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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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bis zum Faust reichte sein Repertoire, mit modernen Stücken tat er sich schwer. Er hielt die Conradi für unfähig, auf der Bühne zu stehen, was er zwar nicht aussprach – immerhin war er ein höflicher Mann –, aber dann und wann ließ er es durchblicken. Sie nannte ihn ungeniert einen abgetakelten Komödianten, und bereits im ersten Interview, das sie vor Beginn der Dreharbeiten gab, hatte sie rüde erklärt, er sei eigentlich zu alt für die Rolle des Amphitryon.
    Was Unsinn war, weil sie gerade einmal fünf Jahre jünger als er war. Genau genommen war sie zu alt für die Alkmene.
    Es gab bissige Bemerkungen, gehässige Blicke und oft Streit zwischen den beiden, was für alle Beteiligten manchmal amüsant, oft aber störend war. Schlechte Laune überträgt sich, pflanzt sich fort. An einem glutheißen Tag auf der Insel Delos eskalierte die Situation.
    Sebastian war dem nicht gewachsen, er verlor die Nerven, er brüllte, um es dann wieder mit gutem Zureden zu versuchen.
    Naumann, der Aufnahmeleiter, hatte schon mehrmals mit Frobenius telefoniert, bat ihn, zu kommen und Ordnung in das Team zu bringen. Aber Herbert Frobenius war gerade mit der Planung eines Dreiteilers beschäftigt, die Verhandlungen konnten jeden Tag zum Abschluss kommen, wegfahren konnte er jetzt nicht.
    »Das war überhaupt eine blödsinnige Idee mit diesem Delos«, sagte er am Telefon gereizt.
    »Genau das meint Frau Conradi auch. Sie hätten ein wunderschönes Amphitheater bei der Bavaria aufgebaut, da hätten sie denselben Quatsch auch machen können. Wenn Klose partout Bilder von der Insel, vom Meer und von der Landschaft haben wolle, könne er das genauso ohne die Schauspieler machen. Die Alkmene sei sowieso keine Rolle für sie, einfach zum Kotzen, so schimpft und meckert sie den ganzen Tag.«
    An diesem Tag war es wieder so weit, sie schrie herum, und die Herren von der griechischen Produktionsfirma bedachten sie mit missbilligenden Blicken, obwohl sie kein Deutsch verstanden.
    Glücklicherweise verstanden sie auch nicht, was folgte.
    »Ich weißüberhaupt nicht, was wir auf dieser Scheißinsel machen. Amphitryon war Feldherr von Theben. Wo ist denn hier Theben? Der ganze Quatsch stimmt vorn und hinten nicht. Sie hätten sich besser informieren sollen, Herr Klose, ehe Sie sich an diesen Stoff wagten.«
    Sebastian schrie genervt zurück: »Der größte Fehler war, dass ich Sie für diese Rolle haben wollte, Miss Conradi! Die Alkmene ist keine Rolle für Sie, das hätte ich wissen müssen. Da fehlte es mir an der richtigen Information.«
    »Da sind wir ausnahmsweise einmal einer Meinung. Ich will nicht mehr. Ich fliege morgen zurück nach Deutschland, dann können Sie sich Ihre Alkmene an den Arsch kleben.«
    »Kinder, Kinder«, versuchte Burckhardt zu vermitteln, »benehmt euch doch. Was sollen denn die Kollegen von euch denken.«
    »Ach, halt die Schnauze!«, schrie die Conradi nun ihn an. »Macht es dir vielleicht Spaß, hier in der Hitze herumzuhängen?«
    Heiß war es wirklich, die Schminke lief ihnen über das Gesicht, die Maskenbildnerin musste ständig nachbessern.
    »Du hast recht«, sagte Burckhardt friedlich, »es ist ziemlich warm.« Und dann fing er an zu singen, die altbekannte Weise von Cole Porter:
»It’s too damn hot, too damn hot.«
    Das machte die Conradi noch wütender.
    »Jetzt hängen wir schon den dritten Tag auf dieser blöden Insel herum, und die berühmte Anfangsszene von Herrn Klose ist immer noch nicht im Kasten. Denkst du, ich will hier überwintern?«
    »Im Winter ist es sicher kühler«, sagte Burckhardt. »Und dass wir die Szene noch nicht im Kasten haben, ist deine Schuld, meine Liebe.«
    Sie fauchte ihn wütend an, setzte zu einer Entgegnung an, Burckhardt wandte sich jedoch um, verließ die Mitte des Amphitheaters und setzte sich an den Rand, wo – mehr oder weniger verdattert – das übrige Ensemble saß.
    Sie hatten nur vier Schauspieler aus München mitgebracht, zwei Männer, einen für den Sosias, den anderen, um einen Feldherrn für Amphitryon zu mimen.
    Und zwei Frauen, eine für die Rolle der Charis, die andere sollte die Dienerin der Alkmene spielen.
    Die andere war Geraldine.
    Sebastian hatte es auch diesmal fertiggebracht, sie in einer kleinen Rolle zu besetzen, und zweifellos war sie hier fehl am Platz, sie hätte diese zwei oder drei kleinen Auftritte auch in München im Studio spielen können.
    Alle, die sonst noch dort saßen, als Soldaten für die Armee oder als Diener im Palast, waren

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