Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
seinem Hocker und rollte sich zu meinen Füßen, oder um genau zu sein, auf meinen Füßen zusammen und hielt sie kuschelig warm, während Mr. Kadam seine Nachforschungen an seinem Schreibtisch fortsetzte.
Ich hatte das Gefühl, in die Bibliothek meiner Eltern zurückversetzt zu sein. Es kam mir ganz normal vor, hier gemeinsam mit den beiden zu sitzen. Ich bückte mich, um Ren hinterm Ohr zu kraulen. Er schnurrte zufrieden, öffnete jedoch nicht die Augen. Dann warf ich Mr. Kadam ein Lächeln zu, obwohl er es nicht sehen konnte. Ich fühlte mich glücklich und als Teil eines Ganzen, als gehörte ich hierher. Als ich meine Grübeleien beiseiteschob, fand ich ein Kapitel über Hanuman und begann zu lesen.
Er ist eine hinduistische Göttergestalt, die Verkörperung von grenzenloser Treue und übermenschlicher Kraft. Er diente seinem Herrn Rama, indem er nach Lanka ging, um Ramas Gattin Sita zu befreien.
Puh … das waren viele Namen.
Er fand heraus, dass sie von dem Lanka-König Ravana entführt worden war. Es folgte eine große Schlacht zwischen Rama und Ravana, und während dieser Zeit erkrankte Ramas Bruder. Hanuman ging in den Himalaya, um ein Heilkraut zu finden, das Ramas Bruder retten sollte, doch er konnte das Kraut nicht erkennen, also brachte er stattdessen das gesamte Gebirge mit nach Hause.
Ich fragte mich, wie genau es ihm gelungen war, das Gebirge zu versetzen, und konnte nur hoffen, dasselbe würde nicht von uns verlangt werden.
Hanuman wurde sterblich und verwundbar. Er ist halb Mensch und halb Affe und schneller, flinker und kräftiger als alle anderen Affen. Als Sohn eines Windgottes wird Hanuman auch heute noch von vielen Hindus verehrt, die seine Loblieder singen und jedes Jahr seinen Geburtstag feiern.
»Starker Affenmensch, versetzt Bäume und singt. Alles klar«, murmelte ich schläfrig.
Es war immer noch mitten in der Nacht, mir war warm und ich war müde, ich legte mein Buch beiseite und machte, Ren zusammengerollt an meinen Zehen, ein kurzes Nickerchen.
Den nächsten Tag über ließ ich Mr. Kadam in Ruhe, nachdem ich ihn ermuntert hatte, etwas Schlaf nachzuholen. Er war die ganze Nacht wach geblieben, weshalb ich so leise wie möglich durchs Haus schlich.
Am späten Nachmittag kam er zu mir auf die Terrasse. Mit einem Lächeln setzte er sich. »Miss Kelsey, wie fühlen Sie sich? Die Bürde, die Sie tragen, muss schwer auf Ihnen lasten, insbesondere jetzt, wo wir wissen, dass weitere Reisen vor uns liegen.«
»Mir geht’s gut, wirklich. Was sind schon schleimige Riesenkäfer, wenn es um Freundschaft geht?«
Er lächelte, bevor sein Ausdruck wieder ernst wurde. »Wenn Sie jemals das Gefühl beschleichen sollte, dass wir Ihnen zu viel abverlangen … Ich möchte … Sie einfach nur nicht in Gefahr bringen. Sie sind mir sehr wichtig geworden.«
»Ist schon in Ordnung, Mr. Kadam. Machen Sie sich keine Sorgen. Dafür bin ich doch geboren, oder nicht? Außerdem braucht Ren meine Hilfe. Wenn ich ihm nicht helfe, wird er für immer in seiner Tigergestalt gefangen sein.«
Mr. Kadam lächelte und tätschelte mir die Hand. »Sie sind eine sehr tapfere und mutige junge Dame. Einem edleren Menschen bin ich seit langer, langer Zeit nicht begegnet. Ich hoffe, Ren weiß, wie glücklich er sich schätzen sollte.«
Ich errötete und blickte zum Pool.
»Von dem, was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe«, fuhr er fort, »müssen wir als Nächstes nach Hampi. Es liegt jedoch viel zu weit entfernt, als dass Sie beide allein fahren könnten. Ich werde Sie auf der Reise begleiten. Wir brechen morgen bei Tagesanbruch auf. Ich möchte, dass Sie sich heute so viel wie möglich ausruhen. Sie haben noch einige Stunden Tageslicht. Sie sollten sich entspannen, vielleicht schwimmen gehen. Tun Sie sich etwas Gutes.«
Nachdem Mr. Kadam gegangen war, dachte ich über seine Worte nach. Schwimmen wäre entspannend.
Ich zog meinen Badeanzug an, schmierte mich, so gut es ging, mit Sonnenmilch ein und blickte zu den Palmen empor. Sie ragten hoch über dem Pool auf, und ich schwamm gemächlich in ihren Schatten und wieder heraus. Die Sonne war hinter den Baumwipfeln verschwunden, doch die Luft war immer noch warm und angenehm. Ich hörte ein Geräusch auf der anderen Seite des Pools und sah Ren am Rand liegen und mich beobachten.
Ich tauchte unter, schwamm nahe an ihn heran und schoss dann aus dem Wasser.
»Hey, Ren.« Lachend bespritzte ich ihn.
Der weiße Tiger schnaubte entrüstet.
»Nun komm schon. Hast
Weitere Kostenlose Bücher