Kuss der Nacht - Band 02
Fahrzeug zur Verfügung gestellt, und allem Anschein nach waren meine Jungs nicht die Ersten, die gefesselt im hinteren Bereich abtransportiert wurden.
Annette saß am Steuer. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, denn so erregten wir erst gar keinen Verdacht. Bones hatte Ian erzählt, Annette würde die Geiseln seinen Männern ausliefern, und die waren bestimmt entsprechend unterrichtet worden. Ich sollte das bisexuelle Vampirgroupie spielen, das Annette für den späteren Abend mitgebracht hatte. Das richtig scharfe bisexuelle Vampirgroupie, um genau zu sein, denn meine eigentliche Aufgabe war es, die Wachen dazu zu bewegen, ein bisschen Dampf bei uns abzulassen. Weder Annette noch Bones glaubten, dass dazu große Überzeugungsarbeit vonnöten sein würde, denn wie gefährlich konnte es für so viele Vampire schon sein, drei gefesselte Sterbliche kurz sich selbst zu überlassen?
Überhaupt nicht. Würden jedenfalls Ians Leute glauben, und das war ja Sinn der Sache.
»Wir sind fast da«, bemerkte Annette. Es waren die ersten Worte, die sie auf der Fahrt geäußert hatte. Das stundenlange Schweigen hatte mich nicht gestört. Ein Schwatz gehörte nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Der Geruch, der mir nun aus dem Fond entgegenschwappte, war von dem jagenden Puls meiner Männer untermalt. Die Nachricht, dass wir bald ankommen würden, hatte ihre Adrenalinproduktion offenbar richtig in Fahrt gebracht. Da sie nicht genügend Zeit für ein umfassendes Training mit Belinda gehabt hatten, hielt ich sie nicht für fähig, Ians Leute so lange außer Gefecht zu setzen, dass Annette und ich sie fixieren konnten. Aber wir hatten immerhin die Hoffnung, die Jungs würden die Vampire ablenken und Annette und mir damit die Arbeit erleichtern können. Ohne dabei draufzugehen, versteht sich.
Ich atmete noch einmal tief ein. Gefühle riechen zu können war eine ganz außergewöhnliche Erfahrung. Vieles hatte ich von meinem untoten Vater geerbt, aber die feine Nase gehörte nicht ilazu. Wenn ich ihn heute Abend sah, würde ich ihm vielleicht für all die anderen Fähigkeiten danken, die er mir in die Wiege gelegt hatte. Und ihn dann umbringen.
Als ich zum dritten Mal die Luft einsog, verfinsterte sich meine Miene. Ich hatte zwar geduscht, aber Bones' Geruch hing immer noch an mir. Daher die Prozedur im Schönheitssalon, die für später geplant war> nur nutzte mir das jetzt nichts, denn in zehn Minuten würde ich Ians Männern gegenübertreten.
»Ich rieche nach Bones«, wandte ich mich an Annette. »Werden Ians Leute nicht misstrauisch, wenn sie das merken?«
Annettes Mundwinkel verzogen sich. »Sie sollen glauben, du bist nur irgendein hübsches Ding, nicht die Gevatterin Tod, hinter der Ian her ist, da ist es doch nur natürlich, dass Bones' Geruch an dir ist. Angeblich haben wir beide doch gerade Gefangene bei ihm abgeholt, schon vergessen? Crispin hat immerhin einen einschlägigen Ruf. Um die Sache glaubwürdiger zu machen, müsstest du eigentlich auch nach mir riechen.«
Ich biss die Zähne zusammen, aber das ließ Annette nur noch breiter grinsen. »Eher friert die Hölle zu«, entgegnete ich kühl.
Sie schnalzte mit der Zunge. »Schade.« Und dabei musterte sie mich mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass Annette mit Frauen ebenso viel anzufangen wusste wie mit Männern. »Man muss mit den Wölfen heulen«, dachte sie sich wohl, nachdem ihr Versuch, Bones und mich zu entzweien, fehlgeschlagen war. Meine Finger trommelten gegen die Autotür. »Wann sind wir endlich da?«, wollte ich am liebsten stöhnen, verkniff es mir aber. Viel lieber, als mich von Bones' früherer Lieblingsmatratze anbaggern zu lassen, hätte ich jetzt ein paar Vampire plattgemacht. Insbesondere da Annette mich nur in die Kiste zerren wollte, um an Bones ranzukommen.
Etwa fünf Minuten später bog die Vampirin auf einen Parkplatz neben einigen Lagerhäusern ein. Ich sah mich um. Es war Freitagabend und schon nach sechs, der arbeitende Teil der Bevölkerung war also größtenteils bereits verschwunden, falls die Lagerhäuser überhaupt von normalen Firmen mit normalen Angestellten betrieben wurden. Annette holte ihr Handy heraus und gab eine Nummer ein.
»Öffnet das Tor«, sagte sie zur Begrüßung. »Wir sind da.«
Annette lenkte den Wagen rückwärts in ein geöffnetes Tor, das sich schloss, sobald wir hindurchgefahren waren. Ich hatte mich schon gefragt, wie die Übergabe von drei gefesselten und geknebelten Männern
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