Kuss mich kuss mich nicht
seine Geschäfte heranzugehen.
Noch vor ein paar Wochen hätte er in einem solchen Augenblick gedacht, er würde seinen Biss verlieren.
Verdammt, zum ersten Mal in seinem Leben als Geschäftsmann wusste er nicht, was er machen sollte, obwohl die Situation eindeutig war. Es ging um diese verdammten Blutsbrüder. Die Technologie, die sie sich hatten patentieren lassen, könnte die Lieferung von Blutprodukten weltweit erheblich verbessern und die Leben von Tausenden oder vielleicht Millionen Menschen retten. Aber die beiden Erfinder hatte ihre Firma hoffnungslos dadurch geschwächt, dass praktisch ihre gesamte Sippschaft anteilsmäßig von ihnen daran beteiligt worden war.
Für einen Erfolg des Unternehmens bräuchten die McKays eine große Summe Bargeld, doch wenn Jack sein Geld in eine Firma steckte, an der Dutzende von Menschen einen Anteil hatten, könnte er die Scheine ebenso gut auch einfach verbrennen, weil sich irgendwo, wo derart viele Leute ihre Finger im Spiel hatten, niemals wirklich was verdienen ließ.
Er wusste, deshalb würde auch kein anderer Kapitalgeber in diese Firma investieren, doch allein mit Spenden und mit Subventionen kämen die McKays nicht weit. Für einen wirklichen Erfolg bräuchten sie die Art von Geld, die es nur von wirklich großen Investoren gab.
Noch vor einem halben Jahr wäre ihm völlig klar gewesen, dass dieser Geschäftsvorschlag totaler Schwachsinn war. Er hätte sofort nein gesagt und sich etwas anderes gesucht, mit dem sich der erwartete Gewinn erzielen ließ.
Wohingegen er jetzt plötzlich hin und her gerissen war.
Verdammt, vielleicht hatte ja nicht nur Callie diesen Sinneswandel herbeigeführt. Der Zustand der Tochter seines Managers hatte sich verschlechtert. Das kleine Mädchen wurde jetzt wieder zuhause gepflegt, und Jack hatte es sich angewöhnt, abends auf dem Heimweg kurz bei ihr vorbeizuschauen.
Er hatte das Gefühl zu explodieren. Die Trauer der Familie, das Dilemma mit den Blutsbrüdern und die Überlegung, ob er sich selbst dann als Gouverneur bewerben sollte, wenn er dadurch Callie verlöre, waren einfach zu viel für ihn.
Verdammt, inzwischen knirschte er nachts sogar wieder mit den Zähnen.
Einer seiner Backenzähne hatte angefangen, weh zu tun, und er wusste, was das hieß. Zwei Jahre zuvor, als er in einem Kampf um eine Biotechnikfirma fast alles verloren hatte, hatte er so schlimm mit den Zähnen geknirscht, dass ihm auf der linken Seite sogar zwei Füllungen herausgefallen waren.
Er öffnete den Mund, befühlte seinen Zahn und spürte einen stechenden Schmerz, der bis in seinen Kiefer schoss.
Himmel. Ein Besuch beim Zahnarzt hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt.
»He, Bruder«, sagte Nate und duckte sich durch die niedrige Tür. »Wie stehen die Aktien?«
Jack wischte sich das Gesicht mit einem Zipfel seines T-Shirts ab und log seinen Zwilling schulterzuckend an. »Ganz gut. Und bei dir? Welchem Umstand verdanken wir die Ehre deines Besuchs? Hat Thomas dich angerufen und als Verstärkung für die Party engagiert?«
»Er hat mich wirklich angerufen.« Nate setzte sich zu ihm auf die Bank. »Aber dabei ging es um dich.«
Jack runzelte die Stirn. »Ach, tatsächlich?«
»Er macht sich ein bisschen Sorgen.«
»Worüber?« Jack hob seine Wasserflasche an den Mund. Am liebsten hätte er den Bruder einfach sitzen lassen und wäre schnurstracks aus dem Fitnessraum marschiert.
»Er sagt, du arbeitest zu viel.«
Jack ließ die Flasche wieder sinken. »Das ist ja wohl nichts Neues.«
Nate zuckte gleichmütig mit den Schultern, wählte seine nächsten Worte aber offensichtlich mit Bedacht. »Er sagt, du hättest deine Verlobung gelöst, einen Autounfall gehabt und seit Tagen nicht mehr in deinem Bett geschlafen, weil du bis in die frühen Morgenstunden hinter deinem Schreibtisch sitzt. Also, was ist los?«
Jack starrte auf das Laufband und überlegte, ob sich seinen Beinen vielleicht noch genügend Kraft für eine paar weitere Kilometer entlocken ließ.
»Sprich mit mir, Jack. Sonst muss ich den großen Bruder rauskehren und es aus dir rausprügeln.«
Endlich sah Jack ihn wieder an. »Ich bin verliebt.«
Nate verzog den Mund zu einem Lächeln. »Echt? In den Rotschopf?«, fragte er.
Jack nickte stumm.
»Das ist doch super, Bruderherz.«
Jack streckte sich und warf die leere Flasche durch den Raum. Sie traf auf den Rand des Mülleimers, und während eines Augenblickes dachte er, sie fiele hinein. Als sie stattdessen auf den Boden krachte,
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