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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Wahrheit. Das ist verständlich, Maman. Wir sollten für die Gesundheit des armen Chevalier beten. Gewiss bleiben ihm nur wenige Jahre. Das ist so tragisch.“
    Und würde ihn auf der Liste der Anwärter um ihre Hand weit nach unten abfallen lassen. Umso unbegreiflicher war das Lächeln ihrer Mutter. Sie winkte Viviane mit zwei Fingern zu sich und streckte den Kopf vor. Aus ihrem herzförmigen Mündchen kam ein aufgeregtes Wispern, von dem Pauline kein Wort entging.
    „Wenn seine schwache Gesundheit bekannt wird, wird er sich vor Einladungen nicht mehr retten können. Kein Wort zu anderen darüber, Viviane. Das muss unser Geheimnis bleiben.“
    Die tiefblauen Augen ihrer Mutter leuchteten mit dem Himmel über Paris um die Wette. Ihr Fächer wirbelte warme Luft auf, und ihr leises Lachen ließ Viviane ihren Denkfehler erkennen.
    „Hast du eine Vorstellung von dem Vermögen, das dir zufiele, würde sein schwaches Herz in der Hochzeitsnacht … Wir wollen es nicht laut aussprechen. Schließlich soll man niemandem etwas Böses wünschen. Aber welche Möglichkeiten! Von nun an wirst du dem Chevalier mit äußerster Freundlichkeit begegnen. Er wird nun häufig unser Gast sein und soll sich in diesem Haus willkommen fühlen.“ Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, schob sie das Ende ihres Fächers unter Vivianes Kinn und zwang sie damit, ihre klaffenden Lippen zu schließen. „Du musst unbedingt an deiner Mimik arbeiten. Ohne Übung stehen dir deine Gedanken viel zu deutlich auf die Stirn geschrieben, und glaube mir, es bringt dir nur Nachteile.“
     

     
    Alessandro di Cagliostro besaß von Natur aus das Erscheinungsbild eines Menschenfreundes, was ihm seine Machenschaften ungemein erleichterte. Seine Stimme war über viele Jahre geschult und ergänzte den Eindruck absoluter Eloquenz. Wenn er seinen Zuhörern einen Vortrag hielt und dabei seine magischen Fähigkeiten demonstrierte, kauften sie ihm sowohl alle Erklärungen wie auch die im Nachgang angebotenen Wässerchen, darunter sein viel gerühmtes Lebenselixier, begeistert ab.
    „Was sehe ich denn da, Brionne? Du scheinst neuerdings großen Gefallen an unausgegorenen Jungfern zu finden“, neckte der Meister aller Schlitzohren Olivier.
    Selbst jetzt klang Cagliostro souverän, ohne dabei jovial zu werden. Der bissige Sarkasmus spiegelte sich einzig in seinen strahlenden Augen wider, die einem viel jüngeren Mann zu gehören schienen.
    „Hm“, brummte Olivier.
    Seit geraumer Zeit – also seit einigen Minuten – grübelte er darüber nach, ob er vor sich tatsächlich eine Tochter des Marquis de Pompinelle hatte. Das Mädchen besaß dunkles Haar und zeigte keinerlei Ähnlichkeiten mit der sehr hellen Mutter, sah man von den tiefen Grübchen in den Wangen ab. Er kam zu dem Schluss, dass er seine Zeit vergeudete.
    „Sie erinnert ein wenig an eine kleine Kuh, deren Mägen sich beim Wiederkäuen verschlungen haben. Manch einen Mann rührt das zu Herzen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass du dazu gehörst“, stellte Cagliostro fest und schenkte Olivier ein leutseliges Lächeln.
    Oliviers Mundwinkel hoben sich bei diesem Vergleich. Das Mädchen verfügte offensichtlich weder über den Witz noch den Esprit, von denen Marianne de Pompinelle angeblich ein Übermaß besaß.
    „Die Comtesse prahlte damit, das Mädchen sei eine Pompinelle“, bemerkte er zweifelnd.
    Cagliostro nickte. „Ja, sie ist eine Tochter der schönen Marianne. Hast du sie je kennengelernt? Ich hatte vor einigen Jahren das Vergnügen. Damals galt sie als eine der begehrenswertesten Frauen von Paris. Mittlerweile hat sie viel von ihrem Glanz verloren. Selbst mein Lebenselixier kommt gegen den Lauf der Zeit nicht unbegrenzt an. Was ist, Brionne, möchtest du ein Liebespulver erstehen, um die Leidenschaft dieses kleinen Mädchens zu entfachen? Wir werden uns sicher schnell über den Preis einig.“
    „Willst du es etwa gegen eine Urkunde deines alten Stammbaums eintauschen?“
    Cagliostro ließ sein gewinnendes Lachen durch den Salon schallen. Alle drehten die Köpfe zu ihrem großen Meister. Er besaß treue Anhänger, die ihm trotz aller erwiesenen Betrügereien ergeben blieben.
    „Nun, das wäre kein schlechter Tausch.“
    „Für dich wäre es garantiert vorteilhaft, Balsamo. Entschuldige mich.“
    Olivier verließ die Ecke, in die sie sich zurückgezogen hatten. Die Tochter der blaublütigen Hure schlenderte soeben in den Garten. In einigem Abstand folgte er ihr und wählte parallele Wege.

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