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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ausgehungert gewesen, doch jetzt wirkte alles so langweilig wie ein Stillleben.
    »Und Sie?«, fragte Miranda, als die Kellner wieder fort waren, und sie schenkte sich einen Tee ein. Der wohlriechende Duft stieg in einer zarten Wolke auf und vermischte sich mit dem von heißer Milch und Zitronen. »Meinen Sie auch, dass die Unwissenden unwissend bleiben sollen?«
    Victoria sah sie mit so hell leuchtenden grauen Augen an, dass sie einen Moment lang nur an Archer denken konnte. Miranda wandte den Blick ab.
    »Was möchten Sie fragen?« Victorias tiefe, volle Stimme ging wie eine Woge über Miranda hinweg.
    Mit einem leisen Klirren setzte sie das Milchkännchen ab. »Was wissen Sie über den
West Moon Club

    Am liebsten hätte sie laut geflucht, doch die Worte waren heraus. Es gab keine Möglichkeit, sie wieder zurückzunehmen. Es waren die falschen Worte. Eigentlich hatte sie nach Lord Marvel und Archer fragen wollen. Sie konnte sich den Fehler nicht erklären.
    Auf Victorias glatter Stirn bildeten sich Falten, als hätte auch sie mit einer völlig anderen Frage gerechnet. »Das ist ein Name, den ich nicht erwartet hatte zu hören«, erklärte sie langsam. »Und Sie,
chère
, was wissen Sie über diesen Club?«
    Miranda spielte mit ihrer Serviette und ließ sie dann auf ihren Schoß zurückfallen. »Sie kannten ihn vor seinem Unfall. Seine Entstellung war eine Folge von … Aktivitäten des Clubs.« Sie war nicht bereit, mehr zu erzählen, wusste aber, dass sie bereits zu viel gesagt hatte.
    »Sie glauben, dass das, was Archer zugestoßen ist, der Grund ist, warum Mitglieder dieses Clubs jetzt sterben?«
    »Mir fällt kein anderer Grund ein«, erwiderte Miranda steif.
    Victoria zuckte die Achseln. »Ich weiß darüber nicht mehr als Sie. Ist es die Tat eines Wahnsinnigen? Oder ein kaltblütig geplanter Racheakt? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Geheimnisse dieses Clubs Jahre zurückreichen. Die Masken der Mitglieder sind älter als die von Archer.«
    Victoria nahm einen Schluck von ihrem Tee und musterte Miranda über den goldenen Rand der Tasse hinweg. Dann setzte sie diese vorsichtig ab, ehe sie die schlanken Arme vor der Brust verschränkte. »Aber eigentlich wollen Sie etwas ganz anderes wissen.«
    »Ach ja?«, forderte Miranda sie höflich heraus, während ihr Herz raste.
    Victoria beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. »Sie fragen sich, ob ich gesehen habe, was unter der Maske ist.«
    »Ich weiß, dass Sie es gesehen haben. Ich …« Mirandas Kiefer schmerzte. Sie konnte … wollte Victoria nicht fragen.
    »Ach, Sie Arme, dann hat er es Ihnen also nicht gezeigt.«
    Es war keine Frage. Miranda wandte den Blick ab und schaute zu den schmalen Fensterstreifen, die unterhalb der Vorhänge zu sehen waren. Man konnte die Kutschen, die die Straße entlangfuhren, als Schatten erkennen. »Das spielt keine Rolle.«
    »Aber natürlich tut es das«, flüsterte Victoria, und der Duft von Seide vermischte sich mit verwelkten Blumen. »Er ist der Mann, neben dem Sie jede Nacht liegen, neben dem Sie jeden Morgen erwachen. Wo findet man sonst Vertrauen, wenn nicht in den Armen des Gatten?«
    Miranda wäre eher gestorben als zuzugeben, dass Victorias Beschreibung nicht ganz der Wahrheit entsprach. Die kleine Nische, in der sie saßen, schwankte vor ihren Augen und nahm gigantische Ausmaße an, so als würde sie durch eine Lupe betrachtet. Sie drängte die brennenden Tränen zurück, die ihr in die Augen gestiegen waren. Sie wollte auf keinen Fall anfangen zu weinen.
    Victorias Stimme strich samtig dunkel über ihre Haut. »Wenn ich Ihnen nun sagte, dass es etwas Wundervolles, Schönes ist, was er verbirgt?«
    Der Atem entwich Miranda mit einem gequälten Keuchen. Allein die Grausamkeit, die in diesen Worten steckte. Victorias Lächeln wurde nur breiter.
    »Unendliche Schönheit. Nicht die schreckliche Entstellung, die er vorgibt. Würde das Ihre Ängste mindern? Es Ihnen erleichtern, dass Sie nicht mit einem Monster zusammenleben?«
    Die Zunge wollte Miranda nicht gehorchen, als sie gegen ihre trockenen Lippen stieß. »Ich würde erwidern, dass Sie eine Lügnerin sind.«
    Victoria musterte sie einen Augenblick lang und fing dann an zu lachen. Das Lachen klang wie das silbrige Läuten von Schlittenglocken. »Oh, aber es wäre doch ein so schöner Traum, oder nicht?«
    Mirandas Finger gruben sich in die glatte Seide ihrer aquamarinfarbenen Röcke. »Es spielt für mich keine Rolle, wie er

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