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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Garten zu flanieren.“
    Unschlüssig ließ er das Törtchen sinken und legte es schließlich beiseite. „Es wäre mir eine Freude, Sie zu begleiten, Demoiselle.“
    „Unsere Rosenstöcke sind sehenswert. Meine Tochter wird sie Ihnen gern zeigen“, warf Marianne flugs ein.
    Viviane ergriff den dargebotenen Arm des wuchtigen Chevaliers, weil ihr nichts anderes übrig blieb, wenn sie ihn nicht vor den Kopf stoßen wollte. Da der Gesichtsausdruck ihrer Mutter geeignet war, die Temperatur im Salon um weitere Grade in die Höhe zu treiben, trat sie eilig durch die Flügeltüren auf die Terrasse hinaus. Pauline legte die Feder beiseite, wurde jedoch von ihrer Mutter daran gehindert, ihnen zu folgen. Vivianes Ahnung wandelte sich in Gewissheit. Hier war etwas im Busch, dem sie ohne Verzug entgegenwirken musste. Bei dem Versuch, sich ihren langen Schritten anzupassen, wippten Casserolles Hamsterbäckchen eifrig auf und ab. Vor den Rosenstöcken blieben sie stehen.
    „Die Gelegenheit, mit Ihnen unter vier Augen zu sprechen, erfreut mich außerordentlich, Demoiselle“, schnaufte Casserolles, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, und fuchtelte mit einem Taschentuch in seinem geröteten Gesicht herum.
    Sie warf einen Blick über die Schulter. Maman reckte von ihrer Position auf der Ottomane ihren Schwanenhals in unglaubliche Länge, um sie im Auge zu behalten. Pauline drückte ihre Nase an die Fensterscheibe.
    „Auch ich schätze diese Möglichkeit, Chevalier.“
    „Vielleicht ahnen Sie es ein klein wenig. Als ich Sie letzthin bei Madame de Souris sah …“
    „Mir erging es ganz genauso, Chevalier. Ich bin von sehr zartfühlendem Gemüt, müssen Sie wissen“, fiel sie ihm ins Wort. „Die Ärzte nennen es überspannt. Die Nerven, verstehen Sie? Selbstverständlich übertreiben sie maßlos. Ich bin erst zweimal kollabiert. Und das Bedürfnis, meinen Gemütszustand durch laute Schreie zu … äh … zu äußern. Nun, das hat sich vollständig gelegt. Beinahe“, setzte sie nach einer kleinen Pause hinzu.
    Sie gab vor, die Rosen zu betrachten, und spähte aus dem Augenwinkel zu ihm. Hatte sie übertrieben? Offensichtlich nicht. Er schien peinlich berührt und mehr noch erschrocken. Seine gespitzten Lippen zitterten. Nun, so war das Spiel. Ihre Mutter führte ihr Verehrer zu, und sie setzte alles daran, diese schnellstmöglich zu vergraulen.
    „Ich wusste nicht …“, hob er an und stockte. „Ich meine, das ist sehr bedauerlich.“
    „Oh ja“, stimmte sie inbrünstig zu. „Vor allem, wenn diese Bläschen überall in meinem Gesicht aufblühen. Es dauert nie lange. Drei bis sechs Wochen, aber es ist … Nun ja, niemand weiß, ob es ansteckend ist. Daher bin ich tief gerührt von Ihrer Freundlichkeit. Befinden Sie sich wohl, Chevalier?“
    „Ja … ich … ausgezeichnet“, stammelte er. „Das ist alles äußerst … Mir kommt soeben ein dringendes Anliegen in den Sinn, das ich vergessen hatte. Wenn Sie mich bitte entschuldigen.“
    „Gewiss, ich habe vollstes Verständnis. Wie gesagt, ich bin überaus empfindsam und zartfühlend.“
    Er stolperte drei Schritte rückwärts, drehte sich erstaunlich schwungvoll für seine Masse auf dem Absatz um und hastete auf das Haus zu. Viviane faltete die Hände und sah ihm nach. Ihre Mutter hatte sich zurückgelehnt und täuschte Desinteresse vor, als er sich von ihr verabschiedete. Kaum fiel die Salontür ins Schloss, kam Bewegung in sie. Sie setzte die Füße auf den Boden und rauschte auf die Terrasse hinaus.
    „Welche Frechheiten hast du ihm an den Kopf geworfen, dass er die Flucht ergreift?“
    Bedauernd legte Viviane die Hand an die Wange. „Maman, es war nicht meine Schuld. Schon meine gute Erziehung verbietet schließlich Frechheiten. Monsieur de Casserolles wurde unwohl. Er schob es auf sein schwaches Herz und die Hitze. Es schien ihm peinlich, davon zu sprechen. Er erwähnte es nur, weil ein Schwächeanfall in unserer Gegenwart wohl noch peinlicher gewesen wäre.“
    „Ein schwaches Herz? Seine Mutter behauptet stets, er sei äußerst robust.“
    Viviane verspürte einen kurzen Gewissensbiss ob ihrer Lügen. Andererseits, welche Möglichkeiten zur Gegenwehr blieben ihr? Offener Widerstand war nutzlos, vernünftige Argumente wurden überhört und Lügen kamen ihr leicht über die Lippen. Ihr Fundus war unendlich groß. Wenn überhaupt, sollte sie die Dichterin in der Familie werden.
    „Natürlich behauptet sie das. Sie ist seine Mutter. Die arme Frau leugnet die

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