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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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gab keine Heilung. Nur dumpfe Verzweiflung. In all den Jahren war ihm nie der Gedanke gekommen, dass die Heilung sein eigener Untergang sein würde. Gütiger Himmel, er war sich so sicher gewesen.
    Seine Brust schmerzte. Er sehnte sich danach, den Kopf auf den Tisch zu legen und sich dem Selbstmitleid hinzugeben. Unbarmherzig verdrängte er Miris Bild aus seinem Kopf. Nicht jetzt. Er würde diese Nacht nie überstehen, wenn er an sie dachte. Er presste die Lippen fest aufeinander, während er die Botschaft noch einmal las.
    »All die Jahre war es in Cavern Hall verborgen«, murmelte er. Archer entging die Ironie des Ganzen nicht. Der Schauplatz seines Niedergangs war der letzte Ort, an dem er nach einer Antwort gesucht hätte.
    Die Kanten des Ringes schnitten in seine Handfläche. Er hatte immer gedacht, dass der Fluch, der auf ihm lastete, die Folge eines alten ägyptischen Zaubers wäre. Doch nun schien es so, als hätte er sich geirrt. Druiden. Archer wusste nichts über deren Mythen oder Handlungsweisen. Seines Wissens gab es nur einen Menschen, der darüber Bescheid wusste, und die Vorstellung, an ihn heranzutreten, verstimmte ihn über die Maßen. Der Gedanke, einen weiteren Menschen in Gefahr zu bringen, war unerträglich, doch er musste einfach sichergehen, dass es klappte – um dann das Monster zu fassen, ehe es wieder zuschlug.
    Zwei Männer standen über der Leiche. Der eine war groß und dünn, und sein Haar hatte im fahlen Morgenlicht die Farbe alten Heus. Der andere war dicker, kleiner, und sein Schopf roten Haars strahlte zu hell, um vom trübsten Licht eingeschüchtert zu werden. Ihre Stimmen wogten im Nebel, vermischten sich mit dem Plätschern des Wassers und dem leisen Klang einer Heulboje. Dem Mörder, der hinter einem Stapel verlassener Kisten am Rande des Piers stand, fiel es leicht, sie zu belauschen. Normalerweise hielt er es für uninteressant, zu bleiben und zu schauen, was nach dem Mord passierte. Doch da die Leiche so schnell gefunden worden war, besaßen die falschen Schlussfolgerungen der Polizei einen gewissen Unterhaltungswert.
    »Ne widerliche Sache, das hier«, sagte der mit den roten Haaren. Vorsichtig wickelte er die Goldmünze, die er dem Opfer abgenommen hatte, in ein Stück Stoff und steckte sie ein.
    Der Blonde nickte abwesend, seine ganze Konzentration auf den Kopf des Toten gerichtet. An der Stelle, wo eigentlich die Ohren hätten sein müssen, befanden sich zwei Löcher. Es war ein Vergnügen gewesen, sie Lord Merryweather abzunehmen, dachte der Mörder. »Und sie wird mit jedem Tag noch widerlicher.«
    Rotschopf rückte seine braune Schirmmütze zurecht, damit die schwache Sonne ihn nicht blendete. »Ihnen ist klar, dass das hier Lord Archer gehört.« Er zeigte mit dem Kopf auf das hinter ihnen liegende Lagerhaus und sah dann den Größeren aus zusammengekniffenen Augen an. »Stellen Sie es immer noch in Frage, dass der Mistkerl schuldig ist?«
    »Vorsicht, Sheridan.« Der Blonde kniete sich neben die Leiche, um sie zu untersuchen. »Sie sprechen von meinem Schwager. Und einem Angehörigen des Hochadels.«
    »Bitte tausend Mal um Entschuldigung, Inspektor, aber wollen wir doch vernünftig sein, nicht? Jedes der Opfer steht in irgendeiner Verbindung zu Archer. Zeugen haben einen maskierten Mann gesehen, der sich zu seltsamen Zeiten herumschleicht. Sie sagen, er sei der Teufel in Menschengestalt.« Der junge Mann bekreuzigte sich schnell.
    »Alles Hysterie«, brummte der Inspektor. »Wir haben fünf Aussagen von Zeugen, die Lord Archer an fünf unterschiedlichen Orten gesehen haben wollen. Gleichzeitig. Der junge Jack ist ihm gestern zu Lord McKinnons Haus gefolgt und dann direkt nach Hause, ohne Umwege zu machen. Wir müssen vorsichtig vorgehen und dürfen uns nicht von Gerüchten oder Märchen verunsichern lassen.« Er blickte zu Sheridan auf. »So, jetzt wollen wir uns mal wieder den Tatsachen zuwenden. Was sehen Sie? Was ist das gleiche Vorgehensmuster?«
    »Eine blutige Sauerei.« Sheridan hüstelte schnell. »In Ordnung … also: Der kranke Mistkerl entfernt jedes Mal das Herz. Diesem hier fehlen die Ohren. Cheltenham verlor seine Zunge – verdammt grauenvoll – und Sir Percival seine Augen.«
    Der Inspektor strich sich mit dem Daumen über das Ende seines Schnurrbarts. »Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören.«
    »Ein ganz schön ominöser Teufel, unser Mörder.«
    »Hmm …«
    Ein ominöser Teufel, wie amüsant. Der Inspektor dachte tatsächlich, es gäbe

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