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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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überraschend kräftig Archers Schläfe traf. Archer sah Sternchen. Er blinzelte, um wieder klar sehen zu können, schlug zu und hörte das befriedigende Knirschen von Knochen, als seine Faust in McKinnons Gesicht landete.
    McKinnon stürzte wie ein gebrochener Hauptmast zu Boden. Archer stellte einen Fuß auf seinen Hals, um ihn am Aufstehen zu hindern. »Ich glaube, du hast genug.«
    McKinnons Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Mistkerl«, fauchte er, und Blut strömte aus seiner schief stehenden Nase und einer Platzwunde an der Lippe. »Wäre der Mond heller …«
    Archers Fuß drückte fester zu. »Zu deinem Leidwesen ist er das nicht.«
    McKinnon schlug wild um sich. Seine Schläge gegen Archers Beine wurden jedoch immer schwächer und richteten nichts aus. Als er allmählich blau anlief und blutiger Schaum aus seiner Nase trat, drückte Archer nicht mehr ganz so fest mit seinem Fuß.
    »So«, meinte Archer und beugte sich über den knurrenden und hustenden Mann, »du hast angefangen, mich zu langweilen.« Er streckte die Hand aus und riss McKinnon weit grober als notwendig den Ring vom Finger. Dann trat er zurück.
    McKinnon keuchte und rieb sich vorsichtig die Nase. »Du verdammter Mistkerl.« Er stemmte sich in eine sitzende Position hoch und spie einen widerlichen Klumpen aus, machte aber keine Anstalten hochzukommen. Er hütete sich, Archer noch einmal herauszufordern. »Du rennst besser schon los. Wenn der Mond erst zunimmt …«
    »Ja, das habe ich alles schon gehört.« Archer ging zur Tür und stieg lässig über die Reste eines zerbrochenen Stuhls. »Von deinem
Vater

    »Schwanzlutscher.«
    Archer blieb stehen und sah ihn an. Das Blut strömte bereits nicht mehr ganz so stark aus McKinnons Nase, und dessen geschwollenes Gesicht nahm wieder seine natürliche Farbe an.
    »Vorsicht«, meinte Archer. »Du willst doch nicht, dass sie heilt, ehe du sie gerichtet hast.«
    McKinnon gab einen ganzen Schwall von Flüchen von sich, als er seine Nase, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, einrenkte. Archer lachte leise, doch seine Erheiterung verschwand, während er den Ring umklammerte. »Halte dich von ihr fern, Ian.«
    Er war schon fast zur Tür hinaus, als McKinnons Stimme ihn noch einmal innehalten ließ.
    »Benjamin.«
    Er drehte sich nicht um, sondern wartete nur ab.
    »Warum hast du sie mit in diesen Albtraum hineingezogen?«
    Heftige Schuldgefühle stiegen plötzlich und unerwartet in Archer auf. Ganz kurz schloss er die Augen. »Und das fragt der Mann, der sie mir wegnehmen würde, wenn er könnte.«
    McKinnon gab einen freudlosen Laut von sich. »Ich verstehe dich wohl besser, als ich dachte.«
    Archers Kopf war plötzlich zu schwer, um ihn noch aufrecht halten zu können. »Dann stehen wir jetzt ja wieder am Ausgangspunkt, du und ich.«
    »Stimmt. Und verdammt, du bist kurz davor, die gleichen dummen Fehler zu machen, die du bei mir beobachtet hast«, erwiderte McKinnon scharf. Die Qual, die in seiner Stimme mitschwang, ließ den schottischen Akzent wieder hervorbrechen, den er so bemüht war auszumerzen. »Wenn du auch nur einen Funken Liebe für sie empfindest, zeige ihr, was du bist, ehe es zu spät für sie ist, um zu fliehen.«

21
    Archer gönnte sich nicht einen Moment Ruhe, ehe er sich in seine Bibliothek einschloss. Nachdem er die Vorhänge zugezogen und die Lampe hochgedreht hatte, hockte er sich an seinen Tisch und zwang seine Hand, sich zu öffnen. Der goldene Ring hob sich deutlich von seinem schwarzen Handschuh ab. Trotzdem holte Archer tief Luft und musterte ihn eingehend, um sich gänzlich davon zu überzeugen, dass er ihn wirklich an sich gebracht hatte.
    Ja, das war der Ring. Er nahm ihn hoch. Der Anblick versetzte ihm einen Stich. Er war ihm so vertraut. Einige Scharten waren neu, aber an andere erinnerte er sich noch gut. Sogar das Gewicht des Ringes vermittelte ihm Geborgenheit. Eine Gravur zeigte eine stilisierte Sonne, die in der Mitte mit dem Mond verschmolz.
    Archer lächelte und fuhr mit der Fingerspitze darüber. Seine Mutter hatte ihm den Ring an dem Tag geschenkt, als er nach Cambridge aufgebrochen war. Eine Sonne für ihren Sohn. Er war immer ihre Sonne gewesen – das Kind, das geboren wurde, als die letzten Strahlen der Sonne über ihr Bett glitten. Und Elizabeth ihr Mond. Sie war eine volle Stunde nach Archer zur Welt gekommen, während der Mond am sich verdunkelnden Himmel aufging. Als Kinder hatten er und Elizabeth häufig auf ihrem Schoß gesessen

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