Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
unteren Ausstellungsräumen und in den großen Hof führte. Und da stand der Teufel in Menschengestalt am oberen Absatz der Treppe. Er hob den Kopf, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Wäre der Mann nicht kleiner gewesen, hätte man ihn für einen Zwilling von Archer halten können. Der Schurke war in Schwarz gekleidet und trug eine dazu passende Karnevalsmaske, die sein ganzes Gesicht bedeckte.
    »Verflucht«, rief Archer.
    Der Mann salutierte spöttisch, drehte sich um und rannte die Treppe hinunter. Dann ein Sprung über die hohe Marmorbalustrade, und die Treppe war leer. Wie durch Zauberei war der Schurke plötzlich verschwunden.
    »Verflixt und zugenäht.« Archer packte ihr Handgelenk. »Bleib hier. Ich komme zurück und hole dich.« Sein Ton erlaubte keine Widerrede, aber seine Berührung war sanft. »Warte hier.«
    Ihr blieb keine Zeit, Einwände zu erheben, als er auch schon das Geländer packte und darüber hinweg auf die Treppe sprang.

14
    »Archer!«
    Miranda beugte sich gerade noch rechtzeitig über das Geländer, um ihn geschmeidig wie eine Katze zwei Stockwerke tiefer auf dem Boden aufkommen und losrennen zu sehen.
    »Allmächtiger!«, hauchte sie. Ihre Absätze klapperten und hallten von den Marmorwänden wider, als sie mit unanständig hoch gerafften Röcken die Stufen hinunterlief. Unten angekommen brauchte sie nur der Spur aus aufgebrachten Passanten zu folgen, die in die Richtung schauten, in die Archer gerannt war.
    Draußen tauchte die Abenddämmerung die Straßen in helles Violett und dunkles Grau. Sie blieb stehen, um Luft zu holen, und ließ den Blick über die Menge schweifen. Ein Hansom schlingerte heftig, und der Kutscher rief jemandem »Pass doch auf, du Blödmann!« hinterher.
Archer
. Sie lief die Treppe des Säulenvorbaus hinunter und schlängelte sich an Straßenverkäufern und Droschken vorbei. Doch Archer verschwand in der Menge.
    Der schwarze Streifen eines Rockschoßes, den sie aus dem Augenwinkel erhaschte, ließ sie herumwirbeln und in eine schmale Straße laufen, die so verwinkelt war wie ein Riss in altem Granit.
    Das harte Kopfsteinpflaster bohrte sich in ihre dünnen Sohlen, und ihre Absätze klapperten laut bei jedem Schritt. Schlamm und Dreck spritzten gegen ihre Schienenbeine, der Gestank von Abwässern drang ihr in die Nase. Sie hatte Seitenstiche und bekam wegen ihres engen Korsetts kaum noch Luft, aber sie durfte nicht aufgeben. Lautes Ächzen und Kampfgeräusche waren hinter der nächsten Ecke zu hören. Sie bog um die Ecke und wäre auf dem nassen Straßenbelag beinahe ausgerutscht.
    Archer und der Mann in Schwarz tauschten in so schneller Folge Schläge aus, dass der Anblick einen Moment lang an ein Traumbild erinnerte. Das musste es sein, denn die Bewegungen waren so schnell, dass sie verschwammen und man ihnen mit den Augen gar nicht folgen konnte. Die beiden Männer, die von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt waren, vollführten einen seltsamen Tanz, bei dem sie mit fliegenden Fäusten, die von Tritten abgelöst wurden, zusammenkamen und sich wieder voneinander lösten. Der Angreifer war zwar kleiner als Archer, besaß aber die Kraft und Geschwindigkeit eines Panthers.
    Er zog sein schmales Bein zwischen dem Archers hoch. Archer ächzte und drückte seinen Gegner mit der Schulter gegen die Backsteinmauer hinter ihm. Der Schurke stieß ein Knurren aus und zog mit einem kalten Klirren einen gebogenen Dolch aus seinem Gürtel.
    Die bösartige Klinge blitzte im Dämmerlicht silbern auf, ehe sie auf Archers Kehle zufuhr. Archer sprang zurück, und die Klinge zerfetzte mit einem lauten Reißen die Seite seines Gehrocks. Er ächzte und wich gleich darauf mit eleganter Präzision dem nächsten Angriff aus.
    Wutentbrannt griff der Schurke ihn immer wieder an, doch Archer gelang es, jedem Hieb knapp auszuweichen. Plötzlich bewegte er sich so schnell, dass die einzelnen Bewegungen wieder verschwammen. Er packte den Arm des Schurken und rammte ihm die Faust in den Bauch.
    Der Mann taumelte, doch dann wirbelte er mit ausgestrecktem Bein herum. Die Wucht, mit der die Aufwärtsbewegung vollführt wurde, schleuderte Archers Kopf mit einem Übelkeit erregenden Knacken nach hinten, als der Absatz ihn traf.
    »Archer!« Der Schrei war nur ein heiseres Krächzen, als er zu Boden ging.
    Der Schurke holte aus, um den Dolch mitten in Archers ungeschützte Brust zu stoßen. Miranda hörte sich selber schreien, als sie mit ihrem Schirm, den sie im Sprung öffnete, auf den

Weitere Kostenlose Bücher