Kuss der Finsternis - Cole, K: Kuss der Finsternis
Hals, bis das Peitschenende mit einem lauten Knall zur Ruhe kam.
Das Haus gewinnt immer.
Sie riss ruckartig an der Peitsche, wodurch der Vampir auf sie zutaumelte, auf direktem Weg in die Reichweite ihres Schwertes. Noch während sie ihm den Kopf abtrennte, versetzte sie den beiden anderen Angreifern hinter ihr einen Tritt, um sie abzuwehren. Sie duckte sich unter der Klinge des Größeren hindurch, sodass sie seinem Kumpan in die Schläfe fuhr.
Blut spritzte. Jetzt war sie in ihrem Element. Kühle Sachlichkeit. Kaltes Töten. Ihr Schwert flog, ihre Peitsche knallt e – sie war wieder die Alte.
Wie unvernünftig sie sich verhalten hatt e … Diese hysterische Flucht aus Russland, all diese Tränen und das unkontrollierbare Zittern. Wie oft hatte sie gestöhnt: Oh ehrwürdige Freya, was habe ich bloß getan? , oder sich den Blick jenes Vampirs ins Gedächtnis gerufen, als ihm klar wurde, dass er sie in die Sonne hinausgehen lassen musste?
Sie hatte unüberlegt gehandelt. Das kam bei Walküren manchmal vor.
Wie bei Myst der Vielbegehrten?, fragte sich Kaderin, während sie dem Vampir gleichzeitig den Todesstoß versetzte, wobei ihm das Messer wie ein Horn aus dem Kopf ragte.
Als Myst im Gefängnis der Horde gesessen hatte, war das Schloss von den Devianten-Rebellen erobert worden. Einer der Generäle hatte sie befreit und wurde zärtlich mit ihr. Noch bevor die Walküren sie retten konnten, war die Lage in der feuchtkalten Zelle ein wenig außer Kontrolle geraten.
Mysts Ansehen innerhalb der Mythenwelt, an dem sie ihr Leben lang gearbeitet hatte, war ab diesem Moment ruiniert. Sie wurde fortan gemieden, eine Ausgestoßene. Sogar die Nymphen verhöhnten sie. Konnte es eine schlimmere Schmach geben?
Der letzte Vampir versetzte Kaderin einen Kinnhaken, sodass sie für einen Augenblick alles doppelt sah, aber sie schlug einfach blindlings drauflos und traf. Schon tänzelte sie wieder auf Zehenspitzen, ließ ihr Schwert durch die Luft gleiten, und ihre Gedanken schwirrten weiter durch ihren Kopf. Während die beiden sich im Kreis bewegten, fiel Kaderin ein, wen es unter den Walküren am schlimmsten getroffen hatte. Es war erst einige Jahrzehnte her, dass eine Walküre namens Helena Sex mit einem Vampir und dann sein Kind geboren hatte, Emmaline. Helena war vor Kummer gestorben, nachdem sich der Vampir gegen sie gewandt hatte.
Ein weiterer Hieb mit ihrem Schwert. Es gelang dem letzten Vampir knapp, ihm auszuweichen. Er verfluchte sie.
„Ach, du liebe Güte, eine verdammte Schlampe bin ich ja noch nie genannt worden.“ Sie wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, und ihre Blicke trafen sich.
Vampire erlagen unweigerlich ihrer Blutgier und wurden böse. So war das nun mal mit ihnen. Es war ihr nicht entgangen, dass Sebastians Mund eine ganze Weile über ihrem Hals verharrt hatte; seine Zunge hatte sogar flüchtig ihre Haut berührt. Er musste darüber nachgedacht haben.
Ja, mit der Zeit würde selbst Sebastian eines seiner Opfer leertrinken, sei es versehentlich oder absichtlich. Seine ruhigen, klaren grauen Augen würden sich mit schmutzig roter Blutgier trüben, und die Horde hätte einen weiteren Soldaten dazugewonnen. Genau wie den, der gerade vor ihr stand.
Dieser Gedanke ließ sie mit einem lauten Schrei angreifen. Sie ging in die Knie, drehte sich um sich selbst und durchbohrte seine Brust von unten mit dem Schwert. Gleich darauf war sie wieder auf den Beinen, zog ihre Klinge heraus und trennte ihm mit einem glatten Schnitt den Kopf vom Leib.
Ihre Waffe verursachte dabei nicht einmal das leiseste Geräusch, denn für gewöhnlich war sie zu schnell für die Luft.
Zu leicht, wertlos , dachte sie, während sie sich hinunterbeugte, um die Fangzähne zu nehmen. Vier Stück. Jippie-a-yea h – was für eine Glanzleistung. Wenn es sich um Fische gehandelt hätte, hätte sie sie gefangen und gleich wieder freigelassen.
Aber sie war zurück, und inzwischen war sie auch wieder bei klarem Verstand, was Sebastian Wroth anging. Die Einsamkeit dieses Vampirs haftete nicht länger an ihr wie der Nebel, der durch diese Stadt kroch. Die zurückgewonnene Klarheit kam gerade rechtzeitig, sodass sie in zwei Tagen zur Tour wieder ganz sie selbst sein würde. Sie würde nicht verrückt werden, wie sie auf ihrem Weg nach London befürchtet hatte. Und sie war auch nicht völlig im Arsch, womit sie fest gerechnet hatte.
Nein, hier stand sie, kalt wie Eis.
Von King’s Cross aus joggte sie in gemächlichem Tempo zu ihrer
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