Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Jeep, als ich hineinsprang. Sobald mein Sicherheitsgurt mit einem Klicken einrastete, reichte mir Mr. Kadam einen Frühstücksriegel und eine Flasche Saft und düste los.
»Warum die Eile?«, fragte ich.
»Ren möchte auf unserer Reise einen Abstecher machen«, antwortete er. »Der Plan sieht vor, Sie beide für ein paar Tage abzusetzen und später wieder abzuholen. Danach werden wir nach Hampi weiterfahren.«
»Was für einen Abstecher?«
»Ren würde Ihnen das lieber persönlich erklären.«
»Hm.«
Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass Mr. Kadam nichts preisgäbe, egal wie sehr ich ihn löchern würde. Ich beschloss, meine Neugierde, was die Zukunft betraf, zu zügeln, und mich stattdessen auf die Vergangenheit zu konzentrieren.
»Da wir eine lange Fahrt vor uns haben, könnten Sie mir ein bisschen mehr über sich erzählen, Mr. Kadam. Wie war Ihre Kindheit?«
»Ach herrje, das wird wirklich eine lange Geschichte … Aber Sie haben das Recht, alles zu erfahren. Ich wurde zweiundzwanzig Jahre vor Dhiren geboren, im Juni 1635. Ich war das einzige Kind einer Militärfamilie aus der Kaste der Kshatriya . Es war also nur konsequent, dass ich ebenfalls dem Militär beitrat.«
»Was ist die Kaste der Kshatriya? «
»In Indien gibt es vier Kasten, auch Varnas genannt, die unterschiedliche soziale Klassen beschreiben: die Brahmanen sind Lehrer, Priester und Gelehrte; die Kshatriya sind Herrscher und Beschützer; die Vaishya sind Bauern und Händler; und die Shudra sind Handwerker und Diener. Jede Kaste gliedert sich noch einmal in Untergruppen auf.
Menschen aus verschiedenen Kasten vermischten sich zu keiner Zeit ihres Lebens. Ihr gesamtes Dasein verbrachten sie in ihrer eigenen Gruppe. Obwohl das Kastensystem offiziell seit fünfzig Jahren verboten ist, spielt es in vielen Teilen des Landes immer noch eine große Rolle.«
»War Ihre Frau aus derselben Kaste wie Sie?«
»Ich war Soldat im Ruhestand, ein Günstling des Königs, also lautet die Antwort Ja.«
»Aber war es eine arrangierte Heirat? Ich meine, Sie haben sie geliebt, nicht wahr?«
»Ihre Eltern haben die Ehe arrangiert, doch wir waren glücklich während der Zeit, die uns vergönnt war.«
Ich starrte einen Moment auf die Straße vor uns und warf dann einen Blick zu Ren, der auf der Rückbank döste.
»Mr. Kadam, stört es Sie, dass ich so viele Fragen stelle? Sie dürfen sich nicht verpflichtet fühlen, alle zu beantworten, insbesondere die, die zu persönlich oder schmerzhaft für Sie sind.«
»Es stört mich nicht, Miss Kelsey. Ich genieße es, mich mit Ihnen zu unterhalten.« Er lächelte mir zu und wechselte die Spur.
»Also gut. Erzählen Sie mir ein bisschen mehr über Ihre militärische Laufbahn. Sie müssen ein paar wirklich interessante Schlachten geschlagen haben.«
Er nickte. »Meine Ausbildung begann bereits, da war ich noch sehr jung, vielleicht vier Jahre alt. Als zukünftige Männer des Militärs haben wir nie eine Schule besucht, unsere jungen Leben waren allein darauf ausgerichtet, dass wir gute Soldaten wurden, und all unsere Studien befassten sich ausschließlich mit der Kriegskunst. Zu jener Zeit gab es Dutzende, vielleicht sogar Hunderte verschiedener Königreiche in Indien. Mir war das Glück beschieden, in einem der mächtigsten unter einem guten König zu leben.«
»Welche Waffen haben Sie benutzt?«
»Ich wurde an einer Vielzahl von Waffen ausgebildet, doch die erste Fertigkeit, die uns gelehrt wurde, war der Nahkampf. Haben Sie je Kung-Fu-Filme gesehen?«
»Wenn Sie die mit Jet Li und Jackie Chan meinen, dann ja.«
Er nickte. »Im Nahkampf versierte Krieger waren sehr gefragt. Als junger Mann bin ich wegen meiner Fähigkeiten in diesem Bereich rasch befördert worden. Niemand konnte mir im Sparring das Wasser reichen. Nun, fast niemand. Dhiren hat mich gelegentlich besiegt.«
Ich sah ihn überrascht an. »Mr. Kadam! Soll das heißen, Sie sind Karatemeister?«
»Etwas in der Art.« Er lächelte. »Ich war nie so gut wie die berühmten Meister, die zu uns kamen und uns trainierten, aber ich habe genug aufgeschnappt. Mir macht Sparring Spaß, gewandter bin ich allerdings mit dem Schwert.«
»Ich wollte schon immer Karate lernen.«
»Zu jener Zeit nannten wir es nicht Karate. Die Kampfkunst, die wir im Krieg einsetzten, wäre für Zuschauer nicht besonders aufregend, war sie doch darauf ausgelegt, den Gegner so schnell wie möglich zu besiegen, was häufig bedeutete, dass man ihn tötete oder ihm einen Schlag
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