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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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du keine Lust zu spielen? Okay, wie du willst.«
    Ich schwamm noch ein paar Bahnen und entschied schließlich, dass ich lieber reingehen sollte, da sich meine Finger bereits in verschrumpelte Dörrpflaumen verwandelt hatten. Jeweils ein Handtuch um Körper und Haare gewickelt, stieg ich die Treppe hoch. Als ich aus dem Badezimmer trat, fand ich Ren auf dem Teppich liegend vor. Auf meinem Kissen eine silberglänzende blaue Rose.
    »Ist die für mich?«
    Ren machte ein Tigergeräusch, das wohl Ja bedeutete.
    Ich warf mich aufs Bett, drückte die Blüte an meine Nase, sog den süßen Duft tief ein und rollte mich auf den Bauch, um den Tiger neben meinem Bett zu mustern.
    »Vielen Dank, Ren. Sie ist wunderschön!« Ich gab ihm einen Kuss auf den pelzigen Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren und lachte, als er sich in meine Hand schmiegte. »Soll ich dir ein wenig aus Romeo und Julia vorlesen?«
    Er hob die Pfote und legte sie mir aufs Bein.
    »Okay, mal sehen. Wo waren wir? Ach ja, zweiter Akt, dritte Szene. Bruder Lorenzo tritt auf, dann Romeo.«
    Wir hatten gerade die Szene beendet, in der Romeo Tybalt tötete, als Ren mich unterbrach. »Romeo war ein Narr«, sagte er, plötzlich wieder in menschlicher Gestalt. »Sein großer Fehler war, die Hochzeit nicht bekannt zu geben. Er hätte es beiden Familien sagen sollen. Die Hochzeit zu verheimlichen, wird Romeo ins Verderben stürzen. Geheimnisse wie dieses sind der Untergang eines jeden Mannes. Häufig sind sie zerstörerischer als jedes Schwert.«
    Dann saß er still da, tief in Gedanken versunken.
    Sanft fragte ich: »Soll ich fortfahren?«
    Er schüttelte seine Schwermut ab und lächelte. »Bitte.«
    Ich setzte mich wieder auf, lehnte mich gegen das Kopfende und zog ein Kissen auf meinen Schoss. Ren verwandelte sich zurück in einen Tiger, sprang mit einem Satz aufs Bett und streckte sich am Fußende der riesigen Matratze aus.
    Ich begann wieder zu lesen. Jedes Mal, wenn ich etwas las, das Ren nicht gefiel, ließ er den Schwanz verärgert durch die Luft sausen.
    »Hör auf damit, Ren! Das kitzelt an meinen Zehen!«
    Diese Worte spornten ihn nur weiter an. Als ich am Ende angelangt war, klappte ich das Buch zu und lugte zu Ren, um zu sehen, ob er noch wach war. Das war er, und er hatte wieder menschliche Gestalt angenommen. Er lag immer noch am Fußende des Bettes, den Kopf auf den Arm gestützt.
    »Wie hat es dir gefallen?«, fragte ich. »Hat dich das Ende überrascht?«
    Ren wägte seine Antwort ab. »Ja und nein. Romeo hat während des gesamten Stücks falsche Entscheidungen getroffen. Er machte sich mehr Sorgen um sich als um seine Frau. Er hat sie nicht verdient.«
    »Beschäftigt dich das Ende so sehr? Für die meisten Menschen steht die Romanze im Mittelpunkt, die Tragödie, dass sie nicht zusammen sein dürfen. Es tut mir leid, wenn es dir nicht gefallen hat.«
    Rens nachdenkliches Gesicht hellte sich auf. »Ganz im Gegenteil, ich habe es genossen. Ich habe mit niemandem mehr über Theaterstücke oder Poesie gesprochen, seit … seit meine Eltern gestorben sind. Ich habe früher sogar selbst Gedichte geschrieben.«
    »Ich auch«, gestand ich leise. »Ich vermisse es, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann.«
    Auf Rens Gesicht breitete sich ein warmes Lächeln aus und ganz plötzlich musste ich nervös mit einer Kordel an meinem Ärmel spielen. Er sprang vom Bett, nahm meine Hand und verbeugte sich tief. »Vielleicht lese ich dir beim nächsten Mal ein paar meiner Gedichte vor.«
    Er drehte meine Hand um und drückte mir einen sanften Kuss auf den Handteller. Seine Augen funkelten schelmisch. » Und Hand in Hand ist frommer Waller Kuss. Gute Nacht, Kelsey.«
    Ren schloss leise die Tür hinter sich und ich zog mir die Decke bis ans Kinn. Meine Hand prickelte noch, wo er sie geküsst hatte. Ich roch an meiner Rose und steckte sie lächelnd in den Strauß auf meiner Frisierkommode.
    Dann schlüpfte ich zurück unter die Bettdecke, seufzte und schlief ein.

13 · Der Wasserfall

    13
    D er W asserfa l l
    A m nächsten Morgen nach dem Aufstehen fand ich einen zur Hälfte gefüllten Rucksack an meiner Tür, darauf eine Notiz von Mr. Kadam. Ich sollte Kleidung für drei oder vier Tage einpacken sowie meine Badesachen.
    Der Badeanzug, den ich über Nacht aufgehängt hatte, war längst trocken. Ich warf ihn in meine Tasche, nahm sicherheitshalber ein Handtuch mit, quetschte meine restlichen Sachen hinein und begab mich nach unten.
    Mr. Kadam und Ren saßen bereits im

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