Kuss des Feuers
gedrängt hatte. Und sie sehnte sich danach. Ihr Kopf fiel nach vorn, ohne jedoch die Stelle zwischen seinen Schulterblättern zu berühren. Sie starrte den schwarzen Gehrock vor sich an und das sanfte Heben und Senken seines Rückens.
»Sein Versuch ist fehlgeschlagen.« Ihr Herzschlag donnerte jetzt in einem schmerzhaften Stakkato.
Er bewegte sich leicht und rückte ein kleines Stück von ihr ab. »Nicht, weil er es nicht versucht hätte.«
»Nein.« Sie holte tief Luft. »Aber als Frau hielt ich es für leichter – angenehmer –, ihn Fragen stellen zu lassen.« Die behandschuhte Hand auf dem Tisch ballte sich zu einer festen Faust, und sie sprach beherzt weiter. »Und ihn dann in die Schranken zu weisen.«
Er stieß ein gleichgültiges Schnauben aus. Ihre Hand schwebte über seiner Schulter. Das Verlangen, ihn zu berühren, rang mit dem Bedürfnis, keinen Fehler zu machen. Er spannte sich an, als bereitete er sich darauf vor, sie abzuschütteln, und sie ließ die Hand sinken. Miranda schloss die Augen und rückte weiter vor, sodass sie noch dichter zusammenstanden. Sie wollte ihm nur nahe sein. Schweigend verharrten sie, atmeten im gleichen Takt, langsam, tief und gleichmäßig. Seine Wärme verschmolz mit ihrer. Der Raum zwischen ihnen war so klein, dass es reichte, um Luft zu holen. Ein leises Zittern erfasste ihre Glieder.
»Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein«, flüsterte sie wieder.
Der weiche Stoff seiner Jacke berührte ihre Lippen, als er sich umdrehte. Seine grauen Augen schimmerten wie Mondsteine, während er sie ansah. Seine Atemzüge klangen plötzlich gar nicht mehr so gleichmäßig.
»Archer …«
Beim Klang ihrer Stimme verschwand der merkwürdige Ausdruck in seinen Augen, und er senkte den Kopf, als könnte er ihn plötzlich nicht mehr aufrecht halten. »Wie du schon gesagt hast«, erwiderte er ruhig. »Es gibt keinen Grund für mich, eifersüchtig zu sein. Ich habe kein Recht …« Ein strenger Zug legte sich um seinen Mund.
Empfindungen, die an Zorn erinnerten, doch sanfter waren, entzündeten sich in ihrer Brust. Er presste die Lippen aufeinander, und seine dunklen Wimpern verbargen seine Augen.
»Nicht?«, flüsterte sie. Sie war kaum mehr in der Lage zu sprechen. »Denn auch wenn du kein Recht hast … ich habe das sehr wohl.«
Ihre Worte drangen ganz langsam in ihn ein. Er hob den Blick, um sie anzusehen, und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Sie blickten einander tief in die Augen, und die unausgesprochenen Dinge hingen zwischen ihnen in der Luft.
Er holte tief Luft, und seine Stimme klang belegt und unsicher. »Miri …« Er hob die Hand, als wollte er sie berühren. Doch plötzlich trat er zurück und ging zum anderen Ende des Arbeitstisches, wo er so tat, als würde er seine Gerätschaften ordnen.
»Du hast mich missverstanden«, erklärte er mit gespielter Beiläufigkeit. »Ich meinte nur, dass ich kein Recht hätte, dir vorzuschreiben, wen du empfängst und wen nicht.«
Das Blut rauschte in ihren Ohren, während sie ihn anstarrte. Seine ganze Haltung verriet, dass er gelogen hatte. »Warum wendest du dich von mir ab?«
Er zog einen Mundwinkel hoch, doch in seinen Augen lag keine Erheiterung, als er auf die Tischplatte schaute. »Ich achte eher darauf, dass wir uns gegenseitig aus dem Weg gehen.«
»Ja.« Sie trat einen Schritt näher. »Und das mit überwältigendem Erfolg.«
Ein unechtes Lachen kam über seine Lippen, aber er erwiderte nichts. Seine Fäuste ruhten auf dem Marmor, während er ins Leere starrte. »Ich wollte nur in deiner Nähe sein«, flüsterte er so leise, dass sie sich fragte, ob die Worte überhaupt an sie gerichtet waren. »Im Schatten deines Lichtes leben. Dass du tatsächlich den Wunsch haben könntest …« Er biss auf seine Unterlippe. »Ich kann nicht denken, wenn du in meiner Nähe bist.«
Er zog sich zurück, während sie doch nur wollte, dass er nach ihr griff.
Sie hatte in der letzten Nacht einen Mann umgebracht.
Er hatte ebenfalls gemordet. Verfolgte ihn das auch? Musste er sich jeden Tag aufs Neue bemühen, seine Wut unter Kontrolle zu bringen? Mit der Regelmäßigkeit ihres Pulsschlags gingen ihr die Fragen durch den Kopf.
»Macht dich diese ganze Heimlichtuerei manchmal müde?«, flüsterte sie ins beharrliche Schweigen.
Archer holte tief Luft und drehte den Kopf. Er schien die Hand nach ihr ausstrecken zu wollen. Doch der Eindruck verflüchtigte sich, als er sich steif aufrichtete. »Ständig«, antwortete er
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