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Kuss der Nacht - Band 02

Kuss der Nacht - Band 02

Titel: Kuss der Nacht - Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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über die Bühne gehen sollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ich nahm das Gebäude in Augenschein. Abgesehen von den sechs Vampiren, die sich uns näherten, schien niemand da zu sein. Was von Vorteil war.
    Weniger günstig allerdings war die Tatsache, dass das Lagerhaus eine einzige riesige Halle war. Weit und breit bot nur der Van Deckung. Mist. So viel zu unserem Plan, uns jeweils zwei Vampire separat vorzuknöpfen, um die anderen gar nicht zu beunruhigen. Ich fing Annettes Blick auf und wies mit einem Nicken auf den leeren Raum vor uns. Sie zuckte nur mit den Schultern und stieg aus.
    Blöde Kuh.
    »'allo, meine Schönste«, begrüßte einer der Vampire Annette mit deutlichem Akzent. Über dem rechten Auge trug er eine Klappe, und so krumm wie seine Nase war, musste er sie sich als Lebender mehrmals gebrochen haben. Aber irgendwie verliehen ihm diese Macken auch eine Art verwegenen Charme, der gut zu seiner düsteren Erscheinung passte.
    Annette küsste den Mann auf den Mund. Lange. Ich zog die Brauen hoch. Na ja. Entweder war Annette neuen Bekannten gegenüber sehr aufgeschlossen, oder der Typ war kein Fremder für sie.
    »Francois«, säuselte sie. »Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen.«
    Er sagte etwas auf Französisch, das ich nicht verstand, Annette anscheinend schon, denn sie lachte und antwortete in derselben Sprache. Ich fand es irritierend, nicht zu wissen, worüber sie redeten. Nicht vergessen: Sprachkenntnisse erweitern. Was sie auch besprochen hatten, es brachte Francois dazu, mich mit einem Funkeln in den, äh, dem Auge zu betrachten. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, zur Unterstützung Annette statt Bones mitzunehmen. Sie konnte mich nicht leiden; das war nun wirklich kein Geheimnis. Was, wenn sie dem Einäugigen steckte, dass wir ihn in die Falle locken wollten? Was, wenn Bones' Androhung schlimmster Strafen sie weniger schreckte, als es der Fall hätte sein sollen? Eifersucht ließ eine Frau naturgemäß irrational handeln, und Annette konnte auf die Idee kommen, Bones' Zorn am Ende einfach durch eine fette Lüge zu entkommen. Ich rutschte unbehaglich auf meinem Sitz hin und her und warf meinen drei gefesselten Mitarbeitern im Fond einen kurzen Blick zu. Das hier konnte sehr schnell sehr unangenehm werden.
    Francois strich Annette eine rotblonde Haarsträhne aus dem Gesicht, machte auf dem Absatz kehrt und kam zu mir. Ich erstarrte. Unwillkürlich wanderte meine Hand zu meinen schenkelhohen Stiefeln hinunter. Dort hatte ich meine Silbermesser versteckt. Gut möglich, dass ich am Ende gar keine Geiseln haben würde, die ich als Druckmittel gegen Ian einsetzen konnte.
    Francois öffnete die Wagentür, und ich gab lächelnd vor, kokett an meinem Stiefelschaft herumzuspielen, während ich in Wirklichkeit das Messer schon in der Hand hatte.
    »Wir hatten noch nicht das Vergnügen«, bemerkte Francois. »Mein Name ist Francois. Meine Freundin Annette sagt, du heißt Selena.«
    Ich ließ zu, dass er meine Hand nahm und küsste, obwohl ich so von meinem Messer ablassen musste. Über Francois' Schulter hinweg sah ich, wie Annette die anderen Wachen begrüßte. Schaudernd stellte ich fest, dass sie alle mit Namen kannte. Wollte sie nicht mir in den Rücken fallen, hatte sie eindeutig vor, diese Leute im ganz großen Stil über den Tisch zu ziehen. Und da wurde mir bewusst, was für eine gewaltige Bedeutung die Sache für Bones hatte. Das hier waren Ians Männer, vermutlich also Bekannte von ihm, wenn nicht sogar recht gute Freunde. Und für mich würde er sie hintergehen. Natürlich waren die Vampire keine Unschuldslämmer, immerhin hatten sie sich bereit erklärt, meine Männer zu bewachen und, falls nötig, umzubringen. Aber einen Fremden verriet man dennoch viel leichter als einen Freund.
    »Selena, Schätzchen, komm her«, rief Annette und winkte mich zu sich. Ich schenkte Francois noch ein Lächeln und entschuldigte mich. Lässig verschwand er hinter dem Van, während ich zu Annette und den fünf in einer Gruppe beisammenstehenden Vampiren ging. Wenn sie mich fertigmachen will, dachte ich grimmig, wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür.
    Doch Annette zog mich nur an sich, küsste mich auf den Hals und streichelte dabei ganz zwanglos meinen Arm. Den Geräuschen nach zu urteilen, die hinter uns aus dem Van drangen, war Francois gerade dabei, Tate, Juan und Cooper herauszuholen. Ihre Herzen schlugen zwar schneller, aber in

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