Kuss der Nacht - Band 02
es dem Vampir in den Rücken zu stoßen.
»Dreh's nicht herum, dreh's nicht herum!«, ermahnte ich ihn, und eilte Cooper zu Hilfe.
Fünf Minuten später war alles vorbei. Francois war der Letzte, den wir unschädlich machen mussten, und als ich ihn von Annette herunterzerrte und ein Messer in seinen Rücken rammte, verfluchte er sie immer noch.
»Warum?«, wollte er schließlich wissen; sein Akzent verzerrte das Wort fast bis zur Unkenntlichkeit.
Annette war völlig mit Blut beschmiert. Es war sowohl ihr eigenes als auch das von Francois. Mit ihrer makellosen Haut und der ganzen roten Soße sah sie aus wie eine drallere Version von Sissy Spacek am Ende von Carrie.
»Du weißt doch, wer sie ist, oder?«, fragte sie Francois höflich mit einem Kopfrucken in meine Richtung. »Dein Herr will sie. Mein Herr liebt sie. Tut mir leid, Francois, aber ich schulde Crispin die Treue, nicht Ian.«
Ich schaffte Francois zum Wagen, wo Annette seine Hände mit Klebeband fesselte. Im Normalfall hätte das für einen Vampir nicht ausgereicht, aber Francois wusste, dass er nicht zu viel herumhampeln durfte, sonst hätte sich die Klinge noch tiefer in sein Herz gebohrt.
»Du kannst mich auch gleich umbringen«, bemerkte Francois bitter. »Denn genau das wird Ian mit mir machen, wenn er erfährt, dass wir in die Falle getappt sind und ihn enttäuscht haben.«
»Das glaube ich kaum«, widersprach ich. »Sonst erzähle ich überall herum, dass Ian im Februar auf den gleichen Trick hereingefallen ist. Ihn hatte ich damals genauso aufgespießt wie dich gerade, Francis. Und Ian scheint mir ein ziemlich arroganter Bursche zu sein, der so etwas bestimmt nicht an die große Glocke gehängt wissen möchte. Wenn ihr Jungs schön brav seid, könnt ihr auch später noch kraftvoll zubeißen, versprochen.«
Tate näherte sich. Er zog sich das Hemd aus und gab es mir.
»Du hast immer noch Nasenbluten, Cat.«
Ja, das wusste ich selbst. Ich konnte schmecken, wie es mir langsam die Kehle hinunterrann. Mit dem Hemd wischte ich mir das Gesicht ab. Annette war fertig mit Frangois und schlitzte sich die Handfläche auf, um sie mir vor die Nase zu halten. Ich begegnete ihrem Blick. . und führte dann ihre Hand an den Mund. Der Schnitt war tief, und obwohl sich die Wunde beinahe sofort wieder schloss, trat ausreichend Blut hervor. Während ich es trank, stellte ich beiläufig fest, dass sie anders als Bones schmeckte. Ich spürte meine Nase kribbeln, als die Heilung einsetzte.
»Danke«, sagte ich und ließ ihre Hand sinken.
Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Geht doch nicht an, dass dein hübsches Gesichtchen entstellt wird, was? Immerhin musst du dich noch auf einer anderen Party sehen lassen.«
35
Eine Stunde später hätte niemand es für möglich gehalten, dass ich an diesem Tag etwas Anstrengenderes gemacht hätte, als mir die Zehennägel zu lackieren oder durchs Einkaufszentrum zu bummeln. Gerade war ich dabei, mich im Dampfbad zu entspannen, und ließ mir zu allem Überfluss auch noch von einer fleißigen Fachkraft die Füße massieren. Höflich hatte ich versucht, diese Luxusbehandlung abzulehnen, wurde aber darauf hingewiesen, dass sie in meinem Anwendungsplan vorgesehen wäre. Und um ganz ehrlich zu sein, war das Ganze so angenehm, dass mein Protest bestenfalls halbherzig ausfiel.
Danach standen Sauna, Peeling und ein Bad mit exotischen Ölen und Kräutern auf dem Programm. Wäre nach dieser Prozedur noch der kleinste Geruchspartikel von Bones an mir gewesen, hätte es an ein Wunder gegrenzt. Nicht einmal meine Zähne blieben verschont. Sie wurden mit einem Bleichmittel behandelt, das mir fast die Mundschleimhaut wegätzte.
Als ich diese vornehmere Version einer Autowäsche mit allen Extras hinter mir hatte, kam die Mitarbeiterin noch einmal und überreichte mir eine Pappschachtel.
»Bitte sehr, die Dame. Für Sie.«
In der Schachtel befanden sich ein Kleid, ein Handy, ein Schlüsselbund mit Beschreibung des dazugehörigen Wagens sowie ein Paar Stilettos. Ein Lächeln trat auf mein Gesicht, als ich sie herausnahm. Die Absätze dieser Schuhe waren aus massivem Silber, lediglich schwarz angepinselt.
Schnell zog ich mich an und warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr. Dann besah ich mir mein Spiegelbild und stutzte. Typisch Bones, das Kleid. Es war rückenfrei, im Nacken zu schließen, und der Ausschnitt, der mir fast bis zur Taille reichte, hätte sogar Jennifer Lopez die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
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