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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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zart pinkfarbenen Hemd hoben sich sein dunkles Haar und seine Augen geradezu dramatisch ab.
    »Sieh es dir am besten einfach an«, bat sie ihn und nickte in Richtung des Porträts.
    Er und ihre Schwester beugten sich über das Bild, und Grace rief mit erstickter Stimme aus: »Oh mein Gott. Das ist das Gesicht von einer Frau.«
    Callie wartete auf seine Reaktion.
    Seine Brauen senkten sich tief über seine Augen, doch sie konnte nicht erkennen, ob er eher begeistert oder zornig war.
    »Nun, das ist eine ziemliche Überraschung«, stellte er mit ruhiger Stimme fest und … sah sie endlich wieder an. »Die die Briefe in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.«
    »Briefe?«, fragte Grace. »Dann gibt es also mehr als den, von dem du mir erzählt hast, Jack?«
    Er nickte mit dem Kopf. »Bereits vor Jahren hatte ich einen ähnlichen Brief entdeckt, und wenn sie wirklich zusammengehören, sieht es ganz so aus, als hätte Nathaniel ein Verhältnis mit oder zumindest ein romantisches Interesse an der Ehefrau von General Rowe gehabt.« Er blickte wieder auf das Bild.
    »Was willst du jetzt machen?«, wollte Callie von ihm wissen. »Soll ich das Gesicht wieder übermalen?«
    Es folgte eine lange Pause, schließlich aber meinte er: »Nein, ich glaube nicht.« Und als er ihren überraschten Blick bemerkte, fügte er in gleichmütigem Ton hinzu: »Denn selbst wenn sie die Frau des Generals ist, finde ich, dass das Porträt ohne ihr Bild im Spiegel nicht authentisch wäre. Deshalb lassen wir es besser dort.«
    Grace runzelte die Stirn. »Seid ihr sicher, dass der Briefwechsel zwischen ihm und Mrs Rowe stattgefunden hat?«
    »Am besten siehst du dir die Schreiben selber einmal an«, schlug Jack ihr vor. »Sämtliche Indizien weisen darauf hin.«
    »Und ihr denkt, die Frau auf diesem Bild ist Sarah Rowe?« Grace wies erneut auf das Porträt.
    »Es ist allgemein bekannt, dass die Frau des Generals eine Bekannte Copleys war, nicht wahr?«, fiel Callie ihr ins Wort. »Ich meine, Copley schreibt in seinen Tagebüchern, dass sie sich als Malerin versucht hat und deswegen öfter bei ihm war, bevor er nach London ging. Nathaniel hat dieses Porträt bei ihm bestellt, und es ist durchaus vorstellbar, dass er das Gesicht seiner Geliebten darauf abgebildet haben wollte, nur dass er es, weil es eine verbotene Liebe war, am Ende wieder übermalen ließ. Vielleicht als verborgenes Zeichen seiner Zuneigung. Ziemlich romantisch, finde ich. Und auch das Datum stimmt – 1775, das Jahr, in dem er unter Rowe in die Schlacht von Concord gezogen ist.«
    Grace lachte leise auf. »Das ist eine hübsche Theorie, für die sehr vieles spricht. Nur gibt es ein Problem. Die Frau des Generals war nämlich blond.«
    Jack und Callie fuhren zu ihr herum.
    »Woher weißt du das?«, wollte er von ihr wissen.
    »Ich habe einige Kenntnisse in amerikanischer Geschichte«, gab sie trocken zurück. »Wenn ich mich nicht irre, gibt es nur zwei Porträts der Frau des Generals, von denen allerdings eines – eine Miniatur – im Besitz der Hall’schen Sammlung ist. Sie war eindeutig blond.«
    »Wer zum Teufel ist dann diese Frau?« Stirnrunzelnd blickte Jack wieder auf das Bild.
    »Bist du sicher, dass in diesen Briefen vom General gesprochen wird?«
    Als Jack nickte, meinte Grace: »Dann ist es vielleicht seine Tochter Anne. Sie war brünett wie er.«
    »Wirklich?«
    Jetzt nickte Grace, blickte unter die Decke und wippte auf ihren hochhackigen Schuhen.
    »Lass mich kurz nachrechnen. Dieses Porträt stammt aus dem Jahr 1775. Anne war damals, glaube ich, ungefähr sechzehn, und Nathaniel Walker dürfte um die zwanzig gewesen sein. Das klingt für eine Liebesaffäre ziemlich jung, allerdings wurden damals Mädchen häufig in dem Alter verheiratet.« Sie wandte sich an Jack. »Die Schreiben des Generals deuten darauf hin, dass er ein äußerst fürsorglicher, zugleich aber strenger Vater war. In einem seiner Briefe steht, dass er seiner Tochter ein spirituelles Leben wünscht, was meiner Meinung nach bedeutet haben könnte, dass er sie bedrängt hat, einem religiösen Orden beizutreten oder so. Also kann ich mir gut vorstellen, dass sie es vor ihm verbergen wollte, falls sie etwas für Nathaniel empfunden hat. Zumindest nicht, bevor sie mit ihm verlobt und es zu spät gewesen wäre, um noch etwas dagegen zu tun.« Grace blickte in Nathaniels Gesicht. »Aber wenn ich mich recht entsinne, starb Anne im Herbst 1775 an Typhus, und ihr Vater hat sich nie von der Tragödie

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