so begann er mit der Arbeit.
     
Sie müssen verstehen, dass dieses kleine Abenteuer für mich keine große Bedeutung hatte. Ich hatte so viele andere Möglichkeiten, mich zu amüsieren. Ich schaute vielleicht ein paar Mal im Monat bei Henri herein, um zu sehen, wie die Dinge sich entwickelten, überließ ihn aber sonst völlig sich selbst. Im einzelnen beschäftigte mich seine Arbeit nicht weiter, und ich hatte nicht die Geduld für seine Forschungen. Und als die Ergebnisse auf sich warten ließen, verlor ich schließlich alles Interesse. Selbst das sexbesessene Affenpaar amüsierte mich nicht mehr.
     
Nur einmal machte mir ein Besuch in seinem Labor ausgesprochen Vergnügen. Wie Sie inzwischen wissen sollten, kann ich selbst einer nur einigermaßen präsentablen Frau selten widerstehen. An einem regnerischen Donnerstagnachmittag nun, als Henri gerade im Nebenzimmer Elektroden an den olfaktorischen Organen eines Frosches applizierte, ertappte ich mich dabei, wie ich im anderen Zimmer ein ungleich erfreulicheres Ding bei Jeanette applizierte. Ich hatte mir natürlich von diesem kleinen Scherz nichts Außergewöhnliches versprochen. Ich tat es mehr aus Gewohnheit. Aber du meine Güte, was für eine Überraschung musste ich erleben! Unter ihrem weißen Kittel erwies sich diese so gestrenge Forscherin als sehnige und geschmeidige Gespielin von enormer Gewandtheit. Die Experimente, die sie machte, zuerst mit dem Oszillator, dann mit der Schnellzentrifuge, waren absolut atemberaubend. Es wäre hier zu sagen, dass ich seit meinem Erlebnis mit der türkischen Seiltänzerin (siehe Bd. XXIII) nichts Ähnliches erlebt hatte. Was alles zum tausendstenmal beweist, dass Frauen so unergründlich sind wie das Meer. Man weiß nie, was man unter dem Kiel hat, tiefes oder seichtes Wasser, bis man das Senkblei wirft.
     
Ich dachte nicht daran, das Labor danach noch einmal aufzusuchen. Sie kennen inzwischen meine Gepflogenheiten. Ich kehre nie ein zweites Mal zu einer Frau zurück. Bei mir ziehen die Frauen unweigerlich schon bei der ersten

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