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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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stellen.“
    Sie seufzte und drehte eine silberblonde Locke auf ihren Finger. „Das wäre zwecklos. Sie ist fort.“
    Allmählich konnte er sich selbst nicht mehr riechen. Als er durch sein Haar strich, spürte er einen feuchten Halm zwischen den Fingern. Angewidert zog er ihn heraus und warf ihn ins Kaminfeuer. „Wer ist sie?“
    Sie hüllte sich in Schweigen, obwohl sie ihn damit in einen Zorn versetzte, der die Luft zum F lirren brachte. Jedenfalls flirrte es vor seinen Augen. Lazare verschränkte die Arme und baute sich an der Tür auf, als könnte Adrienne auf den Gedanken verfallen, in ihrem eigenen Haus die Flucht zu ergreifen. Bissig lächelte sie ihm zu.
    „Was soll der Unfug, Narbe ? “, sagte sie dunkel und wandte sich Olivier zu. „Sie kam in Begleitung. Ihr Name ist mir unbekannt.“
    „Und wäre er dir bekannt …“
    „Würde ich ihn für mich behalten“, beendete sie seinen Satz und sah ihn aus ihren grünen Katzenaugen an. „Was hattest du eigentlich dort oben zu s u chen? Ohne mich.“
    „Ich war müde“, knurrte er.
    „Dann solltest du ein wenig schlafen. Du kennst meine Einstellung. Ich ste l le meinen Gästen keine Fragen, sie erwarten keine Antworten.“
    „Dein Prinzip in allen Ehren, aber ich will wissen, wer diese Frau ist.“
    „Wozu?“
    Stumm verschränkte er die Arme. Adrienne musste nicht alles wissen. Selbst jetzt noch dachte er an den Duft ihres Haares und den leichten Schauder, den er verspürt hatte, als sie zwischen ihm und der Tür gefangen war. Ihr Leib hatte vor Leben geradezu vibriert. Er wollte ihr Gesicht sehen, ihre Lippen küssen und noch einiges mehr.
    „Du solltest diesen kleinen Schabernack vergessen“, schlug Adrienne b e sänftigend vor. „Du bist unverletzt, kannst dir jederzeit einen neuen Anzug leisten und ich werde dir ein Bad bereiten lassen. Sobald meine Gäste sich verabschiedet haben, geselle ich mich zu dir. Nimm es als selten großzügiges Geschenk von meiner Seite.“
    „Ein Geschenk, ja? Nun , für heute wurde ich ausreichend bedient. Vielleicht ein andermal“, knurrte er und steuerte auf die Tür zu.
    „Dann auf ein anderes Mal“, entgegnete sie ungerührt, erhob sich und öf f nete ein Fenster.
    Lazare folgte ihm in den Gang und holte aus der Beletage seinen Gehrock und die Weste.
    „Soll ich mir Dieudonné zur Brust nehmen?“, fragte sein Freund auf dem Weg nach draußen.
    „Bringt nichts. Der hält den Mund. Ich sage dir, wenn Adrienne mir ihre Gunst bietet und es ein Geschenk nennt, handelt es sich bei der Dame und ihren Begleiter um Aristokraten. Ich werde sie auch ohne Adriennes Unte r stützung finden.“
     

     
    „Das war vielleicht ein Abenteuer, was?“
    Onkel Maurice sank in das weiche Polster der Kutsche und lachte leise auf. Die Ereignisse dieser Nacht zu einem Abenteuer herunterzuspielen, sah ihm ähnlich. Viviane hatte sich die Zehen in den engen Schuhen wund gelaufe n und war tausend Tode gestorben. Die elfenbeinweiße Robe, die Schuhe, ihre kunstvoll aufgetürmte Frisur – alles ruiniert. Ganz zu schweigen von ihrem Seelenfrieden. Vergeblich mühte sie sich, die h i n abhängenden Locken unter die Haarnadeln zu schieben und gab es auf.
    „Im Grunde ist nichts geschehen, Viviane“, versicherte er. „Du hättest die Tür abschließen sollen, als ich hinausging. Aber gut, woher solltest du das wissen . Jedenfalls, und das ist die Hauptsache, ist dir nichts zugestoßen.“
    Wie konnte er so etwas behaupten? Sie war durch fremde, dunkle Straßen geirrt, verfolgt von einem grobschlächtigen Halunken mit einer wulstigen Narbe im Gesicht. Hatte Todesängste ausgestanden, als er sie auf einer Schu l ter, breit wie ein Donnerbalken, zurückgetragen und an den Hünen mit dem Kugelkopf weitergereicht hatte. Durch einen Keller war sie mit Onkel Maurice diesem schrecklichen Haus entflohen, nicht ohne zum krönenden Abschluss einer fetten Ratte über den Weg zu laufen. Ihr Herz raste noch immer. Durch ihren Leib pulsierte Hitze. Sie fühlte sich auf unerhörte Weise lebendig. So wie einst bei ihren ersten Diebstählen, als sie noch nicht wusste, dass es verboten war, fremdes, funkelndes Gut an sich zu nehmen und zu verstecken.
    „Wie soll ich das meinen Eltern erklären?“, fragte sie und wies auf einen langen Riss in ihrem Rock.
    „Am besten du sagst gar nichts . Es würde sie nur aufregen.“
    „Bestimmt sind sie noch wach und warten auf meine Rückkehr. Was sagen wir ihnen, wenn wir i hnen begegnen ?“
    Das Wir war

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