Kuss im Morgenrot: Roman
ihre Teetasse. »Wenn es eine Hoffnung gibt, Ramsay House zu retten, wird Lord Ramsay sehr bald heiraten müssen.«
Ein Klopfen an der Tür kündigte Jake Valentine an, Harrys Assistenten und rechte Hand. Er brachte Harry den Stapel der täglichen Managerberichte sowie eine Handvoll Briefe. Einer davon war an Poppy adressiert, die ihn mit einem warmen Lächeln entgegennahm.
»Danke, Mr. Valentine.«
»Mrs. Rutledge.« Er erwiderte ihr Lächeln und verbeugte sich, bevor er wieder verschwand. Man sah ihm deutlich an, dass er von Poppy hingerissen war, und Catherine konnte es ihm nicht im Geringsten verübeln.
Poppy öffnete das Siegel und begann zu lesen, wobei sie die Brauen immer höher und höher zog, je näher sie dem Ende des Briefes kam. »Meine Güte, das ist sonderbar.«
Harry und Catherine blickten sie fragend an.
»Der Brief ist von Lady Fitzwalter, mit der ich durch eine Wohltätigkeitsarbeit bekannt bin. Sie fragt mich doch allen Ernstes, ob ich nicht meinen Bruder dazu bewegen könnte, Miss Darvin und Countess Ramsay, die gerade in der Stadt sind, einen Besuch abzustatten. Und sie nennt mir sogar die Adresse, unter der die beiden Damen anzutreffen sind.«
»So sonderbar ist das nicht«, bemerkte Catherine pragmatisch, obwohl ihr die Neuigkeiten spürbar auf den Magen schlugen. »Immerhin schickt es sich für eine Dame nicht, einen Herrn zu sich einzuladen, ganz gleich unter welchen Umständen, weshalb es nicht ganz ungewöhnlich ist, auf eine gemeinsame Bekanntschaft zurückzugreifen, um ein Treffen zu arrangieren.«
»Ja, aber warum möchte Miss Darvin mit Leo sprechen?«
»Es könnte mit der Zinslehensklausel zu tun haben«, warf Harry ein, der sich sichtlich für das Thema interessierte. »Vielleicht möchte sie ihm etwas anbieten, ihm in irgendeiner Weise entgegenkommen.«
»Ich kann mir schon vorstellen, was sie ihm anbieten will«, sagte Catherine verdrießlich. Sie musste daran denken, wie wunderschön die dunkelhaarige Miss Darvin war, und was für ein umwerfendes Paar sie und Leo auf der Tanzfläche abgegeben hatten. »Ich bezweifle, dass sie vorhat, mit ihm über Rechtsangelegenheiten zu sprechen. Der Anlass ist persönlicher Natur, dessen bin ich mir sicher. Sonst hätte sie es wohl den Anwälten überlassen, sich darum zu kümmern.«
»Cam und Merripen waren von Miss Darvin entsetzt«, erzählte Poppy Harry mit einem Grinsen. »Amelia hat mir geschrieben, dass der Saum ihres Ballkleids mit Pfauenfedern besetzt war, was für die Roma offenbar ein Zeichen für Gefahr ist.«
»In manchen Hindu-Religionen«, wusste Harry, »werden die Pfauenfedern mit der Regenzeit und folglich mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.«
»Gefahr oder Fruchtbarkeit?«, fragte Poppy trocken. »Nun, es bleibt spannend zu sehen, welches von beidem Miss Darvin an den Tag legen wird.«
»Ich habe keine Lust dazu«, sagte Leo unverzüglich, als er über die Notwendigkeit informiert wurde, Miss Darvin einen Besuch abzustatten.
»Das spielt keine Rolle, du hast keine Wahl«, erwiderte Poppy und nahm ihm den Mantel ab, als er Harrys Privaträume betrat.
Als er Catherine erblickte, die mit Dodger im Schoß im Salon saß, ging er zu ihr hinüber. »Guten Tag«, begrüßte er sie und griff nach ihrer Hand, um ihr einen angedeuteten Kuss auf den Handrücken zu geben. Die flüchtige Berührung seiner weichen, warmen Lippen auf ihrer Haut ließ sie einmal scharf einatmen.
»Darf ich?«, fragte er und deutete mit dem Blick auf den Platz auf dem Sofa neben ihr.
»Ja, natürlich.«
Nachdem Poppy sich in einen Sessel am Kamin gesetzt hatte, nahm er neben Catherine Platz.
Sie strich mehrmals über Dodgers Fell, aber das Tier rührte sich nicht. Ein schlafendes Frettchen war so schlaff und unmöglich aufzuwecken, dass man es durchaus für tot hätte halten können. Man konnte Dodger hochnehmen, ihn sogar schütteln, und er würde einfach ungestört weiterschlummern.
Leo griff hinüber, um mit den winzigen Beinchen des Frettchens zu spielen, indem er sie vorsichtig anhob und wieder in Catherines Schoß fallen ließ. Sie mussten beide kichern, als Dodger nicht die leiseste Reaktion zeigte.
Catherine entdeckte einen ungewöhnlichen Duft an Leo. Es war der Geruch von Futter und Heu und Tieren. Sie schnüffelte neugierig. »Du riechst ein bisschen nach … Pferden … Bist du heute Morgen schon ausgeritten?«
»Der Duft nennt sich Eau de Zoo «, klärte Leo sie mit funkelnden Augen auf. »Ich habe mich mit dem
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