Kuschelmuschel
gehen. »
Es war ein köstlicher Nachmittag, und die Bank stand auf dem Rasen nahe am Flussufer, und wir nahmen darauf Platz. Neben uns strömte der Fluss gemächlich und glatt und tief dahin, und über dem Wasser schwebten kleine Wolken von Wasserfliegen. Das gegenüberliegende Flussufer war mit Weiden gesäumt, und hinter den Weiden lag eine smaragdgrüne Wiese, gelb von Butterblumen, auf der eine einzelne Kuh weidete. Die Kuh war braun und weiß.
«Ich will Ihnen erzählen, was für ein Parfüm ich machen möchte», sagte er. «Vorher muss ich Ihnen aber ein paar andere Dinge erklären, weil Sie sonst nicht alles verstehen. Haben Sie also ein bisschen Geduld. » Seine eine Hand lag schlaff auf seinem Knie. Mit dem behaarten Rücken sah sie aus wie eine schwarze Ratte. Er streichelte sie zärtlich mit den Fingern der anderen Hand.
«Zuerst», sagte er, «wollen wir das Phänomen betrachten, zu dem es kommt, wenn ein Hund eine läufige Hündin trifft. Der Sexualtrieb des Hundes ist gewaltig. All seine Selbstbeherrschung schwindet dahin. Er hat nur noch einen Gedanken im Kopf, nämlich auf der Stelle zu kopulieren, und wenn man ihn nicht mit Gewalt daran hindert, wird er es auch tun. Wissen Sie aber, wodurch dieser gewaltige Sexualtrieb beim Hund ausgelöst wird? »
«Durch den Geruch», sagte ich.
«Genau, Monsieur Cornelius. Geruchsmoleküle von einer bestimmten Anordnung dringen in die Nüstern des Hundes und reizen seine Riechhärchen. Auf diese Weise werden starke Signale zu den Riechnerven gesandt und von dort an die höheren Hirnzentren weitergeleitet. Es ist alles eine Sache des Geruchs. Wenn man den Riechnerv eines Hundes durchtrennt, wird er jedes Interesse an Sex verlieren. Das gilt auch für viele andere Säugetiere, nicht aber für den Menschen. Der Geruch hat nichts mit dem sexuellen Verlangen des Mannes zu tun. Er wird in dieser Hinsicht vom Anblick, vom Tastsinn und von seiner lebhaften Phantasie gereizt. Nie vom Geruch. »
«Und was ist mit Parfüms? », fragte ich.
«Alles Quatsch! », antwortete er. «All diese teuren Düfte in Kristallfläschchen, die ich mache, sie haben überhaupt keine aphrodisiakische Wirkung auf Männer. Parfüm hat nie diesem Zweck gedient. In früheren Zeiten benutzten die Frauen es, um zu verbergen, dass sie stanken. Heute, wo sie nicht mehr stinken, benutzen sie es ausschließlich aus narzisstischen Gründen. Es macht ihnen Spaß, es aufzutragen und den eigenen Wohlgeruch zu riechen. Männer bemerken das Zeug kaum. Das garantiere ich. »
«Ich schon», sagte ich.
«Regt es Sie körperlich an? »
«Nein, nicht körperlich. Wohl eher ästhetisch, ja. »
«Sie genießen den Duft. Ich auch. Aber es gibt viele andere Gerüche, die ich mehr genieße - das Bukett eines guten Lafitte, den Duft einer frischen Landbirne oder den Geruch der Seeluft an der bretonischen Küste. »
Eine Forelle schnellte aus der Mitte des Flusses, und ihr Körper glitzerte im Sonnenlicht. «Sie müssen», sagte Monsieur Biotte, «all den Unsinn von Moschus und Ambra und den Hodensekreten der Zibetkatze vergessen. Wir machen die Parfüms heutzutage aus Chemikalien. Wenn ich Moschusgeruch haben will, nehme ich Sebacinsäure. Phenylacetaldehyd verschafft mir Zibet, und Benzaldehyd liefert den Geruch von bitteren Mandeln. Nein, mein Herr, ich interessiere mich nicht länger dafür, Chemikalien zusammenzumixen, um hübsche Gerüche zu produzieren. »
Seit einigen Minuten lief seine Nase ein bisschen, so dass die schwarzen Haare in den Nasenlöchern feucht wurden. Er bemerkte es, zog sein Taschentuch heraus, schnäuzte sich und tupfte seine Nase ab. «Was ich vorhabe», sagte er, «ist, ein Parfüm herzustellen, das auf einen Mann dieselbe elektrisierende Wirkung hat wie der Duft einer läufigen Hündin auf einen Hund! Ein Schnuppern genügt! Der Mann wird all seine Beherrschung verlieren. Er wird sich die Hose vom Leib reißen und die Dame auf der Stelle schänden! »
«Damit könnten wir einigen Spaß haben», sagte ich.
«Wir könnten die Welt beherrschen! », rief er.
«Ja, aber Sie haben mir eben erzählt, dass der Geruch nichts mit dem sexuellen Verlangen des Mannes zu tun hat. »
«Nicht mehr», sagte er. «Aber früher war es so. Ich habe Beweise dafür, dass der Urmensch der späten Eiszeit, der viel näher dem Affen verwandt war als wir, immer noch die typische Geruchsreaktion der Affen hatte. Er besprang also jede Frau mit dem
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