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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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erkunden und zu erschnüffeln, was davon Körperpflegeprodukte und was die köstlich männlichen Duftnoten darunter waren. Er legte mir die Arme um die Taille und zog mich enger an sich. Meine Wange wurde an seine Brust gedrückt, und ich versuchte, mich von ihm wegzuschieben, doch meine Füße befanden sich nicht länger auf festem Boden. Wind heulte um mich herum, und mein Mantel schlug mir flatternd um die Knöchel. Fest klammerte ich mich an seine Schultern.
    Unter uns entfernte sich der Boden immer weiter und zog mit unglaublicher Geschwindigkeit vorbei– zuerst in weiten, leeren Schneeflächen, gelegentlich unterbrochen von kleinen Wäldchen und Bäumen, dann von vereinzelt stehenden Häusern, dann offensichtlichen Vorstadtgegenden. Schließlich schwebten wir hoch über der Stadt. Wir wurden langsamer, die Lichter der Stadt blinkten weniger schnell. Die schwarz geteerten Flachdächer und Betongebäude tief unter uns sahen wie Teile eines Labyrinths für Ratten aus, und ich fragte mich, wie Nathanial, oder sogar Vögel, sich von hier oben aus orientieren konnten.
    Unsere Geschwindigkeit nahm weiter ab, bis wir bewegungslos in der Luft verharrten, dann kam der Boden jäh auf uns zu. Fest kniff ich die Augen zusammen und klammerte mich an Nathanial. Obwohl der Wind mir in den Ohren pfiff, hörte ich ihn leise lachen, während seine Finger kleine Kreise auf meinem Rücken zogen. Ich erwartete, dass der wilde Sinkflug mit einem Ruck enden würde, wie das Schnalzen eines Gummibands, doch im einen Augenblick wirbelte mir noch der Saum meines Mantels um die Schultern, und im nächsten Moment machte Nathanial eine Bewegung, als steige er eine letzte Stufe hinunter, und ich hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Heftig atmend stieß ich mich von ihm ab, während mein Mantelsaum um meine Knöchel wieder zur Ruhe kam.
    » Das war fantastisch. Kann ich auch fliegen?« Vielleicht hatte das Vampirsein ja tatsächlich auch ein paar Vorteile.
    Nathanial lächelte und strich mir mit den Fingern durchs Haar. » Noch nicht. Wenn du es lernst, dann erst, wenn du älter und stärker bist.«
    Mit einem Stirnrunzeln wandte ich mich von ihm ab, was er als Einladung auffasste, mir weiter mit den Fingern das Haar zu kämmen. Sein eigenes Haar war sicher in einem langen Zopf zusammengefasst und durch seinen Mantel vom Wind geschützt. Das würde ich mir für nächstes Mal merken müssen. Nächstes Mal? Im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, nichts von der Zukunft zu erwarten, wofür ich nicht selbst sorgen konnte, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich wieder mit Nathanial fliegen würde. Seine Finger folgten meinem Haar den Schwung meines Rückens entlang, was mir einen Schauer über die Haut jagte. Ich trat erneut zurück und schleuderte mir das Haar über die Schulter. Während ich an den zerzausten Flechten zog, versuchte ich herauszufinden, wo wir waren.
    » Der Bücherladen ist dort entlang.« Nathanial deutete nach links. » Aber zuerst musst du dich ernähren.«
    » Keine Chance.« Ich wartete seinen Protest gar nicht erst ab, sondern mischte mich unter die Menge auf dem Bürgersteig. Mich in einer Menschenmenge aufzuhalten hielt die Jäger davon ab, mich von der Straße zu zerren, und ich wollte jede Wette eingehen, dass es genauso gut Nathanial daran hinderte, mich dazu zu zwingen, jemanden in den Hals zu beißen.
    Ich flitzte an den Einkäufern vorbei, was mir mehr als einmal gemurmelte Flüche einbrachte, die hinter mir her wehten. Die Straße kam mir kaum bekannt vor, doch ich fand den Bücherladen in weniger als einem Block Entfernung.
    Der Laden war heller, als er vor zwei Nächten gewesen war, und ich blinzelte und hielt mir schützend die Hand über die Augen, als ich eintrat. Ein warmer Körper drängte sich an meinen Rücken, und ich zuckte zusammen.
    » Lichtempfindlichkeit ist ein Zeichen von Aushungerung«, flüsterte Nathanial, die Hände auf meine Schultern gelegt, während er mich tiefer in den Laden führte.
    Das Licht stach mir in den Augen wie ein Dutzend wütender Ameisen, dennoch sah ich sie. Bobby und Gil saßen in dem kleinen Coffeeshop, der sich in eine Ecke des Bücherladens schmiegte, wohin Nathanial mich führte. Ich ruckte von ihm fort und versuchte, die Bücherregale durch meinen wässerigen Blick hindurch abzusuchen.
    » Da ist unser Mädchen.« Ich deutete auf die junge Blondine, die mir den Flyer für den Rave gegeben hatte. Sie drängte gerade einer hochschwangeren Frau ein Buch auf und

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