Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
sie wieder an Leos Bett war, fasste sie ihm mit der Hand an die Stirn, um seine Temperatur zu messen.
    Leo erwischte sie am Handgelenk und hielt sie fest. Ein Gefühl des Wiedererkennens überkam ihn. »Du warst das«, sagte er. »Du bist letzte Nacht zu mir gekommen.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast das kalte Tuch auf meiner Stirn ausgetauscht. Mehr als einmal.«
    Catherines Finger schlangen sich vorsichtig um seine. Ihre Stimme war weich. »Als ob ich mitten in der Nacht das Schlafzimmer eines Mannes betreten würde.«
    Doch sie wussten beide, dass sie es gewesen war. Leos Schwermut lichtete sich merklich, insbesondere als er die Besorgnis in ihren Augen sah.
    »Wie geht es deinen Händen?«, wollte er wissen und drehte ihre geschundenen Finger hin und her, um sie zu begutachten.
    »Die kleinen Kratzer verheilen gut, danke.« Sie machte eine kurze Pause. »Man hat mir mitgeteilt, dass Sie Gesellschaft wünschen.«
    »Ja. Ich werde mich mit dir zufriedengeben.«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Sehr gut.«
    Leo wollte sie zu sich heranziehen und ihren Geruch einatmen. Sie roch zart und sauber, nach Tee und Talkum und Lavendel.
    »Soll ich Ihnen vorlesen?«, fragte sie. »Ich habe ein Buch mitgebracht. Einen Roman. Gefällt Ihnen Balzac?«
    Der Tag wurde wirklich rapide besser. »Wem nicht?«
    Catherine setzte sich auf den Stuhl an der Seite des Bettes. »Für meinen Geschmack schweift er ein wenig zu oft ab. Ich bevorzuge Romane mit mehr Handlung.«
    »Einem Roman von Balzac«, erwiderte Leo, »musst du dich ganz und gar hingeben. Du musst dich in der Sprache suhlen und in ihr schwelgen …« Er hielt inne und betrachtete ihr ovales Gesicht etwas genauer. Sie war blass, und unter ihren Augen machten sich Schatten bemerkbar, ohne Zweifel die Folge ihrer wiederholten nächtlichen Besuche. »Du siehst müde aus«, stellte er unverblümt fest. »Und das meinetwegen. Verzeih mir.«
    »Oh, nicht im Geringsten, das hat mit Ihnen gar nichts zu tun. Ich hatte Albträume.«
    »Wovon handelten sie?«
    Ihr Ausdruck veränderte sich. Verbotenes Terrain. Und doch konnte Leo es sich nicht verkneifen nachzubohren. »Träumst du von deiner Vergangenheit? Von der Situation, aus der dich Rutledge eines Tages gerettet hat?«
    Catherine sog die Luft scharf durch die Nase ein und stand auf. Sie wirkte geschockt und angeschlagen, so als wäre ihr leicht übel. »Vielleicht sollte ich besser gehen.«
    »Nein«, sagte Leo schnell und bedeutete ihr mit einer Geste zu bleiben. »Geh nicht. Ich brauche dringend Gesellschaft – ich leide immer noch schrecklich an den Nachwirkungen des Laudanums, das zu nehmen du mich überredet hast.« Als er ihr anhaltendes Zaudern bemerkte, fügte er hinzu: »Und ich habe Fieber.«
    »Leichtes.«
    »Zum Teufel, Marks, Sie sind doch Gesellschafterin«, sagte er mit finsterer Miene. »Machen Sie Ihre Arbeit, und bitte gründlich .«
    Einen Augenblick lang sah sie gekränkt aus, doch dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen und prustete vor Lachen. »Ich bin Beatrix‘ Gesellschafterin«, stellte sie klar. »Nicht Ihre.«
    »Heute sind Sie meine. Setzen Sie sich und lesen Sie.«
    Zu Leos Überraschung schlug seine meisterhafte Vorgehensweise gleich aufs erste Mal an. Catherine setzte sich wieder auf den Stuhl und schlug das Buch auf der ersten Seite auf. Mit der Spitze des Zeigefingers rückte sie die Brille zurecht – eine winzige, akkurate Geste, die er anbetungswürdig fand. » Un Homme d’Affaires «, las sie. » Ein Geschäftsmann . Erstes Kapitel.«
    »Warten Sie.«
    Catherine blickte ihn erwartungsvoll an.
    Leo wählte seine Worte sorgfältig. »Gibt es irgendetwas in Ihrer Vergangenheit, worüber Sie bereit wären zu sprechen?«
    »Wozu?«
    »Ich bin neugierig auf Sie.«
    »Ich spreche nicht gerne über mich selbst.«
    »Sehen Sie, genau das ist der Beweis dafür, wie interessant Sie sind. Es gibt nichts Langweiligeres als Leute, die gerne über sich selbst reden. Ich bin ein hervorragendes Beispiel.«
    Sie starrte in das Buch, als versuchte sie, sich auf die Lektüre zu konzentrieren. Doch nach ein paar Sekunden blickte sie wieder auf und lächelte ihn so unverhohlen an, dass er glaubte dahinzuschmelzen. »Sie sind ganz viel, Mylord. Aber langweilig sicher nicht.«
    Während er sie ansah, spürte er wieder dasselbe unerklärliche Feuerwerk von Glück und Wärme, das er am Tag zuvor erlebt hatte, kurz vor dem Unfall.
    »Was möchten Sie denn wissen?«, fragte Catherine.
    »Wann haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher