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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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unter der Maske aussieht.«
    »Trotzdem sitzen Sie hier und stellen nur deshalb Fragen, weil Ihre Neugier größer ist als Ihr Stolz. Es kann gar nicht sein, dass Sie es nicht wissen wollen.«
    »Ich habe Sie nach dem
West Moon Club
gefragt, weil ich Archer helfen will. Ich will ihn nicht demaskieren.« Das war eine Lüge. Und beide wussten es.
    Victorias nachdenkliche Miene veränderte sich nicht, und das Schweigen zog sich in die Länge. Von hinten drang das leise Raunen aus dem Hauptsaal zu ihnen, das Klirren von Silber, das gegen Porzellan stieß. Als Victoria ihre Position veränderte, um ihren Kopf mit einer Hand abzustützen, knackte ihr Stuhl. »Was wollen Sie denn dann wissen?«
    »Warum wissen Sie so viel über den
West Moon Club

    »Nicht so viel, wie Sie meinen.« Victorias Unterlippe bebte leicht. »Der Mann, den ich geliebt habe, war ein Mitglied dieses Clubs.«
    Der Boden unter Miranda schwankte. »Wer war es?«
    »Ich …« Ihre Augen wurden ganz hell. »Ich habe ihn schon vor langer Zeit verloren.«
    Die echte Trauer, die in Victorias Blick zu erkennen war, ließ Miranda die Hand ausstrecken, um sie tröstend zu berühren. Doch sie hielt plötzlich inne, denn sie war unerklärlicherweise nicht bereit, diesen körperlichen Kontakt herzustellen. »Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das glaube ich nicht.«
    Victoria sah Miranda an. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. Sie lachte kurz auf und wischte sie mit dem Handschuh weg. »Ach, es ist wirklich eine Schande, dass mir so viel Zeit zur Verfügung steht.«
    Sie sagten beide eine Weile lang nichts.
    »Dann war es also nicht Lord Marvel?«
Oder Archer?
    Victorias kleines Lächeln, wissend und selbstsicher, kehrte zurück.
    »Sie beziehen sich auf den Streit zwischen Marvel und Archer.« Sie rührte noch einmal ihren Tee um. Ein leises Klirren, das an Mirandas Nerven zerrte. »Archer gefiel die Vorstellung nicht, dass Marvel seinen Platz einnahm.«
    Mirandas stellte ihre Tasse ab. »Seinen Platz?«
    Victorias Wangen rundeten sich, und ihre Augen funkelten, als würde sie ganz genau wissen, wie sie Miranda quälte. »Natürlich waren wir gar nicht mehr zusammen.« Nachdenklich tippte sie gegen den Rand ihrer Tasse. »Trotzdem war da ein Fünkchen Eifersucht; denn Archer gefiel es nicht, ersetzt zu werden. In jeder Hinsicht. Deshalb diskutierten sie das Thema.« Victoria zog die Augenbrauen hoch. »Ich nehme an, Sie haben gehört, welchen Ausgang diese Diskussion nahm?«
    Miranda nickte steif. Victorias kleine weiße Zähne blitzten weiß hinter den roten Lippen auf. »Und dann haben Sie auch erfahren, wie die älteren Mitglieder ihn weggeschickt haben?«
    Als Miranda ruckartig den Kopf schüttelte, fuhr Victoria fort. »Er war eine Blamage für sie, der lebende Beweis für ihr Versagen. Und keiner, den man leicht unter Kontrolle hätte bringen können. Der arme Archer war nie in der Lage, sein Temperament in den Griff zu bekommen.« Sie legte den Kopf leicht nach hinten, als sie an ihrem Tee nippte. »Das hört sich ganz nach einem Motiv für Rache an, nicht wahr?«
    Dem konnte Miranda nicht widersprechen. Völlig erstarrt saß sie da, während sich die Stäbe ihres Korsetts in ihr Fleisch bohrten und die kalte Seide, die ihren Oberkörper umspannte, mit jedem Atemzug enger wurde.
    Victoria schien zu erkennen, dass Miranda einen inneren Kampf zwischen Loyalität und Vernunft ausfocht. »Miranda,
chère
, ich glaube nicht, dass er derjenige ist, der diese Dinge tut. Ein heimlicher Mord ist nicht sein Stil. Archers Wutanfälle sind ein herrliches und lautes Spektakel.«
    Verträumt wandte sie den Blick ab, als würde sie an etwas sehr Intimes denken, und Mirandas Kragen schien plötzlich viel zu eng. Sie schluckte und holte tief Luft, als der Raum immer wärmer wurde.
    »Aber Sie können nicht leugnen«, fuhr Victoria fort, »dass er hervorragend geeignet ist, wenn man jemanden sucht, den man schuldig aussehen lassen möchte …«
    »Lieben Sie ihn noch, Victoria?« Miranda hatte keine Lust mehr, sich noch länger Victorias Theorien anzuhören. Sie wollte nur noch wissen, wo sie beide standen.
    Victoria neigte den Kopf fragend zur Seite. Unwillkürlich musste man an eine große Spinne denken, die ihr Opfer mit einem seidenen Faden umwickelte, um ihm das Blut auszusaugen. Miranda fand, dass Archer ganz recht damit gehabt hatte, sie vor Victoria zu warnen.
    »Ich glaube, Sie kennen die Antwort«, erklärte Victoria, deren Stimme sich so

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