Kuss der Ewigkeit
schlimme Tage hinter mir. Ich wandte den Blick von Nathanial ab, trat unter den Brausekopf und zog die Rauchglastür so heftig genug hinter mir zu, dass sie klirrte.
In der Dusche gab es Duschgel, einen echten Schwamm, Shampoo und Haarspülung in einem kleinen, in die Wand eingelassenen Regal. Ich machte die Flaschen auf und schnupperte an den Flüssigkeiten. Es waren alles Düfte, die ich auf Nathanials Haut wahrgenommen hatte. Der Schwamm war feucht. Dieser Heuchler! Sagt mir, ich solle mir keine Gedanken übers Waschen machen, und dabei tut er es offensichtlich selbst.
Ich hörte nicht, dass Nathanial ging, doch als ich mit dem Duschen fertig war, war das Badezimmer leer. Ein flauschiges Handtuch hing über dem Handtuchhalter. Ich trocknete mich ab und wand mein Haar über den Fliesen aus, bevor ich es mit dem Handtuch so trocken wie möglich rubbelte. Der Vorhang war nun verschwunden, doch meine Kleider lagen gestapelt neben der Tür. Schnell zog ich mich an. Durch die Dusche fühlte ich mich nicht besser, nur feucht. Das nächste Mal würde ich auf einem Schaumbad bestehen.
Ich fand Nathanial im selben Sessel wie vorhin vor. Er blickte von seinem Buch auf, als ich den Raum betrat, doch ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich bemerkte, dass seine Hand den riesigen Hund träge hinter den Ohren kraulte. Die Finger um den Türknauf gekrallt wich ich einen Schritt zurück.
Nathanial sah mich an und runzelte die Stirn. » Kümmere dich nicht um Regan. Er ist nur ein großes Baby.«
» Na klar. Können wir jetzt gehen?«
Nathanial nickte, doch der ernste Zug um seinen Mund vertiefte sich. Als er sich erhob, bewegte der Hund sich ebenfalls, und die Holzleiste unter meinen blutleeren Fingern knarzte. Nathanial machte eine kleine Handbewegung, und der Hund setzte sich wieder. Regan rührte sich nicht, als ich rückwärts aus dem Zimmer wich. Nathanial schnappte sich meinen Mantel von der Armlehne des Sessels, dann folgte er mir ohne ein Wort nach. Er ließ die Tür angelehnt, als er sich zu mir umdrehte und mir auf eigentümliche Weise den Mantel hinhielt, was, wie ich erkannte, mir dabei helfen sollte hineinzuschlüpfen. Zögernd nahm ich seine Hilfe an. Es war eine zu unbedeutende Kleinigkeit, um darüber zu streiten, außerdem war mir kalt. Er schlüpfte in seinen eigenen Mantel, einen grauen Duster ähnlich dem meinen, außer, dass seiner raschelte, als er ihn über seine elegante Kleidung zog.
Ohne ein Wort schlenderte er zum Ende des fensterlosen Gangs und entriegelte eine Tür, die mit zwei Bolzen gesichert war. Die Tür öffnete sich langsam und mit einem leisen Zischen, als sie sich aus dem Rahmen löste. Nathanial ließ mir keine Zeit, die Plastikdichtungen genauer zu untersuchen, sondern trieb mich in einen weiteren Gang und durch ein Paar hölzerne Schwingtüren.
Ich verharrte unmittelbar hinter der Tür und starrte mit offenem Mund auf die riesige Küche. Sie hatte genug Arbeitsfläche und glänzende Chromgeräte, um der feuchte Traum jeder fleißigen Hausfrau zu sein. Der massive Birkenholztisch in der Mitte des Raums hätte mindestens acht Personen Platz geboten, obwohl er nur für vier Stühle gedeckt war. Auf einem Platz befand sich ein leeres Trinkglas, und der Stuhl war zurückgeschoben, so als wäre er vor Kurzem erst verlassen worden. Eine Ecke wurde von einem großen Erkerfenster beherrscht; seine gepolsterten Sitze waren der perfekte Ort, um sich an einem sonnigen Nachmittag einzukuscheln. Auf der hinteren Platte des Ofens stand ein hellblauer Teekessel, passende Topfhandschuhe hingen an der Wand daneben. Das Zimmer passte überhaupt nicht zu Nathanial, besonders im Vergleich zu dem dunklen Holz und den schwarzen Möbeln im hinteren Teil des Hauses. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er nichts essen konnte. Natürlich hatte ich angenommen, dass Nathanial alleine lebte, aber nach allem, was ich wusste, könnte er sich hier genauso gut Blutspender wie seinen eigenen privaten Harem halten. Gil hatte gesagt, dass sich Nathanial nur von Verbrechern ernährte. Es schien unwahrscheinlich, dass die einen besonders großen Harem abgeben würden, aber Gil hatte sich ja auch schon bei anderen Dingen geirrt.
Da mich die Neugier beinahe umbrachte– das sollte kein Wortspiel sein–, öffnete ich den Kühlschrank und spähte hinein: Cracker, Erdnussbutter und eine Schachtel Müsli. Nö, hier lebten keine Menschen, nicht bei einer solchen Auswahl. Okay, zuerst einmal, wer lagerte sein Müsli im
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