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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sie durch eine Masse aus Erde, Stein und Holz hinunter in einen dunklen Raum.

Siebtes Kapitel
    Catherine würgte und hustete. Sie hatte Schotter im Mund und in den Augen, und sie lag rücklings auf einem entsetzlich unbequemen Untergrund.
    »Marks.« Sie hörte, wie sich Leo durch die Trümmer einen Weg zu ihr bahnte. Seine Stimme bebte. Sie klang eindringlich. »Sind Sie verletzt? Können Sie sich bewegen?«
    »Ja … Ich glaube, ich bin soweit ganz geblieben …« Sie setzte sich auf und rieb sich das Gesicht. Den Schmerzen nach zu urteilen waren alle Verletzungen oberflächlich und nicht von Bedeutung. »Nur ein paar blaue Flecken. Oje! Meine Brille ist weg.«
    Sie hörte ihn fluchen. »Ich werde versuchen sie zu finden.«
    Unsicher und orientierungslos bemühte sie sich, etwas über ihre Umgebung in Erfahrung zu bringen. Leos schlanke Statur zeichnete sich undeutlich in ihrer Nähe ab, während er in den Trümmern nach ihrer Brille suchte. Der aufgewirbelte Staub setzte sich allmählich wieder. Soweit sie erkennen konnte, befanden sie sich in einer kaum zwei Meter tiefen Grube, in die das Sonnenlicht nur spärlich durch das kaputte Dach hereinfiel. »Sie hatten recht, Mylord. Tief sind wir nicht gefallen. Ist das der Wohnturm?«
    Leos Atmung wirkte angespannt, als er antwortete. »Ich bin nicht sicher. Es könnte sich auch um die Krypta handeln, die sich unter dem Wohnturm befindet. Dort drüben sehe ich die Reste einer schweren Trennwand … und Vertiefungen in der Seitenmauer, in denen vermutlich einmal Querbalken aufgelegen haben …«
    In einem neuerlichen Anfall von Panik stürzte sich Catherine in Richtung seiner verschwommenen Gestalt und tastete im Halbdunkel nach ihm.
    »Was ist los?« Leos Arme schlossen sich um sie.
    Keuchend vergrub sie das Gesicht an seiner Brust. Dort verharrte sie, halb sitzend, halb liegend, inmitten von Erde und Stein und verrottetem Holz.
    Eine seiner Hände legte sich beschützend um ihren Kopf. »Was ist passiert?«
    Ihre Stimme wurde von seinem Hemd erstickt. » Krypta ?«
    Er strich ihr das Haar glatt und presste sie noch enger an sich. »Ja. Wovor ängstigst du dich?«
    Sie brachte kaum ein Wort heraus, so atemlos war sie. »Ist das nicht … der Ort, wo die Leichen liegen?«
    Die ängstliche Frage hing in der Luft, während Leo noch über sie rätselte. » Oh . Nein, doch nicht diese Art von Krypta.« Ein Anflug reuevoller Belustigung schwang in seiner Stimme mit, und sie spürte, wie sein Mund den Rand ihres Ohrs berührte. »Du meinst wohl den Raum, den man unter modernen Kirchen findet, in dem die Toten verwahrt sind. Eine mittelalterliche Krypta ist allerdings etwas anderes. Sie ist eine Art Lagerraum unter dem Wohnturm.«
    Catherine war wie versteinert. »Dann gibt es also keine S…Skelette hier unten?«
    »Nein. Weder Schädel noch Särge.« Er strich ihr noch einmal zärtlich übers Haar. »Meine Liebste. Alles ist gut. Hier unten gibt es nichts, wovor du Angst haben müsstest. Atme tief durch. Du bist in Sicherheit.«
    Catherine blieb in seinen Armen liegen und versuchte, Atem zu schöpfen. Sie musste die Tatsache, dass ausgerechnet Leo, ihr Feind und Peiniger, sie »meine Liebste« nannte und ihr liebevoll über den Kopf strich, erst einmal verdauen. Er fuhr mit den Lippen über ihre Schläfe und verweilte sacht. Sie hielt still, um die Empfindung aufzunehmen. Sie hatte sich noch nie zu einem Mann von seiner Größe hingezogen gefühlt. Eigentlich schätzte sie beim anderen Geschlecht eine weniger einschüchternde Statur. Leos Körper aber war stark und trostreich, er schien so aufrichtig um sie besorgt, und seine Stimme hüllte sie ein wie dunkler Samt.
    Wie verwirrend!
    Hätte ihr jemand vorausgesagt, dass sie eines Tages alleine mit Leo, Lord Ramsay, in einem dreckigen Erdloch eingeschlossen sein würde, hätte sie dies als ihren schlimmsten Albtraum empfunden. Und nun erwies es sich als eine überaus angenehme Erfahrung. Kein Wunder, dass Ramsay bei den Londoner Damen so begehrt war … Wenn das seine Methoden waren, ja, wenn er sie alle so zärtlich streichelte und tröstete, dann konnte sie verstehen, dass sie sich von ihm verführen ließen.
    Zu ihrem Bedauern schob er sie sanft ein wenig von sich fort. »Marks … ich fürchte ich werde Ihre Brille in diesen Trümmern nicht finden können.«
    »Zuhause habe ich noch eine«, sagte sie leise.
    »Gott sei Dank.« Leo setzte sich mit einem leisen Stöhnen auf. »Nun, da wir uns auf der höchsten Erhebung

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