Kuss der Sünde (German Edition)
einmal an Vilettes Stolz“, sagte sie schließlich. „Er beneidet dich und würde gern selbst einige Briefe an Rohan schreiben. Du solltest geschmeichelt sein. Nun ja, der derzeitige Stand der Dinge ist ohnehin ein wenig kompliziert geworden. Rohan wird misstrauisch und verweigert weitere Geldgeschenke an die Königin.“
Hart biss Olivier die Zähne aufeinander. Zuerst Vilette und sein Gezeter, dann diese dunkelhaarige Schönheit bei Adrienne und nun auch noch das. Wäre er abergläubisch, würde er behaupten, sein Stern wäre im Sinken begriffen.
„Dem Kardinal ist dieses De France hinter dem Namen der Königin aufgefallen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Eher fiel ihm das Ausbleiben der ihm gegebenen Versprechen auf. Er fragte mich, weshalb die Königin ihm ein Zeichen ihres Wohlwollens verweigert, obwohl sie es mehrfach in ihren Briefen zusicherte.“
„Eine verständliche Frage. Der Mann ist kein Narr.“
Sie gönnte ihm ein kleines Lächeln. „Närrisch genug, um unentwegt um sie herumzuscharwenzeln. Er giert nach einem Blick, einem Lächeln, und sei es hinter dem Fächer hervor. Briefe allein reichen nicht mehr aus.“
Nachdenklich rieb er über sein Kinn. Es hatte so kommen müssen. Seit zwei Monaten führten sie den Kardinal an der Nase herum und leerten seine Taschen. Wegen einer unerfüllten Leidenschaft stürzte sich kein Mann in Schulden.
„Damit sind wir am Ende dieser kleinen Farce angelangt“, schloss er und stand auf.
In einer ungeduldigen Geste schlug sie den Fächer in ihre Handfläche. „Dein Vertrauen in meine Geistesgaben ist enttäuschend gering, Olivier. So schnell gebe ich nicht auf. Neue Umstände erfordern neue Maßnahmen.“
„Und woran haben Sie dabei gedacht, Madame?“
Der Anflug von Profitgier in ihrem Gesicht gefiel ihm um Längen besser, als ihr unentwegtes Augenklimpern und die Versuche, ihn zu bezirzen.
„Rohan sollte für seine Großzügigkeit belohnt werden. Eine Begegnung mit seiner Angebeteten würde ihn überglücklich machen. Ich stelle mir ein heimliches Treffen an einem lauschigen Ort vor.“
„Das müsste ein ziemlich dunkler Ort sein.“
„Wozu sich das Venusboskett in Versailles mit seinen umliegenden Bäumen ausgezeichnet eignen würde.“
Eine gewagte Idee. Entweder sie war sich ihrer Sache extrem sicher oder verschätzte sich schlichtweg in den darin liegenden Gefahren. „Das könnte sich schnell ins Gegenteil verkehren, Madame.“
Sie schmunzelte. „Wir haben uns bereits ausgiebig über die Risiken meiner Pläne ausgetauscht. Ich sagte es damals und sage es heute. Ohne ein gewisses Risiko vergeht mir die ganze Freude daran. Überlege nur, was wir nach einem solchen Treffen von ihm verlangen können.“ Sie machte eine ausgreifende Armbewegung und strahlte ihn an. „Rohan würde jeder Bitte nachkommen. Er würde alles geben, bis auf sein letztes Hemd und seinen guten Ruf.“
Vielleicht würde er das wirklich, sofern diese Intrigantin ihn überzeugen konnte. Die Aufrichtigkeit in ihrem dezent geschminkten Gesicht war immerhin eine perfekte Täuschung. Es könnte gelingen.
„Nun, das Risiko liegt in diesem Fall eher bei Ihnen als bei mir. Gibt es eine Frau, die die Rolle der Königin übernehmen könnte?“
„Vilette erwähnte eine junge Person, die er für geeignet hält. Selbstverständlich werde ich das überprüfen. Ich für meinen Teil werde diese Begegnung arrangieren. Dir bleibt es überlassen, den entsprechenden Brief aufzusetzen. Ich hoffe sehr, dass wir im Geschäft bleiben.“
„Wenn Vilette übermorgen Nachmittag zu mir kommt und sich zu benehmen weiß, werde ich ihm den Brief aushändigen. Einzusetzen wären nur noch Datum und Uhrzeit, die er mir von Ihnen überbringt.“
„Ich wusste, dass wir uns verstehen und die Sache ohne weitere Verzögerung in Angriff nehmen können.“ Sie trat auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. „Conte di Cagliostro ist heute mein Ehrengast“, erklärte sie stolz. „Vermutlich hat seine Vorführung begonnen und fesselt sein Publikum. Weshalb gesellst du dich nicht zu meinen Gästen in den Salon?“
„Ich kenne Balsamo und seine Vorführungen zur Genüge, Madame.“
„Oh, Balsamo nennt er sich schon lange nicht mehr. Er wäre wenig erfreut, wenn du ihn mit diesem Namen ansprichst. Nun, komm schon, Olivier, sei kein Spielverderber. Du wirst mein Haus doch nicht verlassen, ohne deinen alten Freund zu begrüßen.“
Einen alten Freund hätte er Giuseppe Balsamo alias
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