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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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das.«
    Herbert stoppte den Dialog, denn er sah, dass Will gelangweilt war. Wenn das so weiterging, würde er sich an der Finanzierung nicht beteiligen.
    »Für heute beenden wir das Thema. Burckhardt, gut, der ist ein passender Typ für die Rolle. Für beide Rollen, wenn man so will. Und die Schwierigkeit haben wir im Film ja nicht, dass wir zwei Männer brauchen, die sich möglichst ähnlich sein müssen. Und die Conradi, das gebe ich nur noch zu bedenken, ist mittlerweile sehr durch das Fernsehen … na ja, sagen wir mal: verbraten. Man hat sie in den vergangenen Jahren sehr oft gesehen.«
    »In guten Rollen«, beharrte Sebastian.
    »Zugegeben. In guten Rollen.«
    Eine Weile schwiegen sie, nun ernstlich ermüdet von dem Thema.
    »Wie kommen Sie morgen nach Berlin?«, fragte Jana höflich.
    »Nach München mit dem Zug. Und von dort habe ich ein Ticket für einen Flieger. Ich sage dann heute schon Addio, weil ich morgen sehr früh aufstehen muss. Morgen geben sie den
Parsifal,
da singt sie ein Blumenmädchen. Das Ganze dauert nicht zu lange, sodass wir danach noch essen gehen können.«
    Jana überlegte, ob eine Verabredung bestand oder ob er sich das erst heute ausgedacht hatte, weil er genug von dem Gerede hatte. Andererseits behauptete er, ein Ticket zu haben.
    Sie stellte keine Frage. Egal, wohin er fuhr oder flog, entschieden war gar nichts. Und wann dieser Film gedreht wurde, falls überhaupt, das stand noch in den Sternen.
    Am nächsten Tag sprachen sie bei Kaffee und Kuchen dann doch wieder über Amphitryon. Will hatte es wohl bei seinem Besuch erwähnt, und es zeigte sich, dass Tante Kitty dazu auch eine Meinung hatte.
    Sie hatte in den Dreißigerjahren den Film gesehen, sie wusste noch, dass Willy Fritsch die Doppelrolle gespielt hatte und die junge Käthe Gold ihre erste Filmrolle.
    »Eine bezaubernde Frau«, sagte Kitty. »Sie hat nur selten gefilmt, sie hat bei Gründgens Theater gespielt, die besten Rollen überhaupt. Das Gretchen vor allem. Ich höre ihre Stimme noch, sie hatte ein ganz eigenartiges Timbre. ›Ach neige, du Schmerzensreiche, dein Antlitz meiner Not …‹ Einmalig.«
    »Willst du damit sagen, du warst in Berlin im Theater?«, fragte Will.
    »Hanna und ich waren mal ein paar Tage in Berlin, das war, kurz bevor ich krank wurde. Mama hatte dort eine Freundin aus ihrer Jugendzeit, bei der konnten wir wohnen. Wir gingen jeden Abend ins Theater. Mamas Freundin hatte nämlich ein Kartenbüro. Vorverkauf für alle Theater, das gab es damals in Berlin.«
    Eine Weile erzählte sie, was sie alles während der Woche in Berlin gesehen hatte.
    »Das habe ich in Reichenhall am meisten vermisst, dass wir hier kein richtiges Theater hatten. Immer wieder gute Gastspiele, das schon. Später bin ich dann oft nach Salzburg gefahren. In die Oper am liebsten während der Festspiele. Ach, der Karajan!«
    Eine Weile schwärmte sie von Karajan, was sie alles bei ihm gesehen und gehört hatte.
    »Als er starb, habe ich mich gefragt, warum ich noch lebe.«
    Niemand lachte. Will nahm ihre Hand und küsste sie.
    »So leicht war es aber nicht, in Salzburg Karten zu bekommen«, sagte Jana.
    Kitty lächelte. »Man muss eben Beziehungen haben. Und einmal«, sagte sie zu Will gewandt, »hast du mich doch mitgenommen. Wir waren in
Don Carlos
. Weißt du nicht mehr?«
    »Natürlich weiß ich es noch. War eine tolle Aufführung.«
    Worin die Beziehungen bestanden, wussten sie. Wills Stiefvater hatte in der Verwaltung des Festspielhauses gearbeitet.
    Kittys Mann, der junge Arzt, war nach vier Jahren nach Hause zurückgekehrt, eigentlich nur um zu sterben. Die Hölle der russischen Kriegsgefangenschaft hatte ihn zerstört.
    Kitty pflegte ihn noch drei Jahre, dann erlosch er, stumm und taub gegen die Welt um sich herum. Ein Opfer des Krieges, und sie gewissermaßen auch. Sie hatte nie wieder geheiratet. Sie arbeitete in einem Sanatorium, hatte später ein jahrelanges Verhältnis mit einem Apotheker, das aber seine Schwierigkeiten hatte, der Mann war verheiratet.
    Während Tante Kitty von ihrer Berliner Theaterwoche erzählte, war Will etwas eingefallen. Davon musste er jetzt seinen Freunden und Kitty berichten.
    »In Breslau, da habe ich euren
Amphitryon
gesehen. Den von Kleist natürlich.«
    »Jetzt wird’s interessant«, sagte Frobenius. »Und wie war da dein Eindruck?«
    »Bisschen seltsam fand ich es schon. Ich war so fünfzehn oder sechzehn etwa. Störend fand ich das ganze Drumherum, wenn ich so darüber nachdenke. Es

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