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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Faszination treibt die Gesellschaft dazu, mich zu tolerieren. Aber Sie …« Archer hob den Kopf, wandte sich ihr aber nicht zu. »Warum sind Sie nicht gegangen? Warum verteidigen Sie mich? Ich kann es mir nicht erklären.«
    »Sie können es sich nicht erklären, dass Ihnen jemand zur Seite springt, wenn Sie Hilfe brauchen?«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    Die ruhige Überzeugung, mit der er dies vorbrachte, bereitete ihr Schmerzen.
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, Archer, ich werde Sie nicht nur aufgrund Ihrer Erscheinung verdammen.«
    Sein Schweigen schien auf den Raum um sie herum zu wirken, denn plötzlich befanden sie sich in ihrer ganz eigenen Welt der Stille. »Ach, kommen Sie, Miranda. Sie haben doch gehört, was Inspector Lane gesagt hat.«
    Ertappt holte Miranda zischend Luft, doch er fuhr fort, als hätte er gar nichts bemerkt.
    »Sir Percival rief meinen Namen kurz bevor er umgebracht wurde. Eine Bedienstete sah jemanden, der wie ich gekleidet war, das Grundstück verlassen. Das ist alles sehr belastend. Warum sind Sie da nicht gegangen?«
    Miranda hörte das laute Pochen ihres eigenen Herzens. »Woher wussten Sie, dass ich da war?«
    Er gab einen leisen Laut von sich – vielleicht ein Lachen – und schwieg dann. Also würde er erst etwas sagen, wenn sie seine Frage beantwortet hatte. Dann war das eben so. Sie würde es sagen. »Sie waren es. In jener Nacht. Sie sind der Mann, der mich damals in der Gasse gerettet hat.«
    Er strahlte eine Regungslosigkeit aus, als wäre er erstarrt. »Ja.«
    Sie atmete leise aus. »Warum waren Sie da?«
    Archer musterte sie schweigend. Er war ein schlauer Mann, der erst einmal abwartete, worauf sie hinaus wollte. »Aus genau dem Grund, den Sie schon damals vermutet haben. Ich wollte Ihren Vater umbringen.«
    Sie hatte es gewusst, dennoch schockierte sie sein Geständnis. »Aber warum? Was hatte er Ihnen getan?«
    »Er hat mir genug Schaden zugefügt.«
    Sie biss sich auf die Lippe, um nicht wegen seiner Verschlossenheit zu fluchen.
    Das Schweigen zog sich unangenehm in die Länge, bis Archer schließlich mit leiser, kontrollierter Stimme und nur leicht amüsiert sprach. »Ich gestehe, den Wunsch gehabt zu haben, einen Menschen umzubringen – Ihren Vater. Und trotzdem stellen Sie sich nicht die Frage, ob ich vielleicht einen anderen umgebracht haben könnte?«
    Sie sah ihm fest in die Augen. »Fähig wären Sie schon dazu. Aber Sie haben es nicht getan. Genauso wenig wie Sie meinen Vater umgebracht haben, als Sie die Gelegenheit dazu hatten.«
    Er blinzelte. War er überrascht? Oder fühlte er sich schuldig? Einen endlos langen Moment wartete sie.
    »Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Archer, und ich glaube Ihnen.« Das war zwar wahr, aber nicht die ganze Wahrheit. »Ich werde nicht vor Ihnen weglaufen.«
    Sein Gehrock strich leise raschelnd über Marmor, als er sich ganz zu ihr umdrehte. Einen unbedachten Moment lang erwiderte sie seinen Blick unverhüllt. Ein warmer Ausdruck trat in seine Augen. Er hatte verstanden. Er holte tief Luft und sagte mit leiser Stimme: »Sie haben ja keine Vorstellung davon, was für eine Wirkung Sie auf mich haben.«
    Die Worte gingen wie ein Ruck durch ihren Bauch. Sie schloss die Augen und schluckte. »Wenn Sie mit Wirkung meinen, plötzlich in unbekannten Gewässern zu treiben und sich zu fragen, ob Sie nun kommen oder gehen …« Sie starrte sein Hemd an und sah, wie er ruckartig Luft holte. »Dann fürchte ich, haben Sie die gleiche Wirkung auf mich, Mylord.«
    Kühle Stille hüllte sie ein, das leise Rascheln ihrer Atemzüge war deutlich zu vernehmen. Ganz langsam hob er die Hand, und Hitze stieg in ihr auf. Doch seine Hand ging zur Maske, die sein Gesicht bedeckte. Sie löste sich mit einem leisen Quietschen und dem Laut tief eingesogener Luft, als Archer endlich wieder frei atmen konnte. Als Licht auf seine Züge fiel, erstarrte Miranda.
    »Bin ich etwa blau angelaufen?«, fragte er leise, als sie ihn weiter mit offenem Mund ansah.
    Seine Lippen verzogen sich, als würde er sich über seinen Scherz amüsieren.
    Lippen. Ganz schockiert sah sie sie an. Sie konnte seine Lippen sehen. Unter der Karnevalsmaske trug er eine schwarze Halbmaske aus weicher Seide. Sie schmiegte sich wie eine zweite Haut an sein Gesicht, sodass man die hohe Stirn, eine kräftige Nase und ein energisches Kinn erkennen konnte. Die Maske bedeckte fast die gesamte rechte Seite und verlief bis zum Kiefer, wo sie um den Hals geschlungen war. Aber die linke

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