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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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wohlhabenden Familie. Trotz ihres hochherrschaftlichen Gebarens hatte sie als viertes von sechs Kindern einer Familie portugiesischer Fischer in einer kleinen Hafenstadt in Gloucester das Licht der Welt erblickt. Einziges Ziel in ihrem Leben war gewesen, dort herauszukommen, und so hatte sie mit fünfzehn ihren Namen Myrna gegen Mercedes eingetauscht, sich geschworen, alles hinter sich zu lassen, womit sie aufgewachsen war, und als sie mit einem Stipendium am Smith College gelandet war, war sie bereit gewesen, der Welt ihren Stempel aufzudrücken.
    Oder wenn schon nicht der Welt, so dem passenden Mann.
    Jacks Vater hatte ihrer Vorstellung genau entsprochen, denn er war nicht nur ein reicher junger Mann gewesen, sondern obendrein ein Spross der angesehenen Walker-Dynastie. Sie hatten sich über gemeinsame Freunde kennengelernt, als Nathaniel der Sechste eines schönen Frühlingswochenendes während seines letzten Jahrs aus Harvard herübergekommen war. Ihre Schönheit hatte ihn geblendet, und mit ihrem aggressiven Wesen hatte sie verhindert, dass er die Gelegenheit bekam, sich weiter umzusehen. Drei Monate später hatte sie das College abgebrochen, und die beiden hatten diskret in der Episkopalischen Kirche in Osterville am Cape Cod geheiratet.
    Es hatte sich als gute Verbindung herausgestellt. Ihre Herkunft hatte seinen Vater nie auch nur im Mindesten gestört. Tatsächlich hatte es ihm Spaß gemacht, ihr alles beizubringen, was sie nicht gewusst hatte, und Mercedes hatte sich als ausnehmend gelehrige und eifrige Schülerin herausgestellt. Bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag hatte sie sich ein für alle Mal in der High Society von Boston etabliert, in ihren Vierzigern und Fünfzigern war sie Mitglied der richtigen Komitees geworden, um allseits für ihre wohltätige Arbeit respektiert zu werden, und jetzt, mit Anfang siebzig, wurde sie vom weißen, angelsächsisch-protestantischen Establishment und von diversen Aufsteigern hofiert und galt, wenn es um Fragen wie den Besuch der richtigen Partys und Bälle ging, als Ikone sicheren Geschmacks.
    Sie war ohne Zweifel stolz auf ihren gesellschaftlichen Aufstieg, obwohl es nur ein Sieg der äußeren Erscheinung war. Obwohl ihre Entschlossenheit ihr größten Reichtum und gesellschaftliches Ansehen eingetragen hatte, blieb die Tatsache bestehen, dass sie in die Arbeiterklasse hineingeboren war. Jack hatte immer schon gedacht, dass dies für seine Mutter ein Grund zurVerzweiflung war, obwohl sich niemand anderes, am wenigsten die eigene Familie, daran zu stören schien. Tatsächlich hatte Nathaniel der Sechste die Verwandlung seiner Ehefrau in eine Stütze der Bostoner Gesellschaft stets mit Stolz erfüllt.
    Wobei Jack keine Ahnung hatte, wie sie mit der leicht herablassenden Zuneigung des Ehemanns zurechtgekommen war.
    Vielleicht, weil das, was sie im Gegenzug von ihm dafür erhalten hatte, ein verdammt bequemer Lebensstil gewesen war.
    Während er in Richtung seines eigenen Zimmers ging, überlegte Jack, dass Callies Herkunft ebenso bescheiden wie die seiner Mutter war. Weshalb also hatte sie, obwohl sie doch das Geld eindeutig brauchen konnte, sein großzügiges Angebot zweimal abgelehnt?
    Vor der Tür des Roten Zimmers blieb er stehen. Während er versuchte, durch das dicke Holz zu sehen, drang die Stimme seiner Mutter an sein Ohr.
    »Was machst du da?«
    Am liebsten hätte er sie angefahren, dass sie ihn, verdammt noch mal, in Ruhe lassen sollte. Stattdessen ging er weiter bis zu seiner eigenen Tür und stellte mit ruhiger Stimme fest: »Ich dachte, wir hätten uns schon gute Nacht gesagt.«
    »Jackson.«
    »Was?«
    »Sie ist nicht wie du.«
    Er starrte seine Mutter wütend an. Das Licht am Kopf der Treppe tauchte ihre hohen Wangenknochen in dramatische Schatten und betonte noch den roten Lippenstift, den sie immer trug.
    Als er nichts erwiderte, fuhr sie mit eindringlicher Stimme fort: »Du darfst nie vergessen, dass du das Erbe der Walkers in dir trägst.«
    »Daran brauchst du mich ganz bestimmt nicht zu erinnern. Schließlich stelle ich sämtliche Schecks für den Erhalt von diesem Erbe aus.«
    Er öffnete die Tür, als sie eilig den Flur herabgelaufen kam. »Ich habe heute Abend das von Blair und dir gehört. Warum hast du es mir nicht selbst erzählt?«
    Jack kreuzte die Arme vor der Brust. Woher zum Teufel wusste sie davon? Sie hatten kein Geheimnis aus der Verlobung machen wollen, von einer öffentlichen Bekanntgabe bisher aber noch abgesehen.
    »Weil es nicht

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