Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Eindruck, sie sei für ihre Größe leicht.« Ich ging zu Mr. Kadam und nahm ihm die Gada ab, wobei wir beide überrascht waren, dass ich sie mühelos mit einer Hand hochheben konnte. Er nahm sie zurück und versuchte, sie ebenfalls in einer Hand zu halten, doch er schwankte unter ihrem Gewicht.
»Mir kommt es vor, als würde sie fünfzig Pfund wiegen.«
Ich nahm sie wieder entgegen. »Mir kommt es wie fünf oder vielleicht zehn Pfund vor.«
»Erstaunlich«, wunderte er sich.
Bestürzt fügte ich hinzu: »Ich hatte keine Ahnung, wie viel sie in Wirklichkeit wiegt.«
Mr. Kadam nahm mir die Waffe aus der Hand, wickelte sie in eine weiche Decke und legte sie mir dann in den Rucksack. Wir stiegen erneut in den Wagen, und er bog ab in eine Seitenstraße, die zu einer Schotterstraße wurde, die wiederum zu einem Kiesweg wurde, dann zu zwei Linien im Staub, bis sie schließlich gänzlich verschwand.
Er ließ uns aussteigen und schlug ein Minilager auf, wobei er mir versicherte, dass Ren den Weg spielend leicht zurückfinden würde. Außerdem reichte er mir eine kleine Taschenlampe und eine Kopie der Prophezeiung und gab mir eine Warnung mit auf den Weg: »Benutzen Sie die Taschenlampe nur, wenn Ihnen keine andere Wahl bleibt. Die Sicherheitskräfte streifen nachts durch die Ruinen. Seien Sie auf der Hut. Ren kann ihr Kommen riechen, also sollten sie Ihnen keine Probleme bereiten. Ferner würde ich vorschlagen, dass Ren so lange wie möglich seine Tigergestalt beibehält, für den Fall, dass Sie ihn später brauchen.«
Er klopfte mir lächelnd auf die Schultern. »Viel Glück, Miss Kelsey. Behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie womöglich überhaupt nichts finden werden. Vielleicht werden wir morgen Nacht von vorne beginnen müssen, aber wir haben viel Zeit. Machen Sie sich keine Gedanken. Es gibt keinerlei Druck.«
»Okay. Wird schon schiefgehen!«
Ich stapfte los, Ren hinterher. Die mondlose Nacht ließ die Sterne am samtigen schwarzen Himmel besonders hell funkeln. Auch wenn es wunderschön aussah, wünschte ich, der Mond würde scheinen. Glücklicherweise war Rens weißes Fell leicht auszumachen. Gruben und Löcher übersäten das Gebiet und ich musste äußerst vorsichtig sein. Es wäre ein schlechter Zeitpunkt, jetzt zu stolpern und sich das Fußgelenk zu brechen. Ich wollte keinen einzigen Gedanken darauf verschwenden, welche Tiere diese Löcher gegraben haben mochten.
Nach ein paar Minuten begann ein grünliches Licht sanft vor mir zu glühen. Ich blickte mich um und erkannte schließlich, dass das Licht von Fanindras mit Edelsteinen besetzten Augen kam. Sie erleuchtete mir die dunkle Landschaft, alle Umrisse waren nun deutlich zu erkennen, doch es fühlte sich immer noch gespenstisch an, als würde ich über einen sonderbaren grünen Planeten wandern.
Nachdem wir fast eine Stunde gewandert waren, erreichten wir den Rand der Ruinen. Ren verlangsamte seinen Schritt und schnupperte in die Luft. Eine kühle Brise wehte über die Berge und erfrischte den warmen Abend. Es schien alles in Ordnung zu sein, denn er lief rasch weiter.
Wir bahnten uns einen Weg zwischen den Ruinen hindurch und schlugen einen Pfad in Richtung der Ugra-Narasimha-Statue ein. Die Ruinen, die schon während des Tages überwältigend gewesen waren, bauten sich nun bedrohlich über mir auf und warfen dunkle Schatten. Wunderschöne Torbogen und Säulen, die ich vorher bewundert hatte, waren jetzt klaffende schwarze Mäuler, die nur darauf warteten, mich zu verschlingen. Die sanfte Brise, über die ich gerade noch dankbar gewesen war, stöhnte durch Gänge und Türen, als verkündeten uralte Geister unsere Ankunft.
Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, als ich mir vorstellte, dass Augen uns beobachteten und Dämonen in den dämmrigen Gängen lauerten. Als wir uns endlich der Statue näherten, begann Ren sogleich, sie zu erforschen, er schnupperte und suchte nach versteckten Spalten.
Nachdem er eine Stunde gesucht und nichts gefunden hatte, wollte ich schon aufgeben, zu Mr. Kadam zurück gehen und eine Mütze Schlaf nehmen. »Ich bin müde, Ren. Zu blöd, dass wir keine Opfergaben und keine Glocke haben. Vielleicht würde die Statue dann zum Leben erwachen, hm?«
Er saß neben mir, ich tätschelte ihm gedankenverloren den Kopf, sah zur Statue hoch und murmelte: »Eine Glocke. Ich frage mich …« Ich sprang auf und rannte hinüber zum Vithala-Tempel mit seinen klingenden Säulen. Eine Ahnung hatte mich beschlichen. Ich klopfte
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