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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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befinden, ist es nur noch ein kleines Stück bis nach oben. Ich werde Sie hochheben und Ihnen hier heraushelfen, und dann müssen Sie zu Ramsay House zurückreiten. Cam hat das Pferd so trainiert, dass es den Weg alleine findet. Sie brauchen es nicht zu führen.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie verblüfft.
    Er klang eher unbeholfen, als er sagte: »Ich fürchte, ich werde hier warten müssen, bis Sie mir jemanden schicken.«
    »Warum?«
    »Ich habe mir einen …« Er suchte nach einem Wort. » … Splitter eingezogen.«
    Sie war aufrichtig empört. »Sie lassen mich alleine, ohne Begleitung und nahezu blind zurückreiten, damit ich Ihnen jemanden schicke, der Sie rettet? Und das alles wegen eines Splitters?«
    »Eines großen Splitters«, warf er ein.
    »Wo steckt er? Im Finger? In der Hand? Vielleicht kann ich Ihnen helfen … Oh, mein Gott!«, stieß sie hervor, als sie mit der Hand seine Schulter berührte. Sein Hemd war blutgetränkt, und ein großes Holzstück ragte ihm aus der Schulter. »Das ist kein Splitter«, rief sie entsetzt. »Sie haben sich gepfählt ! Was kann ich tun? Soll ich ihn herausziehen?«
    »Nein, er könnte in einer Arterie stecken. Und ich stelle mir wahrlich Schöneres vor, als hier unten zu verbluten.«
    Sie brachte ihr Gesicht ganz nah an seines heran, um ihn genauer zu untersuchen. Selbst im Halbdunkel wirkte sein Gesicht gräulich-blass, und als sie ihm die Finger auf die Stirn legte, konnte sie den kalten Schweiß spüren.
    »Keine Angst«, murmelte er. »Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Doch Catherine war anderer Meinung. Das Gegenteil war der Fall. Es war schlimmer, als es aussah. Panik durchflutete sie bei der Vorstellung, er könnte in einen Schockzustand verfallen, wobei das Herz nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpen würde. Der Zustand war beschrieben worden als »vorübergehendes Verharren im Akt des Todes«.
    Sie streifte den Reitmantel ab und versuchte ihn um seine Brust zu legen.
    »Was machen Sie da?«, fragte er.
    »Ich versuche, Sie warm zu halten.«
    Leo riss sich das Kleidungsstück von der Brust und schnaubte verächtlich. »Seien Sie nicht lächerlich. Erstens ist die Verletzung nicht so schlimm. Und zweitens kann dieser winzige Lappen nicht einen einzigen Körperteil von mir warm halten. Also, hier noch einmal mein Plan …«
    »Sie sind ganz offensichtlich schwer verletzt«, unterbrach sie ihn. »Und ich bin mit Ihrem Plan nicht im Allergeringsten einverstanden. Ich habe einen besseren.«
    »Natürlich haben Sie das«, erwiderte er höhnisch. »Marks, würden Sie wenigstens dieses eine Mal tun, was ich Ihnen sage?«
    »Nein, ich werde Sie nicht hier zurücklassen. Ich werde so viel Schutt aufstapeln, dass wir beide aus diesem Loch herausklettern können.«
    »Sie können doch noch nicht einmal etwas sehen! Außerdem sind Sie nicht in der Lage, diese Holzplanken und Steine zu schleppen. Sie sind zu klein dafür.«
    »Sparen Sie sich Ihre abfälligen Bemerkungen über meine Statur«, entgegnete sie. Dann sprang sie auf und sah sich blinzelnd um. Sie machte den höchsten Schuttberg ausfindig, ging zu ihm hinüber und begann die nächstgelegenen Steine herbeizuschleppen.
    »Ich bin nicht abfällig.« Er klang aufgebracht. »Ihre Statur ist für meine Lieblingsbeschäftigung absolut perfekt. Aber sie ist nicht dafür geschaffen, Steine zu wuchten. Verdammt, Marks, Sie werden sich noch verletzen …«
    »Warten Sie«, befahl Catherine in scharfem Ton, als sie ihn etwas Schweres beiseitehieven hörte. »Ihre Verletzung wird sich nur verschlimmern, und dann bekomme ich Sie hier gar nicht mehr heraus. Überlassen Sie das mir.« Sie entdeckte einige Quadersteine, hob sie hoch und hievte sie oben auf den Stapel. Sie musste sich anstrengen, um nicht über ihre eigenen Röcke zu stolpern.
    »Sie sind nicht stark genug«, sagte Leo noch einmal, und diesmal klang seine Stimme matt und atemlos.
    »Was mir an körperlicher Stärke fehlt«, entgegnete sie selbstbewusst, während sie den nächsten Stein holte, »das mache ich mit Entschlossenheit wieder wett.«
    »Wie inspirierend. Könnten wir Ihre heroische innere Stärke wenigstens einen verdammten Moment lang beiseitelassen und ein wenig gesunden Menschenverstand zusammenbringen?«
    »Ich werde jetzt nicht mit Ihnen streiten, Mylord. Ich brauche meine Energie, um« – sie hielt inne und hob einen weiteren Quader vom Boden auf – »Steine zu stapeln.«
    An irgendeinem Punkt des Martyriums beschloss Leo vage,

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