Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Runde.
„Okay, Leute. Jetzt mal Ruhe und Konzentration“, sagte Andreas. „Menschen sind in Gefahr. Wir müssen schnell sein. Anna geht mit Adam auf den Wagen. Ich sichere den Wagen, während Katja versucht, den Countdown zu stoppen. Wie schon im Empire: Versucht, ihn von den Menschen wegzulocken.“ Er nickte Rosa und Mattis zu. „Ihr beiden bleibt bei Sam und Alexa und verschwindet von hier. Ihr könnt nichts machen. Pass auf Alexa auf, okay?“
Ich zog Sam zu mir, umschloss sein Gesicht mit meinen Händen und küsste ihn sanft. „Wenn das hier vorbei ist, machen wir uns eine schöne Zeit, okay?“, murmelte ich. Sam nickte. „Sei vorsichtig, Anna. Lieb dich.“ Ich lächelte ihm zu, obwohl es mir schwerfiel.
Fünf Minuten.
Sam ging zu Alexa rüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr, doch sie zappelte und wandte sich aus seinem Griff, rannte auf Adam zu, der beruhigend auf sie einsprach. Ich setzte mich schon mal in Bewegung, denn irgendwie mussten wir noch durch die Menge und dann auf dieses Fahrzeug kommen. Am liebsten hätte ich laut geschrien: „Eine Bombe!“ – aber die Panik, die dann ausbrechen würde, wäre schlimmer als das, was wir vorhatten. Ich quälte mich durch die Menschenmassen und betrat endlich das Trittbrett, über das ich zum Fahrzeug kommen würde. Glücklicherweise stand es so lange still, bis der Countdown beendet war.
Ich hatte wirklich geglaubt, ich wäre vorbereitet darauf, Marcus gegenüberzutreten. Aber als er von oben auf mich hinabsah, gefror mir bei seinem Anblick das Blut in den Adern. Mein Magen drehte sich wieder um und ich nahm einen Schluck aus der Flasche, die ich fest umklammert hatte.
„Anna. Welch unerwartetes Vergnügen.“ Neben ihm standen Utz und der andere bullige Kerl sowie eine junge Frau mit knallig roten Haaren, sexy geschwungenen Lippen und endlos langen Beinen, die in einer engen Hüftjeans steckten. Während Marcus mich anlächelte, verzog keines seiner Rudelmitglieder eine Miene. Mit kalten Augen, die zwischen Gelb und Grün flackerten, starrten sie zu mir hinab. Ich spürte ihre Anspannung. Die Gerüche hier mussten sie wahnsinnig machen. Sie waren Mordmaschinen, und jede Hoffnung, Marcus zu töten, war zunichtegemacht. So tödlich sie auch waren, es war Marcus, dessen Blick mich bis ins Mark erschauern ließ. Als ich weiter hinaufstieg, spürte ich auch, wie sehr er mich körperlich abstieß. Im Gegensatz zu Adam, dessen Geruch und Wesen ich problemlos in meiner Nähe ertrug, hätte ich Marcus bis ans Ende aller Tage vor die Füße kotzen können.
„Lass den Quatsch, Marcus. Wir wissen nicht, warum du einen öffentlichen Platz bevorzugst, um zu sterben …“, Adam war neben mich getreten. Wir standen nun nebeneinander. Marcus lachte schallend, das im Lärm unterging.
„Zu komisch, Adam. Schön, dich wiederzusehen und herzlich willkommen in New York.“ Marcus breitete die Arme aus und ließ seinen Blick über die Leute unter uns gleiten. Verflucht, uns rannte die Zeit davon. Ich trat einen Schritt näher und stand nur noch eine Armeslänge von ihm entfernt.
„Du kannst mich haben. Aber gib den Ring zurück.“ Marcus lachte erneut. Es klang ekelhaft.
„Meine liebe Anna. Wenn hier jemand die Regeln aufstellt, bin ich das. Und meine Regel besagt: Anna und der Ring. Alles klar soweit?“ Mir lief ein Schauer über den Rücken. Schließlich nickte ich. „Gut, dann liefere ich mich aus.“ Sein Mund kräuselte sich zu einem herzlosen Lächeln.
Die Zeit hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Marcus starrte über meinen Kopf direkt zu den Hochhäusern. Aus einem Lautsprecher wurde der Konfettiregen angekündigt, und weil die Amerikaner so auf Countdowns standen, musste natürlich auch heute einer her. Pompons wurden in die Luft gehalten, mir zitterten die Knie.
„Marcus? Kannst du dich eigentlich noch an Sibil erinnern?“ Marcus Kopf schoss zu Adam. Er verengte die Augen zu winzigen Schlitzen, ballte eine Hand zur Faust.
„Du kanntest sie?“, knurrte er gefährlich.
„Ja, das tat ich. Sie war in Raffaelus‘ Rudel. Er hat sie gewandelt, weil er glaubte, sie sei böse, da die Menschen sie hinrichten lassen wollten. Wie sehr er sich doch irrte, denn sie war so anders als wir Wölfe.“ Marcus Lächeln war verschwunden. Seine Augen versprühten seinen Hass auf Adam. Der Countdown startete. Mist! Katja hatte es nicht rechtzeitig geschafft. Vielleicht konnte sie wenigstens den Konfettiregen aufhalten.
10
Hilfesuchend drehte
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