Kuss des Feuers
Gesichtszüge unergründlich. Vielleicht gab er ihr sogar noch mehr Rätsel auf, weil sie mit deren Feinheiten noch nicht vertraut war. Ohne den warmen, durch die Maske gedämpften Klang seiner Stimme wirkte er einen Moment lang fast wie ein Fremder auf sie, wären da nicht sein Geruch und die vertrauten Umrisse seiner Gestalt gewesen.
»Sie haben mich überrascht, Archer. Das ist alles. Ich hatte nicht das Recht, mit Ihnen zu schimpfen.« Gedankenverloren strich sie mit dem Daumen über den Stoff seines Gehrocks. Sie musste sich zwingen, damit aufzuhören. »Danke. Sie haben mir ein Geschenk gemacht, und jetzt bin ich reicher.«
Errötend und weil sie nicht in der Lage war, noch einmal seinem Blick zu begegnen, ließ sie von ihm ab. Sein Schweigen war fast unerträglich, doch sie konnte sich nicht von ihm abwenden. Sie hatte versprochen zu bleiben. Sie packte die kühle Balustrade und hoffte, dass sie ihr Halt geben möge.
Mit einem Seufzer löste sich seine Erstarrung, und er legte seine Hand neben ihre auf die Balustrade. »Ich spüre dich«, wisperte er. »Daher habe ich es gewusst.«
Sie hob den Kopf, und die Welt um sie herum schien zu verblassen, sodass nur noch er und sie deutlich zu erkennen waren.
»Ich spüre dich«, wiederholte er, »ob du mir nun durch die Straßen Londons folgst oder dich hinter einem Wandschirm in meiner Bibliothek versteckst.« Seine sanften Worte flatterten über ihre Haut und drangen bebend in sie ein.
Sie löste die Hand von der Balustrade, und ihre Finger streckten sich nach ihm aus. Nur ihre Fingerspitzen berührten sich, und die Funken sprühten, als hätte sich ein Stromkreis geschlossen.
Archers Finger strichen über sie. »Ich spüre dich. Als wärest du durch ein unsichtbares Band mit mir verbunden.« Er berührte seine Brust. »Ich spüre dich hier. In meinem Herzen.«
Sie konnte an nichts anderes denken als ihren rasenden Herzschlag und schluckte mühsam. »Ich spüre dich auch.«
Laut zischend holte er Luft.
Miranda trat näher an ihn heran, näher an die Hitze, die sein Körper ausstrahlte und die ihre Sinne zum Leben erweckte – zu ihm. Ihre Hand zitterte, als sie ihre Brust berührte. »Ich spüre dich hier«, sagte sie, und es war sowohl ein Geständnis als auch der wahre Grund, warum sie ihn nicht verlassen konnte.
Die Winkel seines vollen Mundes verzogen sich. Er trat noch dichter an sie heran, sodass seine Beine in die Falten ihrer Röcke eintauchten, und sie standen nur noch eine Handbreit voneinander entfernt. Sie spürte, wie sich seine Beine anspannten, er einen Entschluss fasste. Er hob die Hand.
Sie sah sie näher kommen. Seine breiten Schultern verdeckten das Licht, das durch die Fenster hinter ihm strömte. Ihr Busen hob und senkte sich in schnellem Tempo über dem Mieder. Ganz zart berührte er sie. Seine Fingerspitzen strichen über die obere Schwellung ihrer linken Brust, und sie keuchte.
»Hier?«, fragte er mit belegter Stimme.
Ein zittriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als plötzlich eine schwerelos freudige Erwartung sie erfüllte, sodass sich in ihrem Kopf alles drehte. »Da.«
Weiches Leder zog einen feurigen Pfad über ihren Hals. Mit strenger Miene und einem fast schon ärgerlichen Ausdruck in den Augen folgte Archers Blick seinen Fingern. Als würde er eine Herausforderung annehmen, senkte er den Kopf. Mirandas Atemzüge wurden schneller, und durch ihr Korsett bekam sie kaum noch Luft. Weil sie es nicht mehr ertragen konnte, schloss sie die Augen.
Weiche Lippen drückten sich auf ihren Busen. Eine zarte Berührung, die heftige Gefühle durch ihr Herz zucken ließ.
»Archer.«
»Miri.« Sein heißer Atem strömte über ihre zarte Haut. »
Sono consumato
.«
Langsam, ach so langsam, nahmen seine Lippen den Pfad auf, den seine Finger schon gegangen waren. Hoch, höher, über die Schwellung ihres Busens zu der Vertiefung genau über ihrem Schlüsselbein. Eigentlich berührte er sie gar nicht, sondern strich nur über ihre Haut. Heißer Atem glitt in Wellen über sie, während er sie ohne Eile verträumt erforschte.
»Ich verzehre mich«, raunte er an ihrem Ohr, und sie bebte. »Nach dir.« Weiche Lippen strichen quälend langsam an ihrem Kiefer entlang zu ihrem wartenden Mund. Sie kniff die Augen zusammen. Sie konnte es nicht ertragen. In ihr brannte es lichterloh. Er berührte sie an keiner anderen Stelle … nur mit seinem Mund. Aber, ach, dieser Mund! Er raubte ihr die Fassung, als er sich zielbewusst ihren Lippen
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