Kuss der Ewigkeit
Sie waren nicht annähernd wie die Eckzähne, die ich in meiner Katzengestalt hatte.
» Was hast du mit mir gemacht?«, flüsterte ich. Nathanial blinzelte, doch seine Augen blickten verschwommen. » Was hast du mit mir gemacht!«
Ich schoss aus dem Zimmer, ohne richtig wahrzunehmen, dass die steile Treppe in eine schmale Gasse hinaufführte, und nicht in ein Gebäude, wie ich erwartet hatte. Blindlings rannte ich hinaus, ohne mich darum zu kümmern, wohin ich lief oder wer sich um mich herum auf der Straße befand. Meinen Mantel und die Schuhe hatte ich vergessen. Schnee knirschte unter meinen Füßen, doch die Kälte machte mir nichts aus. Vielleicht machte mich das Adrenalin unempfänglich. Ich blieb nicht stehen, um darüber nachzudenken.
Eine Witterung im Wind erregte meine Aufmerksamkeit, schmerzlich vertraut und voller Erinnerung an Firth. Sie war nahe, doch ich verlor sie wieder. Ich rannte die nächste Straße entlang und stolperte erneut über die Witterung. Einen Augenblick später sah ich Bobby im Schatten einer Gasse stehen. Er hatte mich noch nicht gesehen, doch was noch überraschender war, er hatte meine Witterung nicht aufgenommen. Ich rannte auf ihn zu, dabei verfehlte mich nur knapp ein Taxi, dessen Fahrer mir eine Salve von Beschimpfungen zurief.
Bobbys Augen weiteten sich, als er mich erkannte. Er stürzte vorwärts, und wir prallten nahe dem Eingang der Gasse aufeinander. Ich brach in seinen Armen zusammen, und Tränen, die ich bisher sorgsam zurückgehalten hatte, strömten mir aus den Augen.
» Kita, Kätzchen, was ist passiert? Geht es dir gut?« Er wiegte mich an seiner Brust und zog mich tiefer in den Schatten. » Hat dich ein Jäger entdeckt?«
Ich weinte weiter. Langsam drang ein tiefes Grollen aus seiner Brust. Ich war schon so lange von Firth fort, dass es einen Augenblick dauerte, bis mir bewusst wurde, dass er in seiner menschlichen Gestalt schnurrte. Ich wusste, dass er versuchte, mich zu trösten, doch ich schob ihn von mir und setzte mich in den Schnee. Die Arme um die Beine geschlungen weinte ich.
» Dir muss eiskalt sein.« Er legte mir seinen Mantel um und ließ die Hände auf meinen Schultern liegen. » Rede mit mir, kleines Kätzchen!«
» Mir ist nicht kalt. Ich spüre es überhaupt nicht. Ich glaube nicht, dass ich noch lebe.«
Seine Finger massierten meinen Nacken und die Schultern auf der Suche nach Verspannungen. Es war eine alte und vertraute Geste, doch ich schüttelte ihn ab. Eine ganze Weile stand er neben mir, bis er sich schließlich setzte.
» Ich weiß nicht, was dich auf diesen Gedanken bringt, aber du lebst noch. Zunächst einmal weinen tote Katzen nicht. Willst du darüber reden?«
Was sollte ich sagen? Dass ein Fremder mich in etwas verwandelt hatte, das ich nicht verstehen konnte? Ich sah zu ihm hinüber, und er sog jäh den Atem ein. » Deine Augen bluten!«
Als ich mir mit den Händen über die Wangen wischte, stellte ich fest, dass meine Tränen tatsächlich mit Blut vermischt waren. » Ich bin ein Monster! Sieh dir meine Zähne an!«
» Mit deinen Zähnen ist alles in Ordnung. Was ist los, Kita? Wie hast du deinen Geruch verändert? Du riechst nicht einmal mehr nach Firth. Gestern tatest du das noch.«
» Gestern? War das gestern?« Alles, was geschehen war, seit ich vor ihm davongelaufen war, sprudelte mir in einem kaum zusammenhängenden Durcheinander über die Lippen, und meine Tränen fanden durch das Erzählen neue Nahrung. Argwöhnisch beobachtete er die blutgefärbten Rinnsale, doch er unterbrach mich nicht. » Und jetzt bin ich ein Monster und kann meine Gestalt nicht wechseln, und ich weiß nicht, ob ich dazu jemals wieder in der Lage sein werde. Ich habe Angst, richtig, richtig große Angst, Bobby.«
Er versuchte, die Arme um mich zu legen, doch ich wurde nur noch verschlossener.
» Lass uns von hier verschwinden. Wir verstecken uns, bis sich das Tor öffnet und ich dich nach Hause bringen kann. Keine Jäger und keine Verhandlung. Du kommst einfach nur zurück zum Clan, wo du hingehörst.«
» Ich kann nicht nach Firth zurückgehen! Ich war schon vorher eine andauernde Schande für meinen Vater. Was wird er tun, wenn er herausfindet, dass ich mich nicht mehr verwandeln kann?«
» Dann würdest du lieber in der Welt der Menschen bleiben? Was ist, wenn… dieser Zustand… nur vorübergehend ist und du dich wieder verwandeln…« Bobby verstummte. Er versteifte sich, und ich folgte seinem Blick zum Ende der Gasse. Die Schatten
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