Kuss mich kuss mich nicht
blickte er auf die schimmernden Tropfen in der Flasche und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht, ob es funktionieren wird. Wir sind in einer Sackgasse gelandet.« Er räusperte sich. »Ich will sie. Aber vielleicht muss ich mein Leben völlig auf den Kopf stellen, damit ich sie behalten kann.«
»Das ist natürlich hart.«
»Und ob.«
Er stand auf, ging durch den Raum, hob die Flasche auf, warf sie in den Müll und drehte sich wieder zu seinem Bruder um.
»Ich habe die Absicht, für das Amt des Gouverneurs zu kandidieren.«
»Das habe ich bereits gehört. Und ich glaube, dass du dafür hervorragend geeignet wärst.«
»Das glaube ich auch.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und spürte den darin klebenden Schweiß. »Als ich vor Jahren zum ersten Mal darüber nachgedacht habe, ging es mir vor allem darum, Dad eins auszuwischen. Ich dachte, es würde ihn furchtbar ärgern, weil er dann denken würde, dass mein Ehrgeiz keine Grenzen kennt und so. Aber als ich es ihm sagte, hat er sich im Gegenteil sogar gefreut.«
»Und trotzdem hast du das Interesse nicht verloren?«
»Nein. Und das hat mir gezeigt, dass mir wirklich etwas daran liegt. Ich plane meine Kandidatur bereits seit Jahren. Habe jede Menge Hände dafür geschüttelt, mir eine solide Basis aufgebaut, und jetzt will ich das Amt auch haben.«
»Aber sie will nicht die Frau eines hohen Staatsdieners sein?«
»So weit sind wir noch gar nicht gekommen. Weil sie gar nicht erst den Wahlkampf durchstehen will. Der wird nämlich sicher ziemlich hart.« Er kehrte zu der Bank zurück, griff nach der Schlinge, die er vor seinem Lauf dort abgelegt hatte, und hängte sie sich wieder um den Hals. Dann schob er seinen eingegipsten Arm hinein und wollte von seinem Bruder wissen: »Warst du je mit einer Frau zusammen, die dir das Gefühl gegeben hat, dass es, verdammt noch mal, den lieben Gott vielleicht tatsächlich gibt?«
»Nein.«
»Tja, ich auch nicht. Bevor ich ihr begegnet bin. Weshalb mir der Gedanke, die Beziehung zu ihr zu beenden, vollkommen verkehrt vorkommt.«
»Das klingt so, als hättest du dich schon entschieden.«
Gütiger Himmel, hatte er das tatsächlich getan?
Er dachte kurz darüber nach und erkannte, dass seine Entscheidung längst gefallen war.
Für Callie wäre er bereit, alles aufzugeben. Selbst das gottverdammte Amt des Gouverneurs.
Ihrer Liebe wegen würde er auf diesen Traum verzichten.
Weil dafür ein anderer in Erfüllung ging.
Er atmete erleichtert auf, denn zumindest von seiner Seite aus war das Problem gelöst.
Er würde seine politischen Ambitionen ihr zuliebe aufgeben. Wobei das nur die halbe Lösung war. Denn bevor er so weit ginge, müsste sie ihm gegenüber völlig ehrlich sein. Dann müsste er alles von ihr wissen, was es über sie zu wissen gab.
Er sah wieder seinen Bruder an. »Danke, Nate, du hast mir echt geholfen.«
Nate wirkte leicht verwirrt, schlug sich dann aber mit beiden Händen auf die Knie und stand wieder auf. »Ich bin immer froh, wenn ich dir helfen kann. Selbst wenn meine Hilfe nur in Zuhören besteht.«
Sie wandten sich zum Gehen.
»Also, wie lange wirst du bleiben?«, fragte Jack.
»Ich dachte, bis nach der Party, und dann fahre ich rauf zu Spike und Louie nach Montreal.«
Jack löschte das Licht, und sie gingen wieder hinauf. »Wie geht es den beiden Wahnsinnigen?«
»Sie sind noch immer so verrückt wie eh und je. Deshalb habe ich mir überlegt, mich geschäftlich mit ihnen zusammenzutun. Vielleicht kaufen wir ein Restaurant.«
»Dann willst du also endlich sesshaft werden?«
»Oh nein, ganz sicher nicht. Ich kaufe nur ein Unternehmen, Bruderherz.« Und schulterzuckend fügte er hinzu. »Ich habe nämlich ein bisschen Geld gespart.«
»Ach ja?«
»Tu doch nicht so überrascht. Nicht so viel wie du, aber es müsste reichen, bis der Laden läuft.«
Als sie in die Eingangshalle kamen, blieb Jack stehen. »Hör zu, gib mir Bescheid, wenn ihr etwas findet. Ich gebe euch gern …«
»Sprich am besten gar nicht weiter. Du hast schon genug Leute, die von dir abhängig sind, und ich brauche keine Almosen.«
Genau das hatte Callie in seinem New Yorker Hotel zu ihm gesagt. Er hatte das Gefühl, als läge ihr dortiges Gespräch bereits eine Ewigkeit zurück.
»Tja, falls du ein Darlehen haben möchtest, denk einfach an mich.«
»Okay.« Und grinsend fügte Nate hinzu: »Aber allzu große Hoffnungen machst du dir lieber nicht.«
Callie öffnete die Tür von ihrem Schlafzimmer und
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